Montag, 7. Juli 2014

Anybody hungry? As seen on ESPN ...

Bevor ich die Koffer packe (denn morgen geht's nach Deutschland!), musste ich diesen Post hier noch loswerden. Ich hoffe, der geneigte Leser ist gerade satt ...


Freitag war "Independence Day", July 4th - arbeitsfrei! Wir trafen uns bei Freunden zum Fußball schauen ("Schlaaand!") und zum anschließenden Grillen. Deutschland hatte gerade die Franzosen abgefertigt, als die Live-Übertragung von ESPN (ein Sportsender, der nur über Kabel zu empfangen ist, was wir daheim nicht haben) plötzlich den Standort wechselte. Nach Rio sah das nicht aus - zu viel Regen ...


Die Zuschauer jubeln nicht über die eingeblendete deutsche WM-Statistik ...

Wie man sieht, war das Publikum dennoch zahlreich erschienen. Und wenig später wussten wir auch, wozu. "Nathan's Famous Hot Dog Eating Contest". Hier die Regeln:

Regeln: Wurst und Brötchen essen; 10 Minuten Zeit; Brötchen nicht länger als 5 Sekunden einweichen; wer kotzt, wird disqualifiziert

Diese Live-Übertragung war irgendwie wie ein Autounfall: Man musste hinschauen, wenn auch widerwillig, irgendwie zwischen Ekel und Faszination. Wir lernten auch, dass nicht nur Hot Dogs um die Wette gegessen werden. Hier die Jahresbilanz der beiden Favoriten des Wettbewerbs in verschiedenen Kategorien.

Wettesskategorien: Gyros, frittierter Spargel (umgerechnet 5,5 kg ...), Tacos, Schweinefleischminibrötchen, Chili (32 oz sind knapp 950ml, das mal acht ...)

Mit großem Trara wurden alle Teilnehmer auf die Bühne gerufen und vorgestellt, auch wenn sich das Kamerabild zunehmend auf die beiden Favoriten fokussierte. Die Mädels in den orangeroten Shirts zählen mit - hier der Zwischenstand nach noch nicht einmal einer Minute ...


Ich würde wirklich gerne wissen, wer sich die Mühe machte, die Fressgeschwindigkeit in "Dogs per Minute" zu messen ...


Ich konnte nicht die ganze Zeit hingucken, denn schließlich brutzelte gerade unser eigenes Essen auf dem Grill und ich wollte mir nicht gänzlich den Appetit verderben. Der Zwischenstand nach zweieinhalb Minuten ...


Ich fragte mich ernsthaft, ob die Zuschauer Eintritt bezahlten oder ihnen Eintritt bezahlt wurde ... Immerhin ist es spannend, nach vier Fünfteln der Zeit liegen die Favoriten gleichauf!


Ob die beiden als Kind oft ein "Schling nicht so!" zu hören bekamen und ihre Wettbewerbsteilnahme Überkompensation ist???


Nachdem auch die letzten vier Sekunden abgelaufen waren, begannen die Juroren mit der offiziellen Zählung (vermutlich der Reste).

Am Ende wird die Flüssigkeit auch getrunken und nicht nur zum Tunken der Brötchen genutzt ...

Heraus kam: Der alte Champion, Joey Chestnut, ist auch der neue. 61 Hot Dogs in zehn Minuten reichten zum Sieg. Seinen Weltrekord von 69 Wurstbrötchen konnte er jedoch nicht knacken. Vielleicht hatte er noch zu viele Schmetterlinge im Bauch, denn unmittelbar vor dem Wettkampf hatte er seiner Freundin noch einen Heiratsantrag gemacht - sie hat angenommen (sogar Spiegel Online berichtete!).

Im Rahmen der Berichterstattung lernte ich auch noch, dass dieses Kampffressen in einer Liga professionell organisiert ist, der MLE (Major League Eating). Ich gehe davon aus, dass der alte und neue Champion vom Wettfuttern leben kann. Trainieren wird er vielleicht an All You Can Eat-Büffets, denn statt eines normalen Ein-Liter-Magens passt in seinen das Vierfache, wie eindrucksvoll demonstriert wurde (man nehme einen menschlichen Torso mit Gummiballon statt Magen und stopfe mehr als 60 Wurstbrötchen hinein = 9. Monat schwanger).


Erstaunlicherweise konnten wir unser Gegrilltes am Freitag doch noch genießen. Allerdings nicht ohne darüber nachzudenken, was wohl die Welthungerhilfe von solchen Wettbewerben hält ...





Samstag, 5. Juli 2014

Jury Duty! Jury Duty???

Wenn man nicht drüber nachdenkt, kommen noch weitere Ideen für die Liste der kleinen Dinge, wo Alex und ich den Unterschied zu Deutschland kaum noch bemerken.

13. Drug Commercials. In Deutschland werben Zwillinge für Erkälrungsmittel, hier in den USA werden viel härtere und daher auch verschreibungspflichtige Dinge in der TV-Werbung angepriesen: Antidepressiva beispielsweise. Und statt des eingeblendeten Hinweises "Für Risiken und Nebenwirkungen ..." werden diese hier alle noch im Werbespot genannt: Durchfall, plötzliche Blutungen, Selbstmordgedanken, Krebs ... Da muss man echt ganz schön verzweifelt sein, um das beworbene Mittel nehmen zu wollen, denke ich mir. Dazu auch noch passend: Werbung von Anwaltskanzleien, zum einen lokal, zum anderen aber auch solche, die Sammelklagen anstreben, weil diesesoderjenes Medikament doch riskanter war als gedacht ... "If you or a loved one took [Medikament], and suffered a stroke, heart attack or death - call ..."


Themenwechsel.

Montag hatte ich ebenso überraschende wie offizielle Post im Briefkasten. Ich öffnete den Brief und las zunächst einmal das ...



Mein erster Gedanke: "Mist, da bist du doch noch in Deutschland."

Aber dann studierte ich das Formular genauer, befragte Freund Google und siehe da ... Es gibt hier in den USA ja kein Einwohnermeldeamt, sondern die Meldeadresse steht entweder auf dem Führerschein oder der State ID, ausgegeben vom DMV. Gemeinsam mit dem Wählerverzeichnis ist dies der Adresspool für Jury Duty.


Erst der Fragebogen, der auch online ausgefüllt werden konnte, entschied darüber, ob ich mich tatsächlich für den Jury Service qualifiziere (Section A - Qualification Questions). Da ich weder U.S. citizen (Frage 1) noch (permanent) resident (Frage 3) bin, bin ich disqualifiziert.

Aus diesem Grund hätte ich auch nie damit gerechnet, überhaupt einen Brief zu erhalten, der mich zur Jury Duty auffordert, aber augenscheinlich übermittelt die Führerscheinbehörde nur Adressen ohne Zusatzinformationen. Mehr Papierkram für mich.

Ich habe den Fragebogen ausgefüllt und warte nun noch auf den Brief, der mich offiziell befreit. Die schriftliche Bestätigung war auch schon in der Post: "you have been disqualified". Sonst hätte ich auch am Freitag vorm Antrittsdatum eine Hotline anrufen und so mittels Juror Number und PIN erfahren können, ob ich ausgewählt wurde.





Wobei es durchaus mal eine interessante Erfahrung gewesen wäre, in einer Jury zu sitzen. Laut einer Kollegin, die das Vergnügen vor ein paar Monaten hatten, ist das aber recht unspektakulär ...