Ich hab’s ja schon im letzten Eintrag
angekündigt – ich war letzte Woche im hiesigen Heimatmuseum.
Das Erbe der Pioniere - vor etwa 150 Jahren war das hier Westgrenze der Zivilisation! |
Blöderweise
ist Selbiges gerade im Umbau und vielleicht war das, was zu sehen war, auch
deutlich weniger als das, was man beispielsweise im Heimatmuseum des kleinen
beschaulichen Soltaus sehen kann. Vieles wird hier von Freiwilligen getragen.
Wahrscheinlich hätte ich mir die fünf Dollar Eintritt auch sparen können, wenn
ich nicht so desorientiert im Eingangsfoyer gestanden hätte. Aber Geschichte
unterstütze ich immer (Berufsrisiko). Die Fotos waren nur für den privaten Gebrauch erlaubt.
Das Plummer
Building kommt dem regelmäßigen Leser hoffentlich noch nicht zu den Ohren raus …
Ich mag es auch in dieser Lego-Version. Für andere „historische Gebäude“ musste
ein Pappmodell reichen.
Plummer Building made of Lego bricks |
Natürlich
gibt es auch eine Abteilung für alles Kriegsrelevante. Neben ein paar Uniformen
und echten Waffen (teilweise bis zum Bürgerkrieg zurück reichend!) hingen auch
einige Propaganda-Poster an den Wänden.
Ein wahres Wort? |
Aber
hauptsächlich ist Rochester eben „Med City“ und die meisten Ausstellungsstücke
beziehen sich auch darauf. Dieser Rollstuhl ist ganz offensichtlich noch
Holzklasse (aber ohne Jahr) …
bequem - geht anders |
… war aber
sicherlich nötig, als Amputationen noch regelmäßiger durchgeführt wurden ...
Knochensäge am oberen Bildrand. "Schnell arbeiten oder Patient tot" ... joah ... |
Die
folgenden Bilder zeigen eine Nachbildung des Beginns der Arbeitsgemeinschaft von St. Mary und den
Mayo Brüdern Charles und William. Die Ausstattung des OP-Saals entspricht dem
Standard der 1920er Jahre. Damals wurden OP-Technik und Geräte hauptsächlich
aus Deutschland importiert. Chirurgen lernten voneinander durch Beobachtung –
deshalb ist der OP-Saal aufgebaut wie ein Amphitheater. Manche sollen für die
Details sogar Ferngläser mitgebracht haben.
Zuschauer erwünscht - sie sollen ja was lernen! |
Die Anästhesiefachfrau am Kopfende träufelte Äther auf ein Baumwolltuch, das über dem Patientenmund befestigt war. |
Dann ab ins Krankenzimmer |
... wo sich die Ordensschwestern kümmerten. |
Das
Patientenzimmer zeigt die Geschichte eines fünfjährigen Mädchens vom Lande, deren Vater mit
ihr, nachdem sie fünf Tage lang Bauchschmerzen hatte, in den Zug nach Rochester
stieg, um sie dort von den Mayo Brüdern operieren zu lassen. Das war eine der
ersten Blinddarm-OPs. Sechs Wochen später kehrte das kleine, tapfere Mädchen
(sie soll niemals geweint haben - wenn ich da an meine Polypenentfernung mit 4 denke ... *hust*) kerngesund nach Hause zurück. Ihr Vater hatte
seine Tochter vor dem sicheren Tod (bei Blinddarmdurchbruch) gerettet, weil er
rein pragmatisch handelte: „Sterben würde sie mit oder ohne OP, also können wir
es ruhig versuchen.“ Zur Erinnerung: Zu der Zeit war ein Hospital ein Ort des
Sterbens, nicht des Überlebens.
Wenn ich mir die Technik so anschaue … Mayo
hat erstmals OP-Schwestern zur Anästhesie ausgebildet, die sich voll um den
Patienten kümmern konnten und so ein Aufwachen verhinderten. Ich bin irgendwie
in dieser Hinsicht doch ganz froh über die moderne Technik!