Dienstag, 27. November 2012

Shopping! (For Christmas bakery ...)



Verzeiht, wenn mein letzter Post unvollständig war. Es ist nicht nur Black Friday allein, der zum Shopping einlädt. Vor Thanksgiving liegt hier „Wipeout Wednesday“, es folgt der „Small Shop Saturday“ und darauf dann der „Cyber Monday“, der aber eine ganze Woche lang geht. Und den es (meinem amazon.de-Newsletter zufolge) auch in Deutschland gibt. Wäre ja auch unfair, bei amazon.com abstauben zu können und auf der deutschen Dependance nicht.

Wir haben am Black Friday übrigens doch noch zugeschlagen und ein echtes Schnäppchen geschossen. In Deutschland hatten wir eine Senseo, die wir aber – der unterschiedlichen Stromsysteme halber – nicht mitgenommen haben. Alex hatte dann bei ebay US eine Schnäppchen Senseo bestellt und ich ihm Pads dafür in eins der Umzugspakete gepackt. Bei Inbetriebnahme erklärte sich dann aber auch das Schnäppchen: Sie lief nicht. Der Umtausch war natürlich ausgeschlossen. Schließlich haben wir uns einen günstigen Single Serve Coffeemaker gekauft, der auch mit Pads lief – allerdings dröppelt das Wasser da nur so durch und es gibt keine Crema. Eine neue Senseo würde uns hier 150 Dollar aufwärts kosten (hier sind Kapselsysteme verbreiteter, z.B. von Keurig) – also beließen wir es erst einmal beim Dröppelkaffee.
Freitag liefen wir also recht ziellos durch Savers – eine Mischung aus 2nd Hand (v. a. durch Spenden), Flohmarkt und 1-$-Shop – und Alex traute seinen Augen nicht. Blau, etwas „gebraucht“ (versifft trifft es besser) und für 7$ stand sie im Regal … Eine US-Senseo! Ich war skeptisch, aber „für 7 Dollar kann man nichts falsch machen“ und so nahmen wir sie mit. Alex hat sie dann geschrubbt, mit Zitronensäurewasser und Backpulverwasser mehrfach gespült und – tada: Kaffee mit Crema. Ideal für uns Nur-morgens-ein-Tässchen-Trinker!



Ansonsten war mein Kaufrausch in letzter Zeit recht zielgerichtet: Zutaten für die Weihnachtsbäckerei! Wobei es weniger ein Einkaufen als vielmehr ein Jagen und Sammeln ist. Alles heißt anders und selbst wenn der Name gleich bzw. leicht zu übersetzen ist, ist die Zusammensetzung es vielleicht nicht. Beispiel: Paniermehl (hier: bread crumbs) – kann mal bitte jemand nachschauen, ob es in Deutschland auch 30(!) Inhaltsstoffe sind?
Von unterschiedlichen Verpackungsgrößen ganz zu schweigen … Hier am Beispiel von Mehl, Zucker und Backpulver:



Schon in Houston gesucht, dort aber nicht gefunden, habe ich Puderzucker. Hierzulande heißt der entweder icing sugar oder powdered sugar. Wahrscheinlich habe ich in Houston einfach nach der falschen Verpackungsform (Dosenzylinder wie Backpulver, Pappquader wie Stärke) gesucht – im hiesigen HyVee gab es den so …



… wer von euch hatte jetzt nicht die Assoziation: „Kokain!“??? *nase reib*

Von meiner Backliste streichen musste ich leider Mamas Nusstaler. Denn gemahlene Nüsse als Backzutat sind hierzulande schlichtweg nicht erhältlich. Selber mahlen ist ohne vernünftige Küchenmaschine auch eher … müßig. Ich habe mir jetzt ein anderes Rezept herausgesucht, das nicht ganz so viele Nüsse (nur 80g) erfordert und werde versuchen gehackte Pecannüsse oder geriebene Mandeln (= in Scheiben) mit „weiblicher Überzeugungskraft“ noch kleiner zu kriegen. Schokostreusel oder –raspel habe ich ebenfalls in beiden Märkten nicht gefunden – aber Chocolate Chips sind mit einem Messer doch recht einfach zu bearbeiten. Den besten Ersatz für Kuvertüre habe ich auch nur geraten. Nach der nussbedingten Revision der Weihnachtsbäckerei sind jetzt noch auf der to-do-Liste: Kokosmakronen, Margaretenplätzchen (nach Mamas Rezept), Orangenstangen und Husarenkrapfen. Vielleicht auch noch etwas Richtung Spekulatius oder Lebkuchen … Ich werde euch berichten!
 
In der Reformhausecke habe ich gemahlene Mandeln bzw. Haselnüsse übrigens gefunden. Mit der Bezeichnung Mandel- bzw. Nussmehl kosten dort etwa 400g zwischen 11 und 13 Dollar – da kann ich mir die Nusstaler ja gleich vergolden lassen!

Donnerstag, 22. November 2012

Thanksgiving and Black Friday



Es ist Donnerstag. Aber kein gewöhnlicher Donnerstag – sondern Thanksgiving, offizieller Feiertag. Viele Arbeitnehmer machen ein langes Wochenende daraus und besuchen ihre Familie – dementsprechend hoch ist das Verkehrsaufkommen auf den Highways oder Flughäfen (laut Lokalnachrichten). Vor vielen der Häuser in der Nachbarschaft stehen mehr Autos als sonst, andere wiederum sind ausgeflogen und andere (wie Alex und ich) haben einfach ein Sonntaggefühl, mehr nicht. Mit dem Unterschied, dass im Gegensatz zu Sonntagen sämtliche Supermärkte geschlossen haben. „It is a family holiday!“ lautet die Begründung. Am Abend vor Thanksgiving machen Bars übrigens den größten Umsatz, weil (fast) alle ausgeflogenen Kinder wieder heimkehren und inoffizielle Jahrgangstreffen machen.

Thanksgiving bietet also die Gelegenheit zu Familientreffen wie in Deutschland Weihnachten. Auch wenn es nahe liegen mag, ist Thanksgiving nicht mit Erntedank zu übersetzen oder gleich zu setzen. Das einzig Religiöse daran ist wohl nur noch das Tischgebet – wenn es denn gesprochen wird – und man zeigt sich dankbar für alles Gute, was einem im letzten Jahr passiert ist. Der Ursprung soll bei den Pilgernvätern der Mayflower liegen, die ohne die Hilfe der Indianer/Native Americans nicht über die ersten Winter gekommen wären (was sie später aber nicht davon abgehalten hat, ihre „Dankbarkeit“ durch kriegerische Auseinandersetzungen zu zeigen). Traditionell gehört zum Thanksgiving Dinner der große Truthahn (Turkey) mit Süßkartoffeln, Mais, Kürbis  … und Apple oder Pumpkin Pie zum Nachtisch.

Nicht so bei uns. Wir hatten Reis, Mischgemüse und Hähnchengeschnetzeltes. Übrigens alles: „made from scratch“.  Diese Floskel habe ich in letzter Zeit gesteigert häufig (in der TV-Werbung) gehört und mich gefragt, was das denn für ein Qualitätsmerkmal (denn das ist es) sein soll: „Gemacht von Gekratztem“? Es bedeutet, ohne Fertigprodukte auszukommen. Also dann, unser Thanksgiving Dinner was made from scratch und *mjam*:

Ausm Topp frisch aufn Tisch ...

Dafür, dass die Soße komplett improvisiert war ...

... no leftovers ...
Noch penetranter in der TV-Werbung beworben wird allerdings der Black Friday. Ich hatte relativ zügig bemerkt, dass es dabei um den Tag nach Thanksgiving geht. Woher allerdings die Bezeichnung Black Friday kommt? Ich hatte historisch überlegt, mir fiel aber nur der Wirtschaftscrash in den 20ern ein. Nicht wirklich passend. Steph half mir dann aus. Black Friday heißt Black Friday, weil alle Geschäfte, die zuvor nur rote Zahlen geschrieben haben, nun endlich schwarze Zahlen schreiben. Es ist der Startschuss für das Weihnachtsgeschäft, inklusive blinkender Dekoration (habe ich schon erwähnt, dass meine von Ikea ist?) und zahlreichen Santa Claus-Doubles. In manchen Stores beginnt der Kaufrausch Punkt Mitternacht … Ich weiß ja, was wir morgen vermeiden werden …

In diesem Sinne schon einmal ein kräftiges "Ho ho ho!"

Mittwoch, 21. November 2012

Our new hometown



Ich grübele schon länger darüber nach, ob ich den Blog jetzt umbenennen muss. Denn das „Houston“ im Titel stimmt nicht mehr, inzwischen sind wir schon seit mehr als zwei Wochen in Rochester, Minnesota. Zeit genug also, dir nun unsere neue Heimat zu präsentieren. Den Verweis sogar sogar den Link auf die wikipedia-Artikel über Rochester und Minnesota spare ich mir an dieser Stelle mal.

Fangen wir im Kleinen an: dem Mikrokosmos, genannt unsere Wohnung. Diese liegt auf der obersten Etage eines dreigeschossigen Apartmentkomplexes, das wie ein geöffnetes Oval noch relativ zentral in der Stadt, aber dennoch recht ruhig liegt. Vom Highway 52, der östlich an den Gebäuden vorbei geht, ist nicht so viel zu hören, aber unsere Wohnung liegt auch nach Südwesten am anderen Ende. Ginge unser Balkon nach innen, könnte man ein wenig an Halle-Neustadt denken und Beklemmungen kriegen, aber außer der bereits installierten LED-Eiszapfen-Balkonbeleuchtung unserer Nachbarn genießen wir den freien Blick auf die Einfamilienhäusersiedlung, die zwischen uns und der Haupteinfallschneise Richtung Stadtzentrum (2nd St S) liegt. (Man ahnt es schon, Rochesters Straßen tragen mit wenigen Ausnahmen Nummern, die ganze Stadt wird von Center Street und Broadway in Viertel geteilt: NW, NE, SE und SW. Waagerecht laufen die streets, senkrecht die avenues. Ein kleines bisschen Manhattan – ich find’s logisch und sehr hilfreich bzgl. Orientierung. Alex irgendwie nicht so …)

Vom Balkon nach Westen Richtung Cascade Lake

Vom Balkon nach Osten Richtung Highway

Wäre (noch) schöner ohne oberirdische Stromleitung
 
Rings um Rochester erinnert mich die Landschaft ein wenig an Südschweden – nur mit deutlich weniger Wald. Vereinzelt zweigen links und rechts Schotterpisten vom Highway zu einzelnen Höfen ab, deren Wohlstand man am Zustand von Wohn- und Nebengebäuden erahnen kann. Manchmal vereinigen sich einige Höfe laut Navi auch zu einem Dorf. Und würde es die Mayo Clinic nicht geben, wäre wahrscheinlich auch Rochester nicht mehr als das. Die gesamte Skyline der Innenstadt besteht nahezu nur aus Gebäuden, die mit Mayo verbunden sind und verschiedene Abteilungen des riesigen Klinikkomplexes beherbergen. Um im Winter auf Dienstwegen dazwischen nicht zu erfrieren, sind diese auch noch unterirdisch mit subways oder oberirdisch via skywalks miteinander verbunden. Und St. Mary’s (von außen doppelt so groß wie das Elisabethkrankenhaus in Halle) gehört auch noch irgendwie dazu. Direkt im die Kliniken ballen sich dann auch die kleinen Lädchen, wo es von Klamotten über Karten bis hin zum Lunch alles Mögliche gibt. Die Laufkundschaft ist ja vorhanden. Dutzende Hotels und Motels haben sich auch in der Stadt niedergelassen, irgendwo wollen Patienten und deren Familien ja auch wohnen. Der Rest ist relativ beschaulich: Einfamilienhäuser soweit das Auge reicht. Ganz wenige Apartmentkomplexe wie unserer, einige Townhomes (am besten mit Reihenhäusern zu vergleichen).

Mein Hauptaugenmerk beim Fotografieren lag allerdings erst einmal Downtown. Im weiteren Nordosten der Stadt bin ich bislang auch noch nicht gewesen – um meinen Führerschein machen zu können, müsste ich in die Richtung. Dazu bräuchte ich aber erst einmal ein funktionsfähiges Auto, das zurzeit noch in der Werkstatt ist, weil es vorgestern abend der Meinung war, mitten auf der Straße auszugehen. Kurbelwelle und noch etwas muss getauscht werden … Aber erst einmal Fotos!


Mayo Medical School im Vordergrund - das war der Anfang

Heute dominieren eher Hochhäuser die Klinikgebäude

Das Türmchen gehört zu St. Mary's - im Feierabendverkehr gegen halb fünf

Willkommenes Highlight downtown: Das Plummer Building (1928) von Alex' Büro aus aufgenommen.

Montag, 12. November 2012

Home, sweet Home



Nach elf Nächten im Hotel  bzw. in Hotels haben wir von gestern auf heute wieder in unserem eigenen Bett geschlafen. Ich musste nur zehn Minuten auf die beiden Menschen warten, die uns die frisch erworbenen Möbel brachten. Welch erfreulicher Unterschied zu den fünf Tagen, die wir auf die Lieferung unserer „Altmöbel“  und Dinge aus Houston warten mussten.
Eigentlicher Termin für die Lieferung: Dienstag, 6. November. Angekündigter Termin: Montag, 12. November. Tatsächlicher Termin: Sonntag, 11. November. Die fünf Tage Unterschied lagen darin begründet, dass sich der Truckdriver (angeblicher „Subunternehmer“ des Umzugunternehmens) angeblich selbstständig dazu entschlossen hatte, noch eine Umzugsfuhre in Dallas aufzusammeln und erst dann nach Norden zu fahren. Unsere zuständige Koordinatorin schien daran nichts ändern zu können oder vielmehr zu wollen und versprach uns „up to 200$“ als Entschädigung – von denen wir bislang jedoch nichts gesehen haben. Auf meinen Anruf, wie das denn zu regeln sei, blieb der Rückruf aus – und der ist eine Woche her. Übrigens: Laut Werbeprospekt würden 98% der Kunden wieder mit diesem Unternehmen umziehen …  Autons und wir gehören ganz offensichtlich zu den 2%.

Aber mit den alten und neuen Möbel in unserer Wohnung kann ich nur Alex beipflichten, der gestern abend mit einem Seufzer sagte: „Ich fühle mich, als hätte ich endlich mein Leben wieder.“ Noch stapeln sich hier einige unausgeräumte Kisten, noch fehlt die ein oder andere Kleinigkeit – aber im Großen und Ganzen sind wir im neuen Leben angekommen. Alex ist auf Arbeit, ich werde nachher noch einmal losfahren, um beim hiesigen Aldi (kein Scherz, ist ein Ableger von Aldi Süd) unsere Grundnahrungsmittelvorräte aufzustocken und vielleicht darüber hinaus auch noch ein oder andere Dekokleinigkeit erwerben. Dann müssen Bilder an die Wände, Bücher und Klamotten in die Schränke und so weiter. Und ich habe einen Berg Wäsche vor mir. Gestern habe ich erst einmal sämtliche Handtücher durchwaschen müssen bzw. wollen, weil die Packer vor anderthalb Wochen nicht sonderlich viel Mitdenkqualitäten gezeigt haben. Saubere Handtücher verbrachten knapp zwei Wochen neben einer dreckigen(!) Klobürste in einem Karton … *schüttel*

Im Laufe der Woche wollte ich mich dann noch für den hiesigen Führerschein bewerben und mich um unsere Internetversorgung kümmern. Letztere stellen sich nämlich quer, ohne Credit History (auf meiner SSN) und mit komischen deutschem Akzent (den ich aber gar nicht so schlimm finde wie den des Bundeswehrmenschen, der gestern in den internationalen Nachrichten kam) kann ich da am Telefon nichts bestätigen, sondern muss erst in deren Büro … der übliche Papierkram mal wieder.

Das Wetter bietet übrigens den besten Grund, sich über „Home, sweet home“ zu freuen: Während man es Samstag bei bis zu 20°C draußen noch ganz gut in Strickjacke und T-Shirt aushalten konnte (bevor der Wind auffrischte), sind wir jetzt bei gut 20°F – umgerechnet in Celsius bedeutet dies Minusgrade. Ein ganz wenig schneit es auch, so dass sich auf den Dächern teilweise ein weißer Flaum bildet …
(Im Hotel angekommen, das im Gegensatz zu unserer Wohnung Internet hat, muss ich feststellen, dass der Süden von Rochester merklich mehr Schnee bekommen hat als wir im mittleren Nordwesten der Stadt. Hu, da macht das Autofahren nicht mehr so viel Spaß. Die Kamera mit den Beweisfotos habe ich passenderweise in der Wohnung vergessen - Mist.)

Nachgereicht: Die Kartons sind inzwischen verschwunden.