Sonntag, 12. Oktober 2014

Resistance was futile - why we finally got a credit card

Seit wir 2012 in die USA gezogen sind, haben wir schon mehrfach einen "Ausländermalus" in Kauf nehmen müssen. Zum Beispiel eine erhöhte Kaution für unsere ersten beiden Wohnungen hier. Unseren Gebrauchtwagen, den der Durchschnittsamerikaner monatlich abstottern würde, bezahlte Alex in bar (von dt. Reserven). Aber immer haben wir unsere Rechnungen fristgemäß bezahlt, unser Konto nie überzogen und mit unserer "Debit Card" unserer Hausbank die täglichen Ausgaben gedeckt. Auch wenn auf dieser Visa draufsteht, wird alles wie bei einer EC-Karte gleich vom Konto abgebucht.

In letzter Zeit bekamen wir regelmäßig Kreditkartenbeantragungsformulare unserer Hausbank unaufgefordert zugesendet. Wir sahen dies als gutes Zeichen, dass so langsam der Ausländermalus verschwinden würde und wir uns gaaanz langsam eine credit history aufgebaut hätten. Dachten wir. Bis Anfang September.

Alex wollte mit seinem "best man" an den Lake Superior, ich aber nicht ohne Auto in Rochester sein. Glücklicherweise gibt es genügend Autovermietungen in der Stadt, die verglichen mit Deutschland auch einen guten Wochenpreis machen. Alex hatte also in der Innenstadtfiliale persönlich ein Auto für die Woche reserviert. So weit, so gut.

Als die beiden das Auto dann an einem Samstagmorgen abholen wollten - gab man ihnen das Auto nicht! US-Führerschein und Debit Card waren nicht gut genug! "Wir haben hier keinen Eintrag zu ihrer Sozialversicherungsnummer", hieß es, "ich kann Ihnen so kein Auto vermieten! Nicht ohne Kreditkarte." Wie bitte??? Auch das Angebot einer erhöhten Kaution, das Alex machte, seinetwegen auch in bar, führte zu nichts. Alex war sprachlos. Und ich auch, nachdem ich die Story etwas ausführlicher, als ich sie hier jetzt schreibe, zu hören bekommen habe.

"You need a credit card!" fasste Matt das Dilemma zusammen. Ich bin ja auch schon etwas länger (so knapp zwei Jahre lang ...) dieser Meinung gewesen. Das Kaufen auf Pump und regelmäßige Abbezahlen baut die hier so wichtige credit history auf. Noch schlechter als "bad credit" ist "no credit", das wussten wir schon vor zwei Jahren. Wir dachten, dass sich dies so langsam erledigt hätte (weil Strom- und Gasrechnungen auch mit der Sozialversicherungsnummer verknüpft sind und wir damit unser Bezahlverhalten dokumentiert glaubten). Aber das war offenbar doch nicht der Fall.

Resistance was futile - jeglicher Widerstand schien nur endgültig zwecklos. Zumindest aus meiner Sicht. Ich knickte ein und beantragte eine Kreditkarte. Nach etlichem (elektronischen!) Papierkram war sie dann neulich in der Post. Ich präsentiere: Meine "Discover it"-Kreditkarte (Wortspiel!)!


Discover it - card.


Alex schaut sich erst einmal an, wie das mit meiner Kreditkarte so anläuft (ich bekomme ein monatliches Statement bzgl. meines credit scores). Er hat sich noch für keine Kreditkarte beworben. Allein der Besitz einer Kreditkarte ist unserer beider Erziehung auch gegenteilig, denn uns wurde beigebracht, nur das Geld auszugeben, das man auch hat. Das scheint nur leider mit dem Amerikanischen Traum so nicht ganz einherzugehen. Daher versuche ich so langsam meinen credit score hochzuschrauben. Wir wissen zwar nicht, wie lange wir noch in den Staaten sind. Unser Auto ist wohl noch gut in Schuss (sagt die Werkstatt regelmäßig) - aber man weiß ja nie, vielleicht streikt der Motor mitten im Minnesota-Winter und wir müssten dann über die Finanzierung eines Neuwagens nachdenken. Viel Spaß mit den Zinssätzen, die ohne credit history fällig werden!


Oder vielleicht wollen oder müssen wir einfach nur einmal wieder ein Auto mieten ...

Samstag, 4. Oktober 2014

The Changes of Autumn ...

Fangen wir einmal mit dem Offensichtlichen an ...


Der Herbst ist da, die Blätter der Bäume wechseln ihre Farbe. Ich weiß immer noch nicht, warum mich das hier (wie im letzten Herbst) weitaus mehr fasziniert als in Deutschland. Aber so ist es. Richtig aufgefallen ist mir der Beginn der Herbstes aber erst, als ich von einer dreitägigen Klassenfahrt zurück nach Rochester kam. Irgendwas war anders ...

Samstag, 27. September


Ja, wir haben sowohl Wendy's als auch Burger King in Sicht- und Laufweite. (Und McD auf der anderen Seite.)

Die Temperaturen waren noch nicht sonderlich herbstlich, um ehrlich zu sein. Am letzten Wochenende waren wir mit Kiki und Christos dann im Frontenac State Park, um uns den beginnenden Herbst einmal mit Blick auf den Mississippi River anzuschauen. (Außerdem waren die beiden zuvor noch nie am Mississippi gewesen.) So viel hatte sich dort an der Blattfärbung aber noch nicht getan.


28. September



Ihr seht übrigens richtig, am letzten Wochenende hatten wir schönstes T-Shirt-Wetter bei bis zu 25°C! Und auf der designierten "hiking trail" Runde kamen wir durchaus ins Schwitzen. Kurzum: Super Spätsommer! Und das Ende September ... Ich war froh, wenn der Wanderweg durch schattigen Wald statt sonnige Prärie führte. Auch wenn letztere schön anzusehen war ...




Auf dem Heimweg hielten wir dann noch einmal in Wabasha an. Hier waren wir schon mit meiner Mutter im August gewesen - und das Eis war uns als besonders lecker im Gedächtnis geblieben. So lecker, dass man nicht nach Kalorien fragen sollte. Eine "Kugel" (oder: single portion) kostete zwar über zwei Dollar, entspricht aber 2-3 europäischen Kugeln.


Wir wunderten uns nur über die für uns heimatlich anmutende Dekoration - wie zur WM in Deutschland sah es aus!



Die Lösung: Es war SeptOberfest! Das (Münchener) Oktoberfest scheint jeder zu kennen. Bier und Wurst lassen offenbar jedes Stadtchen an sein deutsches Erbe erinnern. Offiziell waren die Feierlichkeiten um 16 Uhr beendet, wir kamen kurz nach 16 Uhr an - aber die liebevoll aufgebaute Deko war trotzdem nicht vor uns sicher, wie die folgenden Fotos belegen ...





Die Sommerlichkeit nahm dann auch im Laufe der Woche immer weiter ab. Sturmböen mach(t)en meine kürzlich erworbene Kapuzenfleecejacke zum idealen Kleidungsstück. Gestern Nacht war es dann erstmals soweit: Es schneeregnete! Fotobeweise gibt es nicht, aber ihr könnt das schon glauben!!! (Edit: Hier ein Wetter-Update!)

Wettervorhersage von kaaltv.com: FROST! 32°F = 0°C
 
Der Winter lässt also vermutlich nicht mehr lange auf sich warten. Ich hoffe nur, dass der (Hundertjährige) Bauernkalender ("farmer's almanach") sich irrt, und dieser Winter nicht noch kälter wird als der letzte ...



Sonstige Veränderungen: Ab (hoffentlich) nächster Woche stocke ich meine Stunden auf und bin an vier Tagen auch nachmittags in der Schule. Von 1-3 gebe ich dann Förderunterricht in Mathe in Klasse 3-6. Die Schüler kommen während der normalen Unterrichtszeit zu mir und ich poliere entweder einzeln oder in Kleingruppen ihre Mathefakten auf. :) "Title 1" nennt sich das ganze und wird von den öffentlichen Schulen finanziert.

Ach ja: Im Dezember geht es zu einer Konferenz nach San Francisco! Alex' Posterpräsentation wurde genehmigt - jetzt muss ich nur noch hoffen, dass gleiches für meine zwei Tage Urlaub gilt ...



Gleich geblieben ist kürzlich der Papierkram um die (Erneuerung meiner) Arbeitserlaubnis, aber dazu ein anderes Mal mehr.