Sonntag, 15. März 2015

Spring forward!

"Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick ..."
 


So schrieb schon Goethe und Alex hielt das für einen passenden Beginn für diesen Blogeintrag. Denn auf Seen mit weniger Strömung hält sich der Eispanzer noch, auch wenn er zunehmend dünner wird. Wenn aber selbst der Mighty Mississippi wieder Wasser führt, dann ist augenscheinlich das Frühjahr angebrochen. Zumindest für den Moment, denn in Minnesota weiß man ja nie.

Alex und ich haben ein sehr musikalisches Wochenende hinter uns. Gestern abend hörten wir Bachs h-Moll Messe gleich um die Ecke von uns in der Lourdes-Kapelle von Assisi Heights. Und Freitag abend wurde es richtig klassisch: Beethovens Zehnte=Brahms' Erste. Und zwar auf eine recht außergewöhnliche (typisch amerikanische?) Art. Die erste Hälfte war eine moderierte Einführung mit Erklärungen zum Leben Brahms und seiner Zeit, dem schweren Erbe Beethovens und seiner Beziehung zu Robert und Clara Schumann. Verschiedene Stücke wurden nur in Auszügen gespielt, was zusammen mit der Moderation durch einen der Violinisten und der Dirigentin einen passenden Eindruck gab. Erst nach der Pause gab es dann die gesamte Sinfonie zu hören. "Into the Classics" heißt dieses Konzept.


Wir sind dann ausnahmsweise über Nacht in Minneapolis geblieben, haben uns ein Hotelzimmer Downtown gegönnt und sind am Samstag morgen mittag noch spazieren gewesen - bei herrlichstem Frühlingswetter! +15°C, Sonnenschein und blauer Himmel - das hatten wir seit unserem Ausflug nach San Francisco nicht mehr gehabt. Und da die gesamte letzte Woche schon
(temperaturtechnisch) darauf hin gearbeitet hatte , war - wie oben erwähnt - der Mississippi vom Eise  befreit.


Die Nicollet Mall ist in Minneapolis das, was einer Einkaufstraße am nächsten kommt. Ein bisschen wie die Mönkebergstraße in Hamburg allerdings, denn zumindest Busse und Taxis (und vielleicht Privatfahrzeuge mit Sondererlaubnis) dürfen hier fahren. Auch ist der Gehweg von der Straße abgeteilt. 

Von dort aus sind wir dann nach Norden gestartet und kamen etwa sechs Blocks weiter am Mississippi an. Dort machten wir uns dann auf den Heritage Trail, der über knapp drei Kilometer die Geschichte von St. Anthony und Minneapolis ("Mill City") erklärt, illustriert und an etlichen historischen Bauwerken vorbeiführt. Wie zum Beispiel die Stone Arch Bridge, ehemals für Güterzüge, jetzt für Fußgänger, Jogger, Skater, Radfahrer.



Stone Arch Bridge - hier kann man ihren Aufbau sehen oder zumindest erahnen

Rechts die Schleuse für den Schiffsgüterverkehr, links die gezähmten St. Anthony Falls

St. Anthony Falls - links Downtown Minneapolis

Stone Arch Bridge - heute nur noch Viadukt für Unmotorisiertes

St. Anthony Main - Minneapolis Riverfront

Blick auf Minneapolis

Noch ein Blick auf Minneapolis
 Gerne hätte ich noch ein ähnliches Blick mit der Stone Arch Bridge im Vordergrund gemacht, aber da kam ich irgendwie nicht näher dran: Der Zugang war noch abgesperrt.


Und noch ein Nachwort hinsichtlich der Geschichte von Minneapolis: Die Stadt wurde als Getreidemühlenstandort groß. Auf beiden Seiten des Mississippi finden sich entlang des Heritage Trails viele Hinweise auf diese grundlegende Industrie. Die Lage direkt an den St. Anthony Falls war natürlich ideal für Mühlen - und heute befindet sich in den Ruinen der ehemals größten Mühle der Welt das Mill City Museum.


Ehemals Washburn A Mill, heute Mill City Museum - und Gold Medal Flour gibt es immer noch zu kaufen.

Am Dienstag sollen die Temperaturen wieder einstellig werden (in Celsius, in Fahrenheit "upper 40s"), daher gehen wir jetzt noch einmal spazieren und die frühe Frühlingssonne genießen! Diesmal aber in Rochester und nicht in Minneapolis.