Sonntag, 29. Dezember 2013

Merry (belated) Christmas, everyone!

Ich habe keine Ahnung, wo der Dezember geblieben ist - die Wochen seit Thanksgiving sind gerast!

Oder um es mit dem (diesmal nicht verwackelten) Tannenbaum am Plummer Building zu sagen: Merry Christmas, everyone! 



Alex und ich waren ja so (wirtschaftlich) unvernünftig, über die Feiertage nach Deutschland zu fliegen. Auch in Sachen Weihnachtswetter haben wir keinen guten Tausch gemacht: Am 23. Dezember (unserem Abflugtag) hatten wir in Rochester -15°C, blauen Himmel und ein wenig Neuschnee über Nacht. Schon der Landeanflug auf Hannover sah eher nach Sommer aus: grün - dazu dann diesig und 10°C. 

Aber das Beisammensein mit Freunden und Familie ist es wert! (Und ich freu mich besonders schon auf morgen, irgendwie ...)

Unser Flieger wartet am Gate ... bereit für den Transatlantikflug.

Und dann gibt es ja die kleinen Annehmlichkeiten wie die fancy iPad lounge vorm Abflug am Flughafen MSP ...


Ja, die Nutzung ist tatsächlich kostenfrei ... Nur ab und zu muss man ein Werbebanner wegklicken.



Auch die kleinen Unannehmlichkeiten, die die nur etwas mehr als eine Woche Europa mit sich bringt (Neujahr kurz nach 12:05 Uhr geht der Flieger zurück), sind es dennoch wert.

Besonders genannt sei dabei die sturminduzierte verspätete Ankunft an Heiligabend. Das Sturmtief "Dirk" (schämt euch, Dirks dieser Welt! :P ) über Amsterdam hatte schon für eine sehr aufregende, einer Achterbahn ähnlichen Landung dort gesorgt. Erst sehr kurz vor der Landung hatte es den Frühstückssnack gegeben - und der machte sich angesichts der Turbulenzen bei einigen wieder bemerkbar ... :/Und dann saßen wir erst einmal auf dem Flughafen Schiphol fest - unsere geplante Abflugszeit verging, der Flug war zunächst um eine Stunde, dann unbestimmt verspätet. Statt um halb neun hob der kleine Cityhopper dann erst gegen 12 nach Hannover ab.


Auch in Hannover war die Ankunft wieder recht turbulent. Hinter uns im spärlich besetzten Flugzeug saßen zwei "Quatscher", die schon am Gate lautstark alles kommentierten, was so passierte - jaaa, der Nervfaktor war recht hoch. Zumindest taten sie dann so, als würde die Landung in Hannover ein Fußballspiel und kommentierten jedes Schaukeln und jedes Luftloch mit einem gewissen Hang zum Morbidem. Kurzum: Genau das, was man in einem solchen Moment braucht. Nachdem wir dann zum Gate rollten, schnallte sich der Flugbegleiter, der ganz hinten gesessen hatte, ab und kommentiere nun seinerseits die abgegebenen Kommentare der Quatscher:


Flugbegleiter zu den Quatschern: "Were you afraid?"
Quatscher: "Nooooooooooooo." (die Kommentare ließen das Gegenteil erahnen)
Flugbegleiter: "Well, I was." 
Ich: *nervöses Kichern*

Aber letztendlich mag ich Achterbahnfahrten lieber als Alex. Der war froh, dass sein Magen recht leer war ...

Die zweite Unannehmlichkeit eines so kurzen Trips betrifft nämlich nur ihn: Fighting the Jetlag. Bei unserer Ankunft im Norden Deutschlands waren wir etwa 24 Stunden wach, haben dann gegessen, Geschenke eingepackt (wir haben dazu gelernt, nachdem die schon eingepackten Geschenke im letzten Jahr vom Zoll noch einmal teilweise ausgepackt worden waren) und uns kurz hingelegt - 45 Minuten Powernap oder Nachmittagsschläfchen. Dann war eine Dusche sehr belebend, so belebend, dass wir um 22.30 Uhr noch die Christmette genießen konnten. Wir sind dann ganz normal schlafen gegangen, am nächsten Morgen gegen halb zehn hoch (um elf begann der Familienbrunch) und das war es dann für mich mit dem Jetlag. Alex hingegen wird immer noch nach etwa fünf Stunden Schlaf um sechs Uhr in der Früh wach und hängt dann den Tag über rum wie ein Schluck Wasser in der Kurve.

Naja, nächsten Sommer bleiben wir länger, zumindest laut bisherigem Plan. Aber jetzt muss ich leider am 2. Januar wieder arbeiten. Zwei Tage frei zu nehmen und erst am Wochenende zu fliegen, hatten wir auch in Erwägung gezogen - aber die Flugpreise lagen gleich mal bei über 1000 Euro pro Person (hin und zurück) ...

Ich wünsche euch alles Gute für 2014 - ob ich euch nun noch persönlich sehe oder nicht. Einen guten Rutsch und prosit Neujahr!


Noch mehr Weihnachtsfeeling aus Minneapolis, dort waren wir am 14. Dezember.

 
Mall Of America - Autogrammstunde


Downtown Minneapolis. Auch hier gibt es Skywalks gegen die Kälte.

Ein, zwei Stunden später: Europäisch anmutende Deko auf den frisch verschneiten Straßen.



Sonntag, 8. Dezember 2013

In the mood for Christmas?



Noch immer nichts zum Unterricht hier. Denn eigentlich müsste ich gerade korrigieren … Aber zum zweiten Advent wollte ich dann doch lieber schon einmal für Weihnachtsstimmung sorgen. Die kommt hier übrigens auch ganz ohne Wham!‘s „Last Christmas“ im Radio aus … Ich vermisse es nicht!





Verglichen mit letztem Jahr bin ich auch in Sachen Weihnachtsbäckerei ein bisschen hinterher … Irgendwie kommen statt Keksen nur Kuchen oder Muffins raus, wenn ich mich in die Küche stelle. Anvisiert ist die Weihnachtsbäckerei jetzt für Mittwoch, dann ist Midquarter (Halbjahr des Viertelschuljahrs - eine aktuelle Notenübersicht geht an die Eltern) vorbei, bis dahin muss ich allerdings noch ein bisschen korrigiert haben. Erwartungshaltung an mich und offenbar normalerweise üblich ist es nämlich, pro Tag ein Arbeitsblatt o.ä. zu bewerten … (Na, liebe deutsche Kollegen, wie stellt ihr euch das im Alltag so vor???) So langsam beginnt es in meinen Klassen allerdings zu dämmern, dass man auch dann sein Bestes geben kann und sollte ohne dass der Bewertungshammer fällt …



In der Weihnachtsbäckerei bin ich hinterm Plan zurück, in Sachen Weihnachtsfeier ist zumindest von meiner Seite aus die Feier unter Kollegen seit Freitag erledigt. Wir hatten ein Golfclubheim gemietet und waren außerdem mit einem Trolley-Bus unterwegs, um uns die Christmas Lights von Rochester anzuschauen.



Das bekannte Plummer Building in der Innenstadt hat sich zum ersten Mal seit den 1950er Jahren wieder in einen Tannenbaum verwandelt …
 
Ich entschuldige mich für die Qualität ... Im Vorbeifahren aus dem Fenster ...


… und in einigen (eher wenigen) Straßen und Vierteln wird natürlich die volle Beleuchtungsparade gefahren. Hier wohnt ein Vertreter des Weihnachtsmannes, er hat sogar Sprechzeiten!
 
Gar nicht so weit weg von meinem Arbeitsplatz übrigens ...


Und ist auch nicht kamerascheu …





Pro Jahr verteilt dieser Santa insgesamt um die 5000 Zuckerstangen (sugar canes) an seine Besucher. An seiner Garage ("Werkstatt") befand sich übrigens ein Countdown-Zähler bis Weihnachten (25. Dezember, o:oo Uhr) …



Wir sind dann noch durch mein Lieblingsviertel gefahren (Historic Southwest), mit den alten und hochherrschaftlichen Häusern. Diese waren recht dezent und meistens mit rein weißen LED-Lichterketten geschmückt. Oder durch die großen Fenster waren gleich drei hell erleuchtete Tannenbäume (zwei im Flur, einer im Wohnzimmer) sichtbar. Nichts da also mit kreischbunt und so. In einem anderen Viertel (Fox Valley?) hatte jemand eine Krippenszene im Vorgarten stimmungsvoll beleutet. Auch schön schlicht und nicht „too much“.
Noch mehr understatement bei Alex und mir: Adventskranz ohne Grün (das wäre eh nur künstlich) wie im letzten Jahr und Weihnachtslaterne im Fenster. Und heute wollte ich noch die Elchbettwäsche aufziehen. Ein bisschen Weihnachtsstimmung also. Wir haben Freunden auch einen Glühweinabend versprochen. Aber dafür muss ich erst einmal noch Kekse backen!



Seit heute passt auch das Wetter zur Vorweihnachtsstimmung – es gab Neuschnee! Kein Blizzard, nur so 5 cm, aber plötzlich ist alles viel leiser und weniger Leute sind unterwegs. Und mit nur minus fünf Grad ist es plötzlich auch viel wärmer, vor allem verglichen mit den minus 15-20 Grad gestern und die Tage davor.



Die Seen in der Stadt, vor allem der Silver Lake, sind daher auch schon gut zugefroren, aber noch nicht zum Betreten, für Hockey oder Eisangler, freigegeben. Die im letzten Post vorgestellten Canada Geese hingegen sind größtenteils umgezogen – in den Fluss unterhalb unserer Wohnung. So sah das in den letzten Tagen aus …





… und so heute morgen bei Neuschnee vom Fußweg aus.


 
Und ja, das sind wirklich keine Steine, sondern Gänse. Und die kommunizieren beeindruckend laut. Und das rund um die Uhr. Da unsere Fenster nur einfach verglast sind, kann man davon auch schon ein bisschen wach werden oder sich vorm Einschlafen über das quakend-nagende Hintergrundgeräusch ärgern … Auch wenn es etwas weniger nervig als eine tickende Uhr ist.



Ach ja, Stichwort Einfachverglasung … *hust* Kondenswasser und vereiste Fugen in jedem unsere drei Räume.





Unsere Heizung läuft rund um die Uhr … Egal, ich freue mich schon auf den Ofen in der mollig warmen Stube bei meinen Eltern. Weihnachten bei unseren Familien – es wird stressig, aber es wird es wert sein!

Samstag, 30. November 2013

Month of change

Im November hat sich einiges getan. Weniger bei Alex und mir - eher in der Natur um uns.

Eigentlich sitze ich schon seit Ewigkeiten über einem Update zum Thema Unterricht ... Aber ich komme und komme nicht dazu, daraus einen fertigen Blogeintrag zu machen. Könnte an der erahnten Textmenge liegen, die damit vermutlich verknüpft ist ...

Stattdessen also ein kleines Intermezzo (und erst mein zweiter Eintrag in November - ups), das nicht text-, sondern bildbasiert ist. 

Anfang des Monats waren Alex und ich im Frontenac State Park - der auch auf den Mississippi Bluffs liegt und daher eine fantastische Aussicht bietet. Siehe hier ...

 

Herbstfarben, schön anzusehen, aber so eigentlich auch nur wegen der geschützten Lage oberhalb des Mississippi möglich. Egal, hübsch ist und war es trotzdem.




Morgen ist der erste Dezember und erster Advent ... Es ist also einiges passiert. Wir hatten unser erstes richtiges (US-amerikanisches) Thanksgiving-Dinner mit Turkey, pumpkin pie, cornbread stuffing und so weiter. Steph hatte uns und ihre Nachbarn eingeladen. Ich hatte apple pie gemacht, allerdings nach dem Rezept meiner Oma (für den so genannten und heiß geliebten "Apfelmatschkuchen") - lecker war es! Und natürlich essen wir immer noch an den leftovers.

Naja, conferences waren auch noch Mitte November, die hiesige Entsprechung zu den Elternsprechtagen, aber dazu komme ich dann im nächsten Posting. Sooo sehr unterschieden hat es sich von einem Elternsprechtag auch nicht ... 

Also kommen wir zu den Veränderungen der Umgebung - dem Einzug des Winters hier in Rochester. Wir hatten schon einige eiskalte Nächte und Tage mit strahlendem Sonnenschein und Tageshöchsttemperaturen von minus zehn Grad Celsius. Heute war es mit Temperaturen um den Gefrierpunkt recht mild. 

Ich bin eine Runde (1,8 Meilen - also knapp drei Kilometer) um den Silver Lake spaziert und hatte dabei tatsächlich eine Vorstellung davon, warum der Silver Lake heißt ... 

Ein bisschen Skyline, Inselchen im Silver Lake, Gegenlicht

Eisig-silbrig

Okay, ich gebe zu - beim oberen der beiden habe ich auf Graustufen umgestellt, aber das untere  zeigt wirklich, wie seltsam grau-silbern die Atmosphäre am See (eigentlich nur der aufgestaute Zumbro River) heute trotz eigentlich blauem Himmel war ...

Ach ja, der See war übrigens schon zugefroren, aber noch nicht ganz tragfähig für Menschenmengen (das kommt aber noch) ... So kann sich zeigen, wer Hausherr ist: "It is us, the Canada Geese." - Dank Abwassereinleitung ist der See an einem Ende übrigens nie ganz zugefroren, so dass viele Gänse hier dauerhaft überwintern. Und ja, die sind ganz gut laut ... und recht nah an unserem Apartment ...

Wenn "Die Vögel" Gänse gewesen wären, hätte Alfred in Rochester gedreht ...


So sehen sie übrigens von näher dran aus ... Ein paar Stockenten sind auch dabei, man versteht sich ...



Es ist übrigens gesetzlich verboten, die Gänse an- oder gar über den Haufen zu fahren. Daher soll es schon den ein oder anderen durch Gänse verursachten Stau auf den Straßen rund um den Silver Lake gegeben haben ...



Noch einmal ziemlich krasse Farben - die Abendsonne macht es möglich!

Aber - wie ihr seht, Herbstfarben sind weg, stattdessen überwiegt winterliches Grau. Wird Zeit, dass es dauerhaft mit Schnee überpudert wird, möchte man meinen. Ein bisschen hatten wir davon schon, aber es sind nur noch wenige Fleckchen davon übrig.

Donnerstag, 7. November 2013

At Lake Superior - for the second time

Zum zweiten, aber gewiss nicht zum letzten, Mal nach Mitte Juni waren Alex und ich am letzten Oktoberwochenende am Lake Superior. Dieses Mal sind wir an der Südwestspitze geblieben.

An der Regelmäßigkeit meiner Blogupdates merkt man/merke ich, dass ich wieder einen Berufsalltag habe. Nicht nur Junglehrer kennen das: Wer seinen Job gut machen will, macht meist mehr als auf dem Gehaltszettel steht. Aber dazu kommt demnächst noch einmal ein ganz eigenes Update - als Zusammenfassung des ersten Vierteljahrs, denn es gab bereits die ersten Zeugnisse. (Ja, "abgerechnet" wird hier pro Quartal, nicht pro Halbjahr.)

Sowohl Alex als auch ich hatten einen Tapetenwechsel bitter nötig. Und bevor es richtig Winter wird (hab morgens schon mehrmals kratzen dürfen in den letzten Wochen), wollten wir noch einmal an die Küste.

Wir sind Samstag vormittag losgefahren, durch die frühe Dunkelheit hätten wir sonst auch nicht so viel mehr von Duluth und Umgebung gehabt. Unser Hotel für die eine Übernachtung lag in Superior, Wisconsin, keine 10 Minuten vom Zentrum Duluths entfernt. Aber Samstag nachmittag blieben wir erst einmal in Wisconsin.

Möglichst nah ans Wasser wollten wir nämlich und fanden Wisconsin Point, eine schmale Landzunge. So ein bisschen wie Usedom an der schmalsten Stelle mit dem Achterwasser. Nur ist der Sand aufgrund des hohen Eisengehalts etwas rötlich.

rötlicher Sandstrand mit Treibgut


Wenn es wärmer und weniger stürmisch ist, kann man da bestimmt auch gut Sonnenbrand bekommen, aber an diesem Samstag war es einfach nur menschenleer. Die Hauptsaison endet nämlich meist schon am Labor Day, wegen der spektakulären "fall colors" geht die Nebensaison dann bis Mitte Oktober weiter - aber wir waren zu spät dran. Glücklicherweise. :)

Hier das Achterwasser (wie auch immer es eigentlich heißen mag):
"Achterwasser" - fotografiert von Alex, von mir leicht bearbeitet

In Superior, WI gibt es so viel auch nicht zu sehen. Hauptattraktion ist die S.S. Meteor, das letzte existierende whaleback ship - aber auch dies war schon nicht mehr von innen zu besichtigen, sondern für die Saison geschlossen.


SS Meteor

Am Sonntag war dann Kaiserwetter (natürlich, "wenn Engel reisen"). Nach dem Aufstehen ging es ins Great Lakes Aquarium in Duluth - glücklicherweise waren wir früh dran, denn später fanden wir uns inmitten von unzähligen Prinzessinnen und kleinen Superhelden wieder ... Es gab eine Halloween-Aktion, von der wir nichts wussten, aber dann auch nicht weiter betroffen waren.

In Duluth haben wir uns dann den Canal District, das ist das alte Hafenviertel, und die Aerial Bridge angesehen. Viele ehemalige Fabriken sind zu Restaurants etc. umgebaut. Auch waren wir kostenfrei im Marinemuseum und haben dann in der Canal Park Brewery Lunch gegessen. Alex hatte eins der hauseigenen Biere probiert und ich danach den Autoschlüssel in der Hand. ;)

Vorher hatten wir aber vor allem den Lakewalk genossen, da waren zwar noch recht viele andere Menschen unterwegs, aber trotzdem. Man konnte kleidungstechnisch recht gut erkennen, wer Tourist (dick eingemummelt) und wer Einheimischer ("Die Sonne scheint, da trag ich T-Shirt!") war.

Fotos!!!

Duluth, Aerial Bridge (ein bisschen bearbeitet)
 
Herbstsonnenanbeter


Duluth Harbor Lighthouse

Lakewalk in Duluth

Herbstsonnenanbeterin


Autochen hat uns wie immer treue Dienste geleistet - mit einer Ausnahme: Eine nicht funktionierende Cruise Control! Das war vielleicht ungewohnt, wieder selbst auf langer Strecke Gas geben zu müssen ... Puh ... Und als Alex sich dann wieder fahrtüchtig fühlte, funktionierte es wieder! Da kam ich mir ein wenig veralbert vor.

Zwei Tage später war Autochen dann in der Werkstatt, da wurde etwas neu justiert und seitdem funktioniert alles wieder wie neu. Und unser bald 10 Jahre altes Auto ist - so wurde es uns bescheinigt - sonst (es trinkt Öl ...) in einem sehr guten Zustand!


Sonntag, 13. Oktober 2013

More German than we are



Der Herbst ist hier! Ich ertappte mich gestern dabei, mich wie ein Kleinkind über das Geräusch raschelnder Blätter zu freuen, die der Wind erst vor kurzem frisch vom Baum gefegt hatte. Ebenso fasziniert bin ich vom sich stetig verändernden Farbverlauf der Bäume auf dem Hügel gegenüber unserem Wohnzimmer. Und das alles nur, weil unser Herbst im letzten Jahr 2-3 Tage dauerte, als wir von Houston nach Norden fuhren.





Gestern fing der Tag auch richtig schön windig an, ehe es erneut noch einmal richtig schön wurde. Und auch wenn die Wolken mitunter recht bedrohlich aussahen, sie waren im Nullkommanix wieder verschwunden.

Somewhere in Minnesota
 Das Foto habe ich vom Auto aus aufgenommen, denn wir waren gestern mal wieder unterwegs. Von Rochester aus ging es etwa zwei Autostunden lang über den Hwy 14 nach Westen. Unser Ziel:

 



Unmissverständlich und auch schon am Namen zu erkennen – New Ulm, vor mehr als 150 Jahren von deutschen Siedlern gegründet, ist Minnesotas Hauptstadt des German Heritage. Rein zufällig parkten wir unser Auto gleich in der Nähe dieses Heritage Trees, der wichtige Elemente aus der Geschichte New Ulms in Bildern zusammenfasst.


(Wer mehr dazu wissen möchte, klickt hier.)



Sehr interessant fanden wir auch, woran sich das deutsche Erbe laut dieser Schautafel noch heute bemerkbar macht: Industrie, Ordnung, Feste, Musik und die Brauerei. Ah ja … 






Außerdem hatten die Shops an der Hauptstraße auch Namen wie „Haar Friseur“, „Ulmer Café“ oder eben dies hier:





Wobei die „Marktplatz Mall“ recht klein war, ein Teil davon wurde offensichtlich als KiTa genutzt. Und der hatte heute Vorführungen eines bekannten deutschen Märchens


Wir schmunzelten und machten uns dann auf den (Fuß-) Weg zum bekanntesten Monument der Stadt. Weil es die Stadt deutlich überragt, war es auch von weithin schon sichtbar.

Wem kommt das bekannt vor?

Ich persönlich war noch nie im Teutoburger Wald, daher weiß ich nicht, wie groß die Ähnlichkeit tatsächlich ist. Aber ja, Arminius oder Hermann, der Cherusker oder hier ganz einfach Herman the German hat seinen Weg auch nach Minnesota gefunden. Und vor etwa 10 Jahren wurde es als „nationales Erbe der Deutschen in den USA“ offiziell anerkannt.
 
Hermann von hinten


Da triumphiert er ...

(Meine Historikerseele schmerzte ein wenig, dass auf der Infotafel noch behauptet wurde, die Schlacht hätte tatsächlich im Teutoburger Wald stattgefunden – kein Wort von Kalkriese. Naja, nennen wir es didaktische Reduktion ... oder veraltete Infotafeln.)
 

Wir waren übrigens nicht ganz oben, das hätte zwar nur $2.25 gekostet, aber die Sicht war auch so sehr gut und die Plattform war schon recht überfüllt.



Auch diese Bank war zwar wirklich sehr einladend, wir sind dann doch zurück in die Stadt gelaufen, denn wir hatten Hunger auf ohnehin schon verspätetes Mittagessen.

Schönstes Denglish/Germish!




Eingekehrt sind wir hier:





Natürlich hat sich dieses Lokal auf deutsches Essen spezialisiert und ebenso natürlich bestand die Wanddeko dort unter anderem aus naiven Fresken von Rothenburg ob der Tauber oder Neuschwanstein. Aber laut Alex waren seine bestellten Rippchen mit Sauerkraut und Knödel(n) sehr gut. Da ich nicht so der Kraut- und Kohlfan bin, hatte ich etwas ganz anderes, wenn auch mit einer Suppe vorweg: sauerkraut and meatballs. Die schmeckte übrigens sehr lecker und gar nicht nach Kraut!





Wir waren dann noch in diesem "Spezialitätengeschäft".






Neben importierter Schokolade, Kathi-Backmischungen(!) und jeder Menge Bierhumpen (…) gab es auch solche Buttons






… oder andere „typisch deutsche“ Dinge oder Kochbücher mit deutschen Rezepten.



Wir fühlten uns dort nicht so wirklich wohl und haben nur ein paar Postkarten gekauft. Denn, so formulierte es Alex: Das ist alles deutscher, als wir es sind! Nicht weiter verwunderlich, denn die deutschen Traditionen überleben hier seit mehr als 150 Jahren – auch wenn sie erst nach der Nachkriegszeit (WW2) wieder gepflegt werden.



Ich weiß allerdings nicht, wie lange dieses Glockenspiel schon in der Stadt steht. Leider haben wir es nicht erklingen hören, da waren wir gerade essen. 

Besonders niedlich: Die kleinen Musikantenfiguren!


Zu den Traditionen in New Ulm gehört übrigens auch das Oktoberfest. Eine Drei-Mann-Kapelle sorgte für eine passende Blasmusikatmosphäre. Vor der Bühne tanzten einige Polka (auch wenn es nicht wirklich zum Takt passte) und ich habe tatsächlich Männer in Lederhosen und Frauen in Tracht (nicht unbedingt Dirndl) gesehen. Da schon einige Male ein Prosit der Gemütlichkeit inklusive Eins-Zwei-Gaysoofah(!) ergangen war, waren Zungen schon gegen vier Uhr am Nachmittag recht schwer.  Alex und ich haben uns dem nicht angeschlossen - wir mussten fahren.

 
Bierbänke, Blaskapelle, Bier



Eine andere Möglichkeit wäre noch eine Besichtigung der Schell’s Brewery gewesen, aber wir sind dann noch in den an die Stadt unmittelbar angrenzenden Flandrau State Park gefahren und haben am Cottonwood River die Spätnachmittagssonne genossen.







Ich konnte neulich auch eine Kollegin mal überraschen, als ich mir etwas Eintopf zum Lunch aufwärmte (ich habe nachmittags einen Kollegen vertreten). „Is that a German recipe“ fragte sie und ich bejahte – so ähnlich würde auch meine Mutter das (von mir leicht abgewandelt) kochen. Kartoffel-Möhren-Eintopf war in der Wahrnehmung meiner Kollegen aber nicht deutsch genug. Es fehlten wohl Kraut und Spätzle oder Knödel zur Eindeutigkeit ... So erklärte ich dann, dass in meiner Heimat im Norden Deutschlands Gartengemüse und der Einsatz von Heide(!)-Kartoffeln weitaus gebräuchlicher sei und Kraut, Kohl, Knödel typischer für den Süden sind.