Montag, 27. Januar 2014

Teaching in the US (I): School, school year, school system



Endlich! Da komme ich danke eines weiteren Tages „kältefrei“ mal dazu, den schon seit Ewigkeiten angedachten Eintrag zum Unterricht hier in den Staaten zu schreiben. Untertitel: Hello, teaching routine!




Für Teil 1 (ich will die Nicht-Lehrer unter den Lesern ja nicht zu Tode langweilen) fangen wir mal mit den LernLehrvoraussetzungen an: Schulsystem, Schuljahr, Schul(gebäude).


Schule ... ein Flachbau mit Verbindung ...

... zur gleichnamigen Kirche.

 

Schulsystem – Öffentliche vs. Private Schule: Ich arbeite – ohne selbst katholisch zu sein – innerhalb des katholischen Schulsystems der Stadt (siehe oben) und unterrichte in Teilzeit Mathe (algebra) auf erhöhtem Niveau (honors) in Klasse 7 und 8.


Wie die öffentlichen Schulen arbeiten auch die privaten nach dem Prinzip der Inklusion (ist in Deutschland gerade die Sau, die durch das schulpädagogische Dorf getrieben wird). Bei uns hält es sich mit der Heterogenität aber in Grenzen, denn viele Eltern sparen sich das Geld für die Privatschule (min. $500/Monat), wenn die öffentlichen Schulen zu bestmöglichen Förderung ohne Zusatzkosten gesetzlich verpflichtet sind. Aber auch an den Privatschulen gibt es in der Klasse dann paraprofessionals (Integrationshelfer) oder reading bzw. math specialists, die sich dann außerhalb des Klassenzimmers um die Kinder kümmern, die Unterstützung brauchen. Manches davon findet auch in Kooperation mit der nächst gelegenen öffentlichen Grundschule (bis Klasse 6) statt, ein Shuttle fährt die Strecke. Für die junior high (Klasse 7/8) gibt es den counselor – eine Art Schulpsychologin. Die ist zwar auch nicht jeden Tag präsent, aber eine große Hilfe.



Meine math honors Klassen sind recht homogen. Da gab es bislang keine größere Auffälligkeiten – zumindest nichts, was man nicht mit „Pubertät“ erklären könnt. Ich habe nur das Gefühl, dass verglichen mit Deutschland Erdnussallergien gehäuft vorkommen.



Nachdem ich den achten Jahrgang einmal zu einer Berufsmesse begleitet habe, weiß ich eine weitere Sache sehr zu schätzen: Unseren dress code! Für die Schüler bedeutet dies die morgendliche Wahl zwischen Hosen, Shorts, Poloshirts und Pullis in den Farben weiß, rot oder dunkelblau, die Mädels könnten alternativ einen karierten Rock wählen. Nur einmal im Monat ist non uniform day – aber die Kleiderwahl sollte dennoch „angemessen“ sein. Nichts da mit tiefem Ausschnitt oder Minirock für die Mädels. Schweres Make-Up ist den Schülern ebenfalls nicht erlaubt und Haarfarben haben in einem „natürlichen Spektrum“ zu bleiben.



Ähnliches gilt übrigens auch für uns Lehrer. Die größte Umstellung für mich: Keine Jeans! – es sei denn, es ist non uniform day. Ich hab zum Schuljahresanfang die Menge meiner Stoffhosen erst einmal aufgestockt, zusammen mit Bluse/Top und Cardigan wird daraus ein Arbeitsoutfit. Denn es besteht kein Rockzwang (mehr). Vor einigen Jahrzehnten waren aber tatsächlich noch die Ordenstrachtträgerinnen im Kollegium in der Überzahl …



Nächstes Stichwort: Das Schuljahr. Fassen wir es doch in einem Bild zusammen (Q: zazzle.de):







Ja, die Sommerferien sind wirklich so lang! Als Faustregel kann man sagen, dass das Schuljahr von Labor Day bis Memorial Day geht – das sind der erste Montag im September und der letzte Montag im Mai. Minnesota hängt ein bisschen mehr dran, wir als katholische Schule noch ein bisschen mehr. Das Schuljahr 2013/14 begann am 27. August und wird voraussichtlich am 5. Juni enden – wenn wir nicht noch mehr schneefrei bekommen und daher Tage ranhängen müssen, um auf (Richtwert!) 170 Unterrichtstage zu kommen.



Aber – jetzt kommt das große Aber! – zur Kompensation gibt es kaum längere Ferien zwischendurch! Eine Woche zu Weihnachten, eine Woche im Frühjahr (spring break) und das war es. Es kommen noch einige lange Wochenenden hinzu, da nahezu alle öffentlichen Feiertage an einem Montag sind oder eben schnee- bzw. kältefrei. Aber sonst … dieser Button ist passender als das T-Shirt, wenn auch nicht minder selbstironisch.







Was dort jedoch noch fehlt, ist der Luxus von teacher workdays! Für die Schüler ist schulfrei, die Lehrer haben so die Gelegenheit administrative Tätigkeiten zu erledigen. Korrekturen, Noten oder was sonst so anfällt. Wenn nichts anliegt, wird ausgeschlafen, dann hat man die Arbeit schon vorher erledigt. Diese Tage liegen immer am Ende eines Quartals – denn es werden viermal im Jahr Zeugnisse ausgestellt. Entsprechend viel „Korrekturpanik“ herrscht kurz vorher auch immer im Kollegium ... Warum sollte das auf verschiedenen Seiten des Atlantiks auch anders sein!





Zeit, um endlich mal anschaulich zu werden: Mein Klassenraum! Gut, ich teile ihn mir mit meiner Spanisch-Kollegin, die hier an vier Nachmittagen Klasse 7 und 8 unterrichtet. Und ich bin ein Kellerkind, aber sonst … die Schüler kommen zu mir. Dafür haben sie zwei Minuten Zeit, so lange dauert die Pause zwischen den Stunden. 15 Schüler in der Siebten, 13 in der Achten. Mädelüberschuss (11:4) in der Siebten, Jungsüberschuss (9:4) in der Achten.


Das Foto hab ich in der Adventszeit gemacht - so lang will ich dieses Posting schon veröffentlichen.



Wie auf dem Bild zu sehen, habe ich in meinem Klassenzimmer einen Schreibtisch (von dem aus habe ich fotografiert), PC-Anschluss mit Smartboard und eine Whiteboard-Tafel. Keine Kreide mehr – ich vermisse sie nicht. Nachdem mein Start ins Schuljahr etwas abrupt war (ich habe die Stelle drei Wochen vor Schuljahresbeginn bekommen, davon war ich zwei Wochen in Deutschland), habe ich im Laufe des Schuljahres angefangen, die Raumgestaltung zu übernehmen – denn das ist allein die Verantwortung des Lehrers. Nun hängen also ein paar Matheposter an der Wand unter den Fenstern, inzwischen daneben auch Schülerergebnisse („scale drawing of my bedroom“) aus dem Themenbereich Proportionen. Und natürlich hängt ein Kruzifix an der Wand, es ist schließlich eine katholische Schule ... Ich sehe es kaum.



Natürlich haben die Schüler auch noch ihre Schulbücher – aber dennoch hat sich mit dem ständig präsenten Smartboard auch mein Unterricht verändert. Viele Ressourcen (unter anderem auch das Schulbuch) sind online bzw. digital zugänglich und ab Klasse 9 an der high school wird der Unterricht noch weiter digitalisiert und größtenteils über moodle organisiert. Somit bin ich also wieder erneut Junglehrerin auf der Suche nach ihrer Unterrichtsroutine … gewesen.


 
Routine gesucht - im Flur der junior high ...


Aber davon mehr im nächsten Posting in dieser Kategorie … 


Was für ein Cliffhanger ... *grins*

Samstag, 18. Januar 2014

Hello Europe, here I am!

"I seem to be more welcome here in Minnesota. Therefore, I have decided to stay around a little longer here. Hope you don't mind, Europe! Lots of love, Winter"

So könnte es vielleicht aussehen, wenn der Winter einen Brief nach Europa schreiben würde. Denn der typische Januar ist das nicht, wenn wir das für bare Münze nehmen, was man so hört aus dem derzeit angeblich viel zu warmen Deutschland. Aber wie ein Januar aussehen sollte, das können wir euch heute mal zeigen von der wunderschönen Winterwetterfront. Wunderschön vor allem dann, wenn die Sonne draußen ist und der Wind sich gerade mal vornehm zurück hält.

Über Nacht hat es noch einmal einige cm Neuschnee gegeben und eine winter weather advisory ist auch gerade aktuell - unnötige Wege vermeiden, Schneeglätte trotz Räumfahrzeugen etc. heißt das für die Bevölkerung. Nichts, was große Panik verursachen würde. Denn: Man ist vorbereitet, die Mehrheit fährt den Wetterverhältnissen angepasst oder gar nicht. So wie wir. Wir waren spazieren, eine kleine 80-minütige Runde.

Hier also etwas Winter, wie er aussehen sollte - bevor man das in Deutschland noch vergisst!


North Broadway @ 14th Street

Mittlerweile ist es drei Stunden später, halb vier am Nachmittag, und man kann den eigentlichen Straßenbelag wieder sehen. Denn der Räumdienst ist hier echt auf Zack ...


So sollte der Winterdienst aussehen!

... und versucht sein Bestes, mit dem Wetter mitzuhalten. Auf Parkplätzen werden die Schneemassen zu kleinen Bergen zusammengeschoben.


Alex ist etwa 195cm - der Schneeberg nicht ganz ...

Und jeder findet sich damit ab, dass dann eben etwas weniger Parkfläche zur Verfügung steht.


Die Fußwege hingegen sind nicht wirklich geräumt - unser Spaziergang wird zum Workout. Schneeschuhlaufen ohne Schneeschuhe.


Mit uns arrangieren sich auch andere mit dem Wetter, vor uns waren schon andere Spaziergänger unterwegs auf dem eigentlichen bike path am Rande des Zumbro River.


Verräterische Spuren im Schnee - rechts hat sich ein Radfahrer durchgekämpft. Rätsel: Wer wohl noch? Der Abstecher verrät's ...

Stockenten-Kanadagänse-Lebensgemeinschaft

Und über mir im Baum knisterte es plötzlich ...


Mittlerweile ist die Phrase auch schon ganz furchtbar abgedroschen, aber ich kann einfach nicht aufhören, das hiesige Winter Wonderland als solches zu bezeichnen. Fünfzig Meter von der Hauptstraße weg - und der Schnee überdeckt sämtliche Spuren der Zivilisation.


Ja, das mittig im Bild ist eine riesige Metallschaukel ...

Die Hochhäuser rechts gehören zu downtown Rochester. Besonders gut zu erkennen ist das Türmchen des Plummer Building.

Cascade Creek mündet in den Zumbro River - irgendwo unter Eis und Schnee.


Warum man sich allerdings gedacht hat, kurz vor Thanksgiving unsere Seitenwände abzunehmen und diese erst zwei Monate später mitten im Winter zu ersetzen, weiß ich auch nicht. Zudem flattert die Folie so schön nervtötend im Wind, wenn man einschlafen will ...



Ums Auto kümmern wir uns wahrscheinlich erst nach dem Wochenende wieder ... Freischaufeln ... Die Nachteile des "echten" Winters.



Zu allem Überfluss muss ich Montag auch noch knapp zwei Stunden nach Mankato fahren für eine ganztägige Lehrerfortbildung (faith formation). Glücklicherweise muss ich nicht selbst fahren, sondern steige einfach in einen der typischen gelben Schulbusse ... Der Highway sollte zwar geräumt sein, wenn aber der Wind über der Prärie nicht nachlässt, wird das kein Spaß!



Wer diese Schulbusse kultig findet, hat entweder noch nie in einem gesessen oder ist deutlich kleiner als ich. Da hat man im Flugzeug mehr Beinfreiheit ...

Montag, 6. Januar 2014

Minnesota cold ... freezing cold!

Der Jetlag war bei unserer Rückkehr nach Deutschland gar nicht einmal das Problem. Aber wir mussten uns im Wortsinn akklimatisieren - denn es herrschten etwa 20°K Temperaturunterschied. Und der Zumbro River vor unserem Fenster ist noch weiter zugefroren, so dass die Gänse nicht mehr direkt unterm Fenster schnattern.




Aber inzwischen sind die Temperaturen noch weiter im Keller - so weit, dass Minnesota es mehrfach auf die Startseite von Spiegel Online geschafft hat. Ich hatte heute schulfrei und fange morgen später an - "2 hour delay" heißt es, wenn die Schule für alle etwas später beginnt (d.h. um kurz vor 11). Es fühlt sich an wie ein weiterer Sonntag und auch der Straßenverkehr ist deutlich weniger als sonst.

Wer findet, dass die Berichterstattung übertrieben ist ... hat teilweise Recht. Kanadier (von denen in den Medien ja nie die Rede ist, nur USA, USA, USA) oder eben auch die, die schon länger im Upper Midwest (vor allem Minnesota und die beiden Dakotas) leben, kennen solches Wetter und wissen, wie man sich verhält: Möglichst wenig raus und wenn man schon raus muss, dann halt richtig warm im Zwiebellook anziehen. Auf der Baustelle am anderen Flussufer wird auch immer noch gearbeitet ... Bleibt man in Bewegung, lässt es sich so eine Viertelstunde ganz gut aushalten, auch wenn vor allem der Wind echt beißt. Da bietet man einfach möglichst wenig Angriffsfläche. Und trockene Kälte ist mir immer noch lieber als nassfeuchte ...



Wir waren "nur mal kurz" draußen (deshalb ist Alex auch nicht weiter mit Schal eingemummelt) - um erstens festzustellen, wie sich etwa minus vierzig Grad so anfühlen und zweitens ein kleines Experiment zu machen ... Für manche von euch bestimmt ein alter Hut. Aber hier in Rochester brachte die arktische Kälte bislang keinen Schnee, so mussten wir uns den selbst machen ... Ein Novum hier im Blog: JETZT MIT VIDEO! (Ich mag meine Aufnahmestimme nicht ... zu viel Frau Erklärbär ... aber Alex sagt, die muss so.)




 Frierende Seifenblasen sollen bei diesem Wetter auch ordentlich etwas her machen. Aber in Sachen Experimente hat Alex erst einmal genug. Ihm ist nämlich zwischen diesen beiden Bildern ein kleines Missgeschick unterlaufen, über das ich versprochen habe Stillschweigen zu bewahren ... Also bleibt Genaueres der Leserfantasie überlassen.





Nur so viel: Ihm geht's gut. ;)


Und ich muss für morgen noch ein bisschen etwas vorbereiten ... Wer gerade Zeit hat und diese auf youtube verbringen möchte, darf gerne mal nach der "Minnesota Cold"-Reihe von nziegler suchen und sich amüsieren ...