Sonntag, 24. Februar 2013

Winter Walk

Heute war sooo schönes Wetter! Als wir uns am späten Vormittag endlich aus dem Bett geschält hatten und Oatmeal (=Haferflockenbrei) zum Frühstück hatten, meinte Alex mit einem Blick in den strahlend blauen Himmel nur: "Wir müssen raus!"
Und so waren wir spazieren, von unserer Wohnung aus über einen ungeräumten Bike-Trail durch den Schnee stapfend nach Norden unter den Highway 52 durch

Schwalbennester

Die Vögel waren gerade ausgeflogen. Und auch sonst war zur sonntäglichen Mittagszeit nicht allzu viel los. Weiter ging es dann in den Kutzky Park, der dem angrenzenden Viertel seinen Namen gegeben hat (oder andersrum).


verlassener Basketballplatz
Dort sind wir dann das Flüsschen Cascade Creek entlang gegangen und haben dort sogar europäische Bekannte, nämlich Stockenten getroffen.





Die Wege im Park waren größtenteils geräumt, im Schnee sah man teilweise Tierspuren - aber das könnten angesichts der Gassi-Geh-Quote (uns kamen drei oder vier Leute mit Hund entgegen, sonst niemand) auch schneeverrückte Hunde gewesen sein.

Zurück sind wir dann aber die 2nd Street gelaufen, wie üblich am St. Mary's Hospital vorbei, dessen Turm von weither sichtbar ist.
St. Mary's Hospital

Wir brauchten dann nach 90 Minuten Winterspaziergang dringend etwas Warmes im Magen, denn sobald die Sonne sich verabschiedet, wird es doch empfindlich kalt. Wir mussten allerdings später unabsichtlich noch einmal raus ... Ein ohrenbetäubendes Fiepen, geschlossene Brandschutztüren: Feueralarm!

Und so versammelten sich unsere Nachbarn (interessant, wen man da so kennen lernt) vor dem Haus - nur unten im Erdgeschoss brannte noch Licht im Apartment direkt links vom Haupteingang und jemand schaute hektisch zum Fenster heraus. Also doch kein Fehlalarm. Und da tatütatatete es auch schon in stereo, als gleich zwei Mannschaftswagen der nahe gelegenen Feuerwehrstation anrückten.

Fahrzeug 2 - hatte die Kamera noch in der Tasche.
"So ernst kann es nicht sein, die beeilen sich nicht wirklich", meinte Alex noch. Und tatsächlich, nur aus dem ersten Wagen schlenderten Männer in das Apartment links neben dem Haupteingang. Die Nachhut schickte uns wieder ins Haus zurück, kurze Zeit später hörte der Alarm auf. Im Flur hing noch der Geruch dessen, was vermutlich den Alarm ausgelöst hatte: Übertrieben Frittiertes. Wahrscheinlich ist dabei durch Rauchentwicklung der Feuermelder angesprungen.

Wir wissen jetzt, dass man einen Feueralarm unmöglich verschlafen kann.

Freitag, 22. Februar 2013

More snow!

Für die Leute in Arizona muss in den letzten Tagen etwas ganz Seltsames passiert sein: Sie hatten Schnee, teilweise sogar mit Blizzardwarnung! Und auch in anderen Teilen der USA hat ein riesiges Tiefdruckgebiet Winterwetter gebracht. Kansas und Iowa haben wohl noch mehr abbekommen. Hier reichte es "nur" für etwa 10cm Neuschnee. Über Nacht. Und ja, bald ist schon März. Diese Verwunderung teilen auch die Nachrichtenmoderatoren hier. Dabei wohnen die doch vermutlich schon viel länger hier als wir.

Neuschnee bedeutet hier schön ruhige Nächte. Auf den beiden Bildern ist es etwa halb eins:




Ich habe mich relativ schnell daran gewöhnt, dass es bei Neuschnee nachts nicht wirklich dunkel zu werden scheint - und die Stille ist himmlisch. Alle Geräusche werden irgendwie verschluckt. - - - - -

Bis dann am nächsten Morgen das große Räumen los geht. Bei bis zu 5cm Schnee kommt nicht unbedingt auch ein offizielles Räumfahrzeug in die Seitenstraßen des Wohngebiets unter unserem Balkon. Wenn es aber da ist, ist das Kratzen des Schneeschaufel unmissverständlich.

Die meisten Nachbarn behelfen sich mit der guten alten Schneeschaufel. Direkt gegenüber klotzt man aber, statt zu kleckern. Da hat ein Pick Up endlich mal Sinn ...


Aber dann kam auch noch der offizielle Räumdienst.
 

Die Bäume haben alle eine gewisse Last zu tragen. Vielleicht gibt es nach dem Wochenende noch einmal ein wenig Nachschlag. Der Winter ist also noch lang nicht vorbei ...



Sonntag, 17. Februar 2013

Between Valentine’s and President’s Day



Morgen wird Geburtstag gefeiert! Nein, keiner von unseren. Der von George Washington, dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Und das ist als President’s Day auch gleich ein staatlicher Feiertag – landesweit (was beim King’s Day vor einem Monat nicht der Fall war). Insofern haben wir also gerade ein langes Wochenende. Und weil Alex gestern trotzdem den ganzen Tag im Labor war, ist heute Couch Potato Tag.



Nebenbei läuft hier gerade ein Uralt-Schinken mit dem Titel „Hawaii“, wo es um die Folgen der Missionierung im 19. Jh. geht. Ich dachte zuerst, ich sehe nicht richtig – aber doch: Die Brüste der Hula-Tänzerinnen sind tatsächlich verpixelt! Willkommen in den übermäßig prüden USA …



Wo war ich? Ach ja: gestern. Gestern mittag hatten wir Lunch (mal wieder) im Dooley’s downtown. Die machen einen echt leckeren „Smoked Salmon“-Salat. Zwischenzeitlich war Alex nämlich mal daheim, wollte eigentlich etwas Schlaf nachholen und als er dann wieder in die Stadt gefahren ist, hat er mich mitgenommen. Ich musste noch einige Bücher in die Bibliothek zurückbringen. Und dann bin ich nach Hause gelaufen – bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel mach ich das mal ganz gerne. Gegen die Kälte (in der Sonne -5°C, aber dank windchill tatsächlich einiges weniger, so minus 15°C vielleicht) kann man sich schließlich entsprechend anziehen.



Und außerdem war es einfach Vorzeigefotografierwetter.


1st Ave SW mit den historischen Geschäftsgebäuden

Radfahrerfreundliches Rochester. Spitzname: "Med City"

David und Goliath

Kreuzung 2nd St S und Broadway

Vor ein bis zwei Wochen war in der Innenstadt ein Winterfest (das hieß tatsächlich so, ich hab hier nichts übersetzt) mit unterschiedlichen Aktionen. Unter anderem waren auf der Peace Plaza, was einem zentralen Marktplatz hier noch am nächsten kommt, verschiedene Eisskulpturen aufgestellt. Diese hier stand noch vorm Dooley’s, ist aber eher ein Überbleibsel vom Valentinstag.

Oben rechts ist wohl jemand dagegen gerempelt.

Rosen(?) im Inneren

Engel

Ich laufe der Einfachheit halber immer entlang der 2nd Street SW nach Hause. Für dieses Foto muss ich mich selbst ein bisschen loben … Die Mayo Medical School im Vordergrund bewahrt noch ein wenig die Ursprünge des riesigen Campus von heute – während sich im Hintergrund das Mayo Building in der Glasfassade des Guggenheim Building widerspiegelt.

Alt und neu

Als Alex ganz früh am Morgen zum ersten Mal ins Labor aufbrach, saßen hier auf dem See hinter unserem Apartmentkomplex noch Eisangler. Das ist ein beliebtes Hobby in Minnesota. Auf den größeren Seen kann man übrigens ganze Kabinen mieten, Holzhütten auf dem Eis – Eislöcher und einfache Betten im Preis für ein Wochenende gleich mit inbegriffen.


Mini-See - wahrscheinlich Tagebauüberbleibsel


Und wer es noch nicht wusste – wir wohnen hier in einem der Apartments auf der obersten Etage.
2nd Street NW

Mittwoch, 13. Februar 2013

Funny, isn't it?



¿Qué hay de nuevo? – Nada en particular.



Das war Spanisch und soll bedeuten, dass es eigentlich nichts Neues gibt. Oder, wie man sieht, eben doch. Ich habe mittlerweile die 3. Unterrichtsdoppelstunde Spanisch hinter mich gebracht und fange an, die Sprache zu mögen: Man schmeiße Latein und Französisch zusammen und erhalte Spanisch, das wir hier mit lateinamerikanischer Prägung lernen. Die Dozentin ist routiniert und mit einem Mexikaner verheiratet, so viel habe ich schon mitbekommen. Und das Tempo ist mörderisch (gestern abend war ich kurz vorm Overload), da kenne ich Volkshochschulkurse in Deutschland, bei denen es schnarchend langwierig war. Hier ist der Spanischkurs ein Angebot der US-Entsprechung, genannt Community Education. Ich bin nicht die einzige mit Englisch als Zweitsprache im Kurs – aber kann die Grammatik bislang noch mit am besten verdauen. (Über „nur“ vier bestimmte Artikel lacht der Deutsche, über Verbkonjugationen der Lateinschüler.) Und ein Vorurteil des US-Schulsystems scheint sich zu bestätigen: Für einige, ob Mitte 20 oder Anfang 40, ist dies die erste Fremdsprache, die sie lernen.



Nichts Neues aber von der Wetterfront: Bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt hält sich der Schnee hartnäckig, glücklicherweise aber nicht auf den Straßen.



Balkonsicht nach Westen

Gestern ist meine Arbeitserlaubnis abgelaufen - die Verlängerung ist wohl noch in der Post (nachdem die zuständige Behörde hü-hott bzgl. der einzureichenden Unterlagen spielte). Ironischerweise hatte ich am gleichen Tag ein Vorstellungsgespräch als paraprofessional (eine Mischung aus Integrationshelfer und Zweitkraft in der Klasse) an einer nahe gelegenen Grundschule. Ich glaube, etwas zu viel und daher vielleicht zu wenig auf den Punkt geredet zu haben, aber sonst – mal schauen. Die beiden Lehrerinnen, mit denen ich gesprochen habe, haben ganz oft zustimmend genickt; sie hören mehrere Gespräche, geben ihre Empfehlung an die Schulverwaltung weiter und danach werden dann Empfehlungen eingeholt … Ich vermute ja fast, dass mir an dieser Stelle meine fehlende work history wieder zum Verhängnis wird. Aber bleiben wir positiv.

Ach ja: Man muss nachweisen, dass man bis zu 50 Pfund (knapp 23 kg) heben kann. Ich habe nach dem Gespräch einen Zettel bekommen, mit dem ich zur Schulverwaltung gefahren bin und dort habe ich dann einen 50 Pfund Sack Vogelfutter dreimal bis zur (bzw. ich bis über die) Taille gehoben …



Ansonsten vertreibe ich mir die Zeit damit, meine Koch- und Backkünste zu vertiefen. Und weil ich mich außerdem auch noch im Mayo Fitness Center angemeldet habe, muss Alex das alles essen! *grins* Naja, stimmt nicht ganz. Um das Körnerbrot streiten wir uns, vor allem, wenn es frisch aus dem Ofen kommt und die Baileys-Torte sollte eigentlich der Nachtisch für ein Dinner bei Autons sein, das aber spontan verschoben werden musste. Und in Sachen Fitness habe ich Zumba für mich entdeckt (zweimal die Woche, je 45min), war Freitag seit Ewigkeiten mal wieder schwimmen (ich hatte fast vergessen, wie das geht) und habe morgen eine Einführung ins „Rudern auf dem Trockenen“. Abgerundet mit Radeln – solange das Wetter Selbiges in der Natur noch nicht wirklich empfiehlt.

3-Korn-Brot nach Mamas Rezept *mjam*
Baileys Cake *mjam*

Für heute abend steht zum Stichwort Kochkunst Pizza auf dem Plan – natürlich made from scratch aus Vollkornweizenmehl. Letzten Mittwoch waren wir allerdings im Dooley’s, einem Sportsbarpub downtown, zur Bingo-Night. Dieses Mal konnten wir unseren Namen zwar nicht in den Topf für den Trip nach Vegas, Baby werfen, aber beim Durchblättern der Getränkekarte fand ich dies hier:


A "Dead Nazi" and "Three Wise Men" meet in a bar ...
Von diesem Humor kann man halten, was man möchte … Das hier an einem Pfeiler, wie er sich alle drei Stellplätze in unserer Tiefgarage findet, fand ich hingegen auf Anhieb lustig. 



Ich weiß nicht, ob Holly das auch so lustig fand.

 Und Alex noch viel mehr. Denn schon vor einiger Zeit stand unser Nachbar zur linken so blöd schräg in der Parklücke, dass ich beim Versuch vorwärts einzuparken gescheitert bin. Außerdem habe ich den Plastik-Türgriff hinten rechts bei diesem Versuch am Pfeiler mittig durchgebrochen – sonst war nichts passiert. (Der zweite Versuch rückwärts einzuparken klappte dann in drei Zügen auf Anhieb und ohne unschuldige Opfer.)



Funny, isn’t it?




Morgen ist Valentinstag. Ein Dutzend Rosen kosten schon heute 20 Dollar … Ich habe Alex verboten, dergleichen mitzubringen. Das ist zu sehr eine von der Werbung propagierte Pflichtübung als tatsächliches Zeichen von „Ich liebe dich“ …



 

PS. Das hier ist noch der Beweis für meine Mama, dass wir gut schlafen. Mein erstes Paar selbst genähter Vorhänge – mit moralischer und beratender Unterstützung durch sie. Und sobald die Vorhänge hingen, wussten wir, dass dieser Touch Wohnlichkeit zuvor fehlte.


Montag, 4. Februar 2013

Downtown and downunder



Hier läuft gerade der Superbowl, San Francisco 49ers gegen die Baltimore Ravens. Oder sagen wir mal so, zwischen den teuersten Werbespots des Jahres sieht man ab und zu auch mal einige Minuten Männer im Stellungskampf – so langsam verstehe ich auch die Regeln …



Taghell war es Freitag nacht – dank Neuschnee, der uns zum ersten Mal in den USA dazu gezwungen hat, das Auto von Frost und Schnee zu befreien. Sonst steht Autochen in der beheizten Tiefgarage, aber Freitag  abend waren wir im Kino und drei Stunden Schneefall waren doch recht ergiebig, aber auch fluffig und nicht pappig und daher leicht zu entfernen. Auf dem Rückweg waren die Straßen dann auch noch nicht so ganz toll geräumt, so dass Alex lieber nicht schneller als 40mph gefahren ist. Etliche Leute haben uns überholt und die Texas plates können zögerliches Fahren auch nicht mehr offensichtlich entschuldigen (wenn man das überhaupt muss), denn seit Samstag ist unser Auto in Minnesota zugelassen.


Minnesota Plate, Standardausführung "Land of 10 000 Lakes"
Zur "Zulassungsstelle" brachten wir unseren "car title" mit und mussten uns ausweisen, das war am 31. Januar. Die nette Lady hinterm Tresen machte dann den ganzen Papierkram (Formulare – yeah!) fertig, gab uns aber den Tipp, am nächsten Tag, den 1. Februar, wiederzukommen, denn sonst würden wir die Zulassung für einen Monat bezahlen, aber nur einen Tag bekommen. Danke! So haben wir jetzt nur die Antragskopien als „car title“. Bis der offizielle ankommt, können bis zu drei Monate vergehen. Hm, damit können wir kein schnelles Geld machen, indem wir zu einer der Firmen fahren, die in der Werbung ganz unkompliziert Bargeld verspricht, wenn man ihnen nur den Title überschreibt …



Aber ich schweife ab. Bei Winterwetter ist auf den Straßen im Zentrum Rochesters nicht so viel los – was Fußgänger betrifft. Am Wochenende ist das noch einmal eine ganz andere Nummer, weil dann die meisten Beschäftigten der Mayo Clinic nicht auf Arbeit sind (mit Ausnahme einiger verrückter PostDocs …). Aber auch unter der Woche ist nur wenig los auf den Straßen – dafür darüber und darunter umso mehr. Skywalk und Subway ermöglichen es, trotz Mayo-Dresscode (Anzug für Männer!) beim Gebäudewechsel nicht zu frieren. Ich persönlich bin ja nicht gerade der große Freund der Subway, weil ich mich zum einen nicht so gut orientieren kann wie oberirdisch auf "street level" und zum anderen trotz der Bemühungen, möglichst viele Oberlichte zu installieren, bei mir immer ein leicht klaustrophobisches Grundgefühl bleibt. Aber Millionen andere können nicht irren …


Ein Skywalk (über die 1st Ave W)
Wegweisende Säule zur unterirdischen Orientierung

Freitag hatte Alex mich zum Lunch in die Stadt bestellt, da sind wir auch Subway und Skywalk gelaufen. Irgendwie sind wir dann auch im Plummer Building gelandet, das ich von allen Hochhäusern Mayos am liebsten mag. Vielleicht, weil es so alt ist wie die liebste aller Omas (meine!)? Vielleicht aber auch, weil es nicht nur funktional ist – sondern auch hübsch!


Plummer Building von außen
Von innen: Eingangshalle auf Street Level, Warten auf den Fahrstuhl

Apropos hübsch: Noch einmal wieder eine kleine Portion Winterwonderland gefällig? Grüße von Balkonien!

Grüße von Balkonien!
Superbowl ist vorbei. Da die 49ers in der zweiten Hälfte (nach dem Stromausfall) noch mal ordentlich aufgeholt haben, wurde es doch noch richtig spannend! Aber die Ravens haben ihren Vorsprung aus der ersten Hälfte gerade so halten können.

Es ist nun aber zu spät zum Posten, Montag dann …