Mittlerweile
sind wir wieder voll in der Mitteleuropäischen Zeitzone angekommen. Und wenn
ich mir die imaginäre shopping list aus dem letzten Posting so anschaue, habe
ich schon einiges davon erledigt … Aber kommen wir doch in diesem Eintrag mal
zu der (Un?-) Möglichkeit, sieben Stunden Zeitunterschied zu bekämpfen: Ein
Protokoll.
Dienstag,
13.8.2013, 20 Uhr US central time: Der
Flieger bewegt sich voll im Zeitplan zum Rollfeld. Den Nachtflug haben wir mit
voller Absicht gebucht, denn vielleicht können wir so unsere innere Uhr
zumindest ein bisschen austricksen. Gleichermaßen erfreut wie erstaunt stellen
wir fest, dass der Flieger nur etwa zu zwei Dritteln belegt ist. Viele Pärchen suchen
sich eine Viererreihe für sich, um sich auszubreiten. Alex und ich bleiben an
unserem Platz, denn nun ist die Reihe vor uns leer.
Dienstag,
13.8.2013, gegen 22 Uhr central time:
Das Abendessen wurde serviert, abgeräumt und das Licht ausgemacht. Der Zwang
zur guten Nacht. Ich starte den zweiten Film im individuellen
Entertainmentcenter, denn jeder Fluggast hat vor sich einen kleinen
8-Zoll-Bildschirm, den er individuell bespielen kann. Mit Filmen, Serien, Musik
oder Reiseinformationen. Alex sagt gute Nacht.
Dienstag/Mittwoch,
gegen Mitternacht central time:
Nach Ende des zweiten Filmes penne auch ich so langsam ein. Hugh Laurie’s Jazz-CD
auf den Ohren hilft außerordentlich dabei, das laute Schnarchen des Mannes
schräg hinter uns zu übertönen. Wir freuen uns, denn eigentlich sollte der
direkt vor uns in der Reihe sitzen.
Mittwoch,
14.8.2013, 9 Uhr MEZ: Mein
Hirn ist verwirrt. Ich habe wohl zwei Stunden geschlafen, aber die Nacht ist
vorbei, das Licht wieder an und bald wird Frühstück serviert. Ich schaffe es
weder auf Französisch noch auf Englisch die flight
attendants zu verstehen: „Coffee, s’il vous plaît! Lots of!“ Zwei
Stunden später landen wir auch schon in Paris.
Mittwoch,
14.8.2013, 12 Uhr MEZ:
Paris, Flughafen Charles de Gaulle. Ich freue mich! Umbauarbeiten haben
offenbar dazu geführt, dass die Sicherheitscheckpolitik verändert wurde: Keine
eine ewig lange Schlange für alle mehr, sondern eine beim (oder vorm?) Wechsel
des Terminals. Yeah! Wir warten auf den Anschlussflug nach Hannover und haben
Lunch oder ein zweites Frühstück vorm Gate.
Mittwoch,
14.8.2013, 16 Uhr MEZ:
Meine Eltern holen uns vom Flughafen ab. Ein bisschen Quatschen, Bilderschau
und Freude, dass wir da sind. Kurz, zumindest. Am nächsten Morgen haben wir den
Termin in der Botschaft in Berlin, denn mit abgelaufenen Visa dürfen wir zwar
in den USA bleiben, aber nicht wieder einreisen.
Mittwoch,
14.8.2013, 21 Uhr MEZ:
Wir gehen schlafen. Gleich zwei Wecker sind auf halb vier gestellt, denn
verschlafen wäre blöd. Beim nächsten Mal fliegen wir gleich nach Berlin, das ist
klar. Im November beim Buchen des Fluges hatte ich das nicht auf dem Plan.
Mittwoch,
14.8.2013, kurz vor Mitternacht MEZ: Alex
und ich sind auf einmal beide hellwach. Im stockdunklen Schlafzimmer schauen
wir uns erschrocken an und sind der festen Überzeugung, verschlafen zu haben. Doch
Wecker 1, mein deutsches Handy, sagt, es sei 23.45 Uhr. Das kann doch nicht
stimmen! Verstört greife ich zu Wecker 2, einem Funkwecker. Doch, es ist noch
nicht einmal Mitternacht. Halb erleichtert, halb ningelig „Mist, jetzt sind wir
wach“ sinken wir zurück in die Kissen und schlafen irgendwie auch wieder ein …
bis
Donnerstag,
15.8.2013, 2.30 Uhr in der Früh:
Wieder sind Alex und ich beide hellwach. Und diesmal beschließen wir gleich aufzustehen,
denn die eine Stunde macht auch nichts mehr. Eine kalte bis lauwarme Dusche,
nen Cappuccino und knapp eine Stunde später sitzen wir im Auto und fahren dem
Sonnenaufgang entgegen nach Berlin.
Donnerstag,
15.8.2013, Sonnenaufgang:
Irgendwo in Brandenburg kratzen wir angesichts eines defekten Geldautomaten
unsere restlichen Euros zusammen um an einer Raststätte je einen Kaffee und ein
gemeinsames Croissant zu genießen. Der Sonnenaufgang ist wirklich schön.
Donnerstag,
15.8.2013, kurz vor 8 Uhr: Gut,
dass gleich gegenüber der US-Botschaft in der Clayallee ein McD ist. Koffein
brauchen wir erst einmal nicht mehr, aber Orangensaft wäre gut. Mir fällt die
Pin für die deutsche EC-Karte nicht mehr ein, so dass ich mit der deutschen
Visa zahlen muss. Ich fühle mich selten dämlich. Einmal Vitamine, bitte! Und
auch wenn wir den Termin in der Botschaft erst um neun Uhr haben, stellen wir
uns schon kurz nach 8 Uhr in der Schlange an.
Donnerstag,
15.8.2013, 10 Uhr: Wir
verlassen die Botschaft wieder: Visa
approved! Das Gespräch mit dem Konsularsbeamten hat keine fünf Minuten
gedauert. Und dabei hatten wir Muffensausen, weil die zwei Anträge vor uns
abgelehnt worden waren. Die Schallisolierung funktioniert wohl nicht so, wie
sie sollte. Dem letzteren Jungchen, der seine deutsche Freundin, die in den USA
bei BASF arbeitet, mit einem B2-Visum für länger als die einem Deutschen normalerweise
erlaubten 90 Tage besuchen wollte, hätte ich am liebsten am Kragen gepackt und
gesagt: „Du brauchst Tausende Euro an
Ersparnissen; Kontoauszüge und Einkommensnachweise hier in Deutschland reichen
nicht! Du musst zeigen, dass du ein halbes Jahr lang ohne Arbeit auskommen und
dich selbst finanzieren kannst!“ Aber: Nicht mein Problem.
Donnerstag,
15.8.2013, 12 Uhr: Wir
sind bei Alex‘ Schwester in Berlin und essen Mittag. Hui, ein Mittagsschläfchen
scheint dringend notwendig, so schaffen wir es nie im Leben nach Halle zurück –
wir beide hängen voll in den Seilen. Und tatsächlich, nach einer und für mich
noch einer weiteren Stunde geht es mir gut und ich fahre zurück nach Halle. Auf
der Fahrt bemerke ich, die Grundentspannung des Autofahrers aus Minnesota
mitgebracht zu haben. Mit 75 km/h auf der Landstraße einem LKW hinterher zu tuckeln,
fällt plötzlich gar nicht mehr so schwer …
Donnerstag gehen wir abends dann zu einer
normalen Zeit schlafen und stehen Freitag auch normal auf. Der Jetlag ist überwunden.
Zurück
in die USA ist die Zeitdifferenz meistens leichter zu bewältigen. Mal schauen …
Ganz allgemein hilft es wirklich, sich möglichst schnell an den Tagesablauf in
der anderen Zeitzone anzupassen – auch wenn das in Sachen gefühlter
Matschigkeit für ein bis drei Tage unerträglich zu sein scheint.