Der alltägliche Kulturschock ist meistens durch das Motto „Everything is bigger in Texas“ bedingt. Noch fehlt mir der Vergleich, um bei manchen Dingen urteilen zu können, ob es "nur" texanische oder allgemein US-Besonderheiten sind.
Ganz offensichtlich fängt es bei den Autos an. Besonders
schön ist das in der Pick-up-time zu beobachten, wenn die Kinder der
Presbytarian School nebenan abgeholt werden. Die ganze Straße entlang in beide
Richtungen reiht sich SUV an SUV und unser Parkplatz vorm Haus (unser Vermieter
ist die First Presbyrian Church) ist so zugeparkt, wie man sonst nur vom
Sonntag vormittag zur besten Gottesdienstzeit kennt. Wir haben nur einmal den
Fehler gemacht, genau vor dieser Zeit einkaufen zu fahren – unser Parkplatz war
natürlich weg. Und während hier schon ein typischer gelber Schulbus um die Ecke bog, habe ich keine Fahrradständer an der Schule gesehen ... Wobei ich dann wahrscheinlich auch erst einmal duschen müsste, ehe ich unterrichtsbereit wäre!
Mit unserer kleinen Limousine fühlt man sich ohnehin immer ganz
klein zwischen all diesen Familienkutschen. Ich musste auch ein klein bisschen
weinen, als ich einmal vor einem Ford F250 V8 stand, dessen Motorhaube mir
ungelogen bis zum Kinn ging! Fußgänger, die hier angefahren werden, fliegen
nicht über die Windschutzscheibe, sondern werden plattgewalzt. Mit etwas Glück
fallen sie so, dass kein Reifen über sie fährt, der Radstand ist ja auch hoch genug.
Sein Auto in einer Werkstatt generalüberholen zu
lassen, so wie Alex es während seiner drei Wochen in Deutschland getan hat, ist
hier ebenfalls wenig verbreitet. Stattdessen verkauft man und kauft dann neu. Gleiches gilt auch, wenn die Klimaanlage des Autos kaputt ist. Mittlerweile weiß ich
auch, wieso - und möchte nicht mehr ohne unsere sein. Größte kosmetische Auffälligkeiten an Autos sind hier neben nicht reparierter Unfallschäden auch Blasenbildung im Lack, vor allem auf Autodächern. Die dauerhafte direkte Sonneneinstrahlung macht es möglich.
Dann die Lebensmittel. Der kleine Kaffee, den wir hier morgens regelmäßig
bei Starbucks im Medical Center ordern, wäre – wen wundert es – in Deutschland ein großer. 12 oz
sind etwas mehr als 350 ml. Dementsprechend lange hält das Koffein dann auch
vor. Mittags dann ähnlich. Der kleinste Becher Getränk zum Lunch fasst 16 oz (mittel 20
oz, groß 24 oz) – fast ein halber Liter! Dazu gibt es dann noch überall den
Refill (einmal auffüllen) gratis. Ich habe also absolut keine Schwierigkeiten,
mein tägliches Soll an Trinkmenge zu erfüllen, wenn schon im Rahmen des
Mittagessens 950 ml weg sind. Aber ich vermisse schon jetzt Apfelschorle oder
Mineralwasser mit Kohlensäure sooo sehr! Die Variationen an Softdrinks sind
schier unendlich, doch so schrecklich süß, dass ich meistens zu Diet Coke
greife. Zuckerwasser pur, ob als Eistee oder Soda oder
weiß-ich-nicht-schmeckt-schrecklich-künstlich, muss ich nicht trinken.
Im Supermarkt kaufen wir Milch oder Orangensaft
auch meistens in der kleinsten Größe, das heißt, eine halbe Gallone, umgerechnet
knapp 2 Liter. Warum aber gerade der Minute Maid O-Saft trotzdem immer so
schnell wieder leer ist …