Sonntag, 23. Februar 2014

Meanwhile in Minnesota

Großbritannien ist überflutet, in Deutschland sprießt der Krokus und meldet den Frühling an ... Und hier im Südosten Minnesotas hat ein Blizzard (erst Schnee, dann Sturm, in diesem Fall garniert mit Temperatursturz) Schneelandschaften geschaffen.

Für Winterliebhaber ... alle Fotos vom 21. bzw 22. Februar 2014. Unbearbeitet.







Urheberrecht bei mir. Für private Zwecke erlaube ich meinen treuen Lesern natürlich die Weiterverwertung. :)

So hübsch es auch anzusehen ist ... So langsam wäre ich für grün statt weiß ...

Freitag, 21. Februar 2014

The quiet after the storm

Sorry, dass ich schon wieder nur über das Wetter poste ... Aber ich habe deshalb zwei Tage (außerplanmäßig) schulfrei und hoffe inständig, dass die nicht am Schuljahresende drangehängt werden.

Das Wetterphänomen, welches dies schafft, heißt Blizzard! Zuerst kam der Schnee (gestern am frühen Nachmittag, etwas verspätet - es hätte also durchaus noch Schule mit "early release" sein können), dann gegen Abend der Sturm (Windgeschwindigkeit bis zu 80km/h). Über der Prärie blies es also mächtig, etliche Highways waren gesperrt, darunter auch ein Stück der Interstate I-35. 



Der Schneefall beginnt langsam ... Noch wird am Dach gewerkelt ...
Noch fällt er, der Schnee - aber kaum Wind.

Was der Wetterbericht nicht explizit erwähnte: Mit dem Wind kam über Nacht auch die Kälte...

Am späteren Morgen heute wollte Alex dann auf Arbeit - und lieber fahren als laufen. Er war schon gegangen, kam aber noch einmal wieder hoch, weil "es ein Foto wert sei".

Ein eingeschneites Auto, wie langweilig ...


Langweilig? Tja, nicht ganz. Bis zur Fahrtüchtigkeit sollte noch etwa eine halbe Stunde vergehen. Denn der fluffige Schnee, der am Vorabend bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gefallen war, war vereist ...



 Und daher besonders hartnäckig. (Man beachte die Antenne!)

Daher musste also das richtig große Werkzeug ran ...


 Ja, das ist die Schneeschaufel, die sonst die Wege um unser Apartmentgebäude freihält. Und Alex hatte sein tägliches Workout, denn sein Kreislauf kam richtig in Schwung. Ein anderes Pärchen, das auch gerade seine Autos freischaufelte, half dann auch noch mit ...


... so dass etwa eine halbe Stunde später das Auto wieder fahrtüchtig und aus der Parklücke heraus angeschoben war. Yeah!




"War das unser erster Blizzard?" fragte Alex.
"Der erste in diesem Winter. Der erste, der nicht über Nacht kam. Der erste, bei dem unser Auto draußen stand. Der erste, nach dem die Temperaturen in den Keller fielen." antwortete ich.

Samstag, 15. Februar 2014

White'n'cold

Bei einem meiner letzten skype-Telefonate mit meiner Mutter erzählte sie, dass sich unerwarteterweise eine meiner Tanten bei ihr gemeldet hätte. Normalerweise ist der Kontakt zu den beiden ältesten Schwestern meines Vaters nicht so eng, der (Alters-) Abstand ist einfach zu groß (mein ältester Cousin ist einige Monate älter als meine Mutter, seine (angeheiratete) Tante).


Alex und ich hatten nach US-Tradition personalisierte (Foto-) Weihnachtskarten an die Verwandtschaft geschickt. Und auch wenn wir nicht immer eine direkte Reaktion bekommen, regt das mitunter doch die Kommunikation in der Heimat an. Mission accomplished.

So also auch in diesem Fall.
Wie es uns denn ginge, wollte meine Tante wissen: "Man hört doch gerade in den Nachrichten so viel von der Schnee- und Eiskatastrophe in Amerika." (Ich bin mir ziemlich sicher, sie hat Amerika gesagt, nicht USA. Auch bei anderen Familienzweigen sind Alex und ich "Die Amerikaner". Mit einem mehr oder weniger großen Augenzwinkern.)

Was für andere Teile der USA, vor allem den Südosten, eine echte "Schneekatastrophe" ist, ist hier ein ganz normaler Winter. Nun ja, vielleicht deutlich kälter als der langjährige Durchschnitt, aber sonst ist man hier in Minnesota pragmatisch. - Es schneit. Es ist kalt. Es ist Winter.

So auch heute.

Es schneit. Es ist weiß ...

... weiß, grau-weiß, recht monochrom.


Mittlerweile hat der Schneefall noch ein bisschen mehr zugenommen, aber das ist mit der Kamera schlecht einzufangen. Die Bauarbeiten an der wachsenden zukünftigen Seniorenresidenz (unteres Foto rechts) gehen übrigens trotzdem weiter. Warum auch nicht. Es ist ja nur Schnee.

Andererseits bricht in manchen Familien bei solchem Wetter schon das cabin fever aus - Stubenkoller wäre die passendste Übersetzung oder die Decke fällt auf den Kopf. Das merke ich auch bei meinen Schülern, die bei Kälte in der Mittagspause raus dürfen. Die Achtklässler wollen das zwar (angeblich) auch gar nicht, aber besser tut es ihnen schon.


Ehrlich gesagt, könnte es meinetwegen gerne langsam wärmer werden. Einer der Lokalsender hatte neulich eine Statistik veröffentlicht, nach der im gesamten Januar die Temperaturen für nur 44 Stunden über den Gefrierpunkt stiegen - das sind nicht einmal 6% des Monats! Und richtig kalt ist es auch schon seit Ende November (Thanksgiving). Mal schauen, wie diese Statistik für den Februar aussieht. Mitte nächster Woche sollen die Temperaturen für einige Tage nacheinander über dem Gefrierpunkt liegen. Ich hab schon ganz vergessen, wie sich das anfühlt. Für mich (und auch für den eigentlich Frostköddel Alex!) fühlen sich derzeit schon Temperaturen von -5°C ein bisschen wie Frühling an.



Zusammenfassend gesagt: Was Europa diesen Winter zu wenig hatte, haben wir zu viel. Mal schauen, wie sich das noch so entwickelt.

Am Lake Superior ist der Winter besonders hübsch ... **klick**

Mittwoch, 5. Februar 2014

St. Paul – the (cultural) capital of Minnesota



Da wohnen wir schon über ein Jahr weniger als 100 Meilen von St. Paul entfernt und schaffen es erst jetzt mal dorthin. Und wahrscheinlich wären wir immer noch nicht da gewesen, wenn mein Weihnachtsgeschenk für Alex etwas Anderes gewesen wäre als Opernkarten. Macbeth von Verdi.

St. Paul und Minneapolis kennt man meistens als Twin Cities, denn sie liegen sich am Ufer des Mississippi gegenüber und gehen mittlerweile dank unzähliger Vororte grenzenlos ineinander über. Minneapolis ist die größere der Städte, Wirtschafts- und „Popkultur“zentrum; St. Paul aber Landeshauptstadt, Verwaltungs- und Kulturzentrum und hat die älteren Gebäude. Außer der Hauptstadtsgeschichte ein bisschen wie Hannover und Braunschweig, könnte man sagen, nur geographisch (noch) näher. Potsdam und Berlin vielleicht – auch wenn dann die Proportionen nicht mehr stimmen.

 

In der Weihnachtszeit sind wir ja schon kurz in Minneapolis gewesen, nun also St. Paul. Auffallend natürlich – die alten Gebäude. Hier das Landmark Center.

 

Landmark Center

 

Vor dessen Toren im Rice Park fand gerade ein Winterfest statt. Neben heißen Getränken, einigen Fressbuden und Ponyreiten für Kinder schlängelten sich die Menschen einmal durch den Park, um verschiedene Eisskulpturen zu betrachten.

 
Landmark Center hinterm Eistor


Im Hintergrund hier das Ordway Center, wo wir am Sonntag (wir haben uns eine Übernachtung gegönnt) Macbeth sahen.


Eisskulpturen

 
Buddelschiff


Im Herzen Downtowns ...

 

Ecolab Firmengebäude

 

Wie man sieht, ist es hier immer noch kalt.

 

Blickrichtung Süden


Am Sonntag waren wir dann ganz nah dran am State Capitol Building – aber leider zu früh, um eine Führung mitzumachen. 

 


Das ist übrigens der dritte Versuch, das erste State Capitol Building brannte aus, das zweite wurde kurz nach Vollendung für zu klein befunden und das dritte steht nun schon etwas über 100 Jahre. Mit goldener Quadriga.


 

Von den Treppenstufen hat man einen ganz guten Blick auf Downtown St. Paul.

 

 

Und dann sind wir einer weiteren Blickachse gefolgt, zur St. Paul Cathedral. Abgesehen von den Bauarbeiten konnten wir hier am Sonntag wegen gefeierter Messen nicht hinein. Ich bin dann einer virtuellen Tour gefolgt und habe dabei gelernt, dass die Marmorkuppel die zweitgrößte der Welt gleich nach dem Petersdom in Rom ist.

 

 

Drei Stunden des Nachmittags haben wir dann Macbeth genossen. Das Ordway Center hat von außen nicht so viel hergemacht, aber innen war es eher Semperoper als Händelhalle. Wir saßen ganz oben mittig in der Galerie und genossen dieses bisschen „Alte Welt“ – hallo europäisches Musikerbe! Befremdlich waren nur die Begeistungsstürme bzw. deren Timing. In Deutschland habe ich mal gelernt „Nicht klatschen, wenn der Taktstock (des Dirigenten) noch oben ist!“ – das scheint in den USA aber nicht so zu sein. Hier wurde geklatscht, wenn die Arie zu Ende war. Ob das Orchester noch spielte oder nicht, war egal. Alex und ich waren irritiert.

 

Die Qualität der Minnesota Opera war übrigens hoch, die Gage der Protagonisten durch Spenden gesponsert. In der Reihe hinter uns hatte jemand einen Bekannten, der aus Deutschland berichtete, dass dort jede Stadt ein Opernhaus hätte (während die Twin Cities einen Umkreis von mindestens etwa 300km bedienen). Ich musste schmunzeln und hätte am liebsten ein „aber eigentlich können sich die Städte das nicht leisten“ in die Unterhaltung eingeworfen, es dann aber doch sein lassen.

 

Kurz vor fünf, nach drei Stunden Operngenuss im nahezu vollbesetzten Haus freuten wir uns tatsächlich noch ein bisschen Tageslicht zu haben … Ende April kommen wir noch einmal wieder – dann gibt es die Zauberflöte.

 

 

 

Und ganz furchtbar offtopic. Das Bild im Lexikoneintrag unter "Korrosion".