Sonntag, 20. September 2015

Once More: North Shore

Einige werden persönlich mitbekommen haben, dass Alex (wegen einer Konferenz) anderthalb Wochen in Deutschland war und erst Mittwochabend wieder in Rochester angekommen ist. Dieses Mal konnte ich leider nicht mit, da gleichzeitig das Schuljahr anfangen sollte. Auch würden wir das lange Labor Day Wochenende nicht - wie von mir geplant - gemeinsam an der North Shore verbringen können. 


Aber wozu gibt es Freundinnen, dazu noch solche ohne eigenes Auto (geschweige denn einen Führerschein), die froh sind, mal aus Rochester rauszukommen. Und so machten wir uns Freitagabend (wir sprechen vom 4. September) auf zum Girls' Weekend am Lake Superior, und setzten auf dem Weg nach Norden noch Alex am Flughafen MSP ab.

Für uns ging es dann noch weiter nach Norden, bis an den Stadtrand von Duluth, wo wir unsere erste Übernachtung hatten. Wir kamen recht spät an und viel mehr außer einchecken, ins Bad, ins Bett war nicht mehr drin.

Am Samstag morgen ging es erst in den hoteleigenen Swimmingpool (den wir nur für uns hatten) und dann hinein in die Innenstadt (die touristische) von Duluth. Erster Stopp: Aerial Bridge.


Das Wetter in Duluth war schon noch super, so langsam wurde es aber nebeliger und nebeliger - daher fuhren wir weiter nach Norden zum Lax Lake Resort im Hinterland des Lake Superior. Heißt zwar Resort, ist aber auch nur ein Campingplatz, der neben Stellplätzen für Zelt und Wohnwagen auch Hütten oder einfache Zimmer vermietet. Wir hatten letzteres.

Den Samstag waren wir ganz ruhig angegangen, hatten auf der Fahrt von Duluth mehrfach an Aussichtspunkten angehalten und haben auch die Ikone der North Shore, das Split Rock Lighthouse, im gleichnamigen State Park bewundert ...




Nachts gab es ordentlich Gewitter, ich wurde mehrfach von einem hell erleuchteten Zimmer mit deutlichem Donner-Rumms wach. Die armen Seelen in ihren Zelten, dachten wir ...

Sonntag dann wieder wunderbares Wetter! Wir stoppten für den Überblick zunächst am Palisade Head ... Ja, diese unendlichen Wassermassen sind wirklich "nur" ein See!


Wir fuhren dann nach Grand Marais, wo wir (späten) Lunch hatten und ein bisschen auf den Felsen rumturnten - wie nahezu überall an der North Shore ohne Absicherung und auf eigene Gefahr!


Blick auf Grand Marais mit Hafen

Kraxeln auf eigene Gefahr!

Als wir am Sonntag abends dann zurück an den Lax Lake fuhren, hatte ich das Gefühl, in eine dunkle Wand hineinzufahren ... Das Wetter ändert sich schnell hier oben und die nächste Gewitterfront war schon wieder unterwegs, zog aber über den Lax Lake hinweg ohne mehr als ein paar dicke Tropfen angenehmen Spätsommerregens fallen zu lassen. 

Wolken-Bruch

Kurz vor Sonnenuntergang - leicht in lila

Abends/nachts konnten wir dennoch einige Blitze in der Ferne, wohl überm Lake Superior sehen ...

Der Morgen danach, Montag = Labor Day, begrüßte uns mit Sonnenstrahlen und wirklich wunderbarem Wetter. Fast zu schade wieder abreisen zu müssen ...



Wir machten dann auf dem Rückweg nach Rochester noch Halt bei den Gooseberry Falls. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Anfang September so viel Power haben - andererseits hatte es die beiden Nächte zuvor geregnet ... Es war beeindruckend!






Es war dann ein bisschen schwierig, am Dienstag gleich wieder übergangslos in den Schulalltag zu finden. Aber die Schüler haben es mir leicht gemacht: Die (neue) Achte machte gleich da weiter, wo wir im Juni aufgehört hatten, als seien sie nie weggewesen. Und die (neue) Siebte (verstärkt von zwei doppelt beschleunigten Sechstklässler, die aber auch ganz gut reinpassen) ist zwar noch unheimlich ernsthaft, aber Zucker. :)

Samstag, 22. August 2015

Detroit - from a Distance

Ursprünglich hatte ich die knappe Woche in Kanada für mich alleine (um ein postcrossing-Meeting herum) geplant. Dass Alex dann von seinem Chef grünes Licht bekommen hat, damit wir beide zusammen fahren können, war aber auch nicht schlecht. *zwinker*


Wir sind mit dem US-Billigflieger Spirit von MSP nach Detroit geflogen, um Zeit zu sparen. Außerdem haben wir (also ich) jetzt ja eine US-Kreditkarte und konnten uns auf diese Art und Weise einen Wagen mieten, denn wenn man schon in Detroit ist, ist es zu den Niagarafällen auch gar nicht mehr so weit.

Vom Beginn meiner Reiseplanung habe ich schon hin und her überlegt: In Detroit bleiben? Mehrere Nächte? An Detroit haftet noch immer das Image einer Stadt im Niedergang. Zur Höchstzeit knapp zwei Millionen Einwohner, heute nicht einmal mehr 700.000. Spitze nur noch bei der Anzahl der Gewalttaten pro Einwohner, auch "die tödlichste Stadt" genannt. Im Juli 2013 folge die offizielle Pleite der Stadt Henry Fords, Motown, der "Motor City".

Am Flughafen merkt man vom Niedergang nichts. Erst beim Abflug werden wir bemerken, dass jeder Shop ausnahmslos afroamerikanisches Personal hat.

Nach dem Hinflug holten wir unseren Rennkäfer ab (VW Beetle mit 140 PS - huiiiiiiiiii ....) und machen erstmals Bekanntschaft mit dem Highway. Auch hier ist Sommer die Jahreszeit für Straßenbauarbeiten. Und meine Güte, die haben es auch nötig, für manche Schlaglöcher ist die englische Bezeichnung pot hole zutreffender, könnte man einen solchen Topf doch problemlos darin versenken.

Ich fahre, Alex macht Fotos. Wir sind auf der I-94 unterwegs, sicherlich nicht die Toplage ...

Motor City
Vieles wirkt verwahrlos hier in Sichtweite der Interstate. Wir begeben uns hoch auf die Ambassador Bridge, die Detroit und Windsor, Ontario verbindet. 

Was ist dieses Gebäude, durch das man durchgucken zu können scheint? Verlassen? Eine fensterlose Ruine eines ehemaligen Geschäftshauses? Oder doch nur ein Parkhaus?
Alex hat noch einmal recherchiert: Es ist die ehemalige Michigan Central Station, zur Bauzeit der höchste Bahnhof der Welt, seit 1975 unter Denkmalschutz - aber wo das Geld fehlt ... Mehr hier.

Meist fotografierte Ruine der Welt ...


Downtown Detroit scheint sich aus der Entfernung hingegen kaum von zum Beispiel Milwaukee, Wisconsin zu unterscheiden. Alte (= europäisch anmutende) Kirchen, glitzernde moderne Geschäftshochhäuser vor allem in der Nähe des Detroit River.

Im Hintergrund Downtown Detroit

Auch wenn man es nur vom Highway aus nicht sieht und die großen guten Nachrichten noch auf sich warten lassen: Detroit ist mehr als eine einzige Negativschlagzeile. Die Stadt ist wieder im Aufwind, Heimat unzähliger Start-Ups und wenn es mittlerweile sogar einen Whole Foods Market (= hochpreisiger Bioladen) gibt, scheint man zurück im Plan zu sein. Mehr und mehr Viertel gelten als sicher, die Riverfront lockt Bummler für einen Spaziergang an, Museen erinnern an Henry Ford und Motown; zudem hat Detroit Mannschaften in allen vier großen Sportarten (= Football, Eishockey, Basketball und Baseball).

Letztendlich traf dann nur der durchschnittliche Hotelzimmerpreis die Entscheidung gegen eine Nacht in Detroit. Wir blieben auf der kanadischen Seite am anderen Ufer des Detroit River.

So betrachteten wir Detroit from a Distance - am Abend beim besten Fotolicht. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja doch noch einmal her.

Detroit from a Distance am Abend

Die Übernachtung in Windsor haben wir schon aufgrund des echt leckeren Abendessens beim Libanesen nicht bereut!

Montag, 3. August 2015

The Big City! Toronto in a day.

Es war durchaus von Vorteil auf dem postcrossing-Meeting einige Ortskundige zu treffen, so hatten wir viele gut gemeinte und auch durchaus nützliche Tipps erhalten, wie man am besten Toronto in einen Tag packt, was man (dazu noch an einem sonnigen Sonntag) am besten sehen sollte.


Tipp Nr. 1 zahlte sich gleich dreifach aus. Dank noch laufender PanAm-Spiele waren Hotelzimmer in Toronto noch teurer als ohnehin schon, so fuhren wir aus Woodstock zwei Stunden in die Stadt hinein. Hallo Großstadtverkehr - ich habe dich nicht vermisst! Der Tipp war, bei der Yorkdale Shopping Mall kostenfrei zu parken und dann gleich mit einem Day Ticket für CAN$ 11 (für zwei Personen) per U-Bahn in die Stadt zu fahren.

Wir ließen uns an der Union Station ausspucken und folgten der Mehrheit in Richtung Harbourfront. Damit können wir auch den Großen See Nr. 4 abhaken, denn den haben wir nun auch zumindest gesehen. Die Harbourfront ist erst in den letzten Jahren wieder revitalisiert worden, viele Parkanlagen wurden eingefügt - dieses Projekt war offenbar erfolgreich, denn es wirkt belebt. Ich möchte allerdings nicht wissen, was an Miete für ein Apartment mit Seeblick fällig wird, sofern es nicht alles nur Büroanlagen sind.

Harbourfront District
Waterfront Trail
Reger Fährverkehr zu den Toronto Islands

Wir bewegten uns entlang des Queens Quay nach Westen, verschlungen kurz ein Sandwich zum Mittag und hatten kurz darauf erstmals Sichtkontakt mit dem CN Tower. Kurz hatten wir überlegt, dort hochzufahren, aber dann online Preise gecheckt - ach nö, lieber doch nicht.

CN Tower. 553 Meter hoch, bei Errichtung in den 1970ern das höchste Gebäude der Welt.

Am Hafen angelegt.
Dank Tagesticket sind wir dann die Spadina Ave in der Straßenbahn hochgefahren - Alex fühlte sich an die alten Tatra-Bahnen erinnert, die es in Halle noch gibt. Auf Höhe von Chinatown stiegen wir aus, kauften zunächst noch günstig Karten und machten uns dann zum Tipp Nr. 2 auf: Kensington Market.

Kensington Market ist ein ganzjährig alternativ  und multikulturelles, wenn auch zunehmend von Gentrifizierung bedrohtes Viertel - mehr hier. In den Sommermonaten verwandelt es sich darüber hinaus zu einem Open Air Festival zwischen Rastafari und Flohmarkt, "Gebt das Hanf frei" und Made in China, mit Straßenmusik und improvisiert wirkenden Fressbuden. Herrlich. Nur: Ein Geheimtipp ist es nicht (mehr). Es ist zwar auto-, nicht aber fahrradfreie Zone und nachdem Alex einmal über ein Rad stolpert und ein anderes Mal fast mitgerissen wird, beenden wir unseren Bummel lieber (leider).

Autofreie Zone Kensington Ave.

Kleine, süße, alte Häuschen.

Mona Lisa Graffiti

Wir waren in Chinatown, das hatte ich schon erwähnt, oder? Da der Norden der Stadt gegenüber dem Lake Ontario leicht erhöht ist, hat man auch von hier einen hervorragenden Blick auf den CN Tower.

Chinatown.

Oberleitungschaos
Zurück laufen wir die Dundas Street entlang (Tipp 3), deren Straßenbild auch von überwiegend älteren Häusern beherrscht wird, bis wir uns östlich der University Avenue (eher ein Boulevard) wieder offiziell in Downtown Toronto befinden.

Dundas Street nahe der Art Gallery of Ontario
Blick auf eine der Nord-Süd-Achsen
Und noch ein bisschen weiter östlich traf dann die Dundas auf die Yonge Street. Und plötzlich dachte ich, ich bin in NYC am Times Square oder in London am Piccadelly Circus ...

Dundas Yonge Square - Torontos Antwort auf den Times Square
Auch hier Menschenmassen, wahrscheinlich weil Touristen gesagt wird, hier müsste man einmal gewesen sein. Irgendein Programm lief auch im Hintergrund, zumindest war ein bemühte Moderator zu hören, nachdem wir dann den selbsternannten Predigern, die das nahende Ende der Welt prophezeien, und anderen Straßenkünstlern entflohen waren.

Wir fanden dann über weniger bevölkerte Straßen den Weg zurück zur Union Station. Dort waren die Hochhäuser teilweise weniger neu, verrieten ein bisschen mehr über die Baugeschichte und was wohl zuerst dort war. Alt steht neben neu, Stein neben Glas.

Alt neben neu.
Wenn ich wüsste, wo ich das Foto gemacht habe, wüsste ich wohl auch, wozu der Turm gehört ...

Torontos Old Town eben.

Es gibt noch so viel mehr, was wir hätten sehen können. Casa Loma. Den Discovery District mit unzähligen Museen. St. Lawrence Market ... Haben wir aber nicht. Trotzdem glauben wir, einen guten Eindruck von Toronto bekommen zu haben.



Und man kann ja immer noch einmal wieder zurück kommen ...

Sonntag, 2. August 2015

At the beach(es) of Lake Erie

Wenn man im Mittleren Westen wohnt, sind die Großen Seen (und in unserem Fall insbesondere Lake Superior) Ersatz für das Meer oder Ozeane. Während wir im Lake Superior mit den Händen drin waren, standen wir in Chicago schon bis zu den Knien im Lake Michigan. Nun also Großer See Nr. 3: Lake Erie.


Der Niagara River mit den Niagara Falls verbindet Lake Ontario im Norden mit dem Lake Erie im Süden. Nach nur einer Übernachtung in Niagara Falls, Ontario haben wir die nächste Nacht in Port Colborne verbracht. Wie der Name schon verrät, ist dies eine Kleinstadt mit Hafen, der auch industriell genutzt wird. Der öffentliche Strand der Stadt ist kostenpflichtig (befahrbar!), schließt aber schon um 20 Uhr.  Wir waren aber erst zum Sonnenuntergang dort und mussten daher mit einem sandstrandfreien Küstenabschnitt vorlieb nehmen.

Port Colborne, links die Marina (Segelschiffhafen).
Am nächsten Morgen Vormittag sind wir auch schon wieder aus Port Colborne aufgebrochen. Entlang der Lakeshore Road zuckelten wir mit Tempo 40 (km/h) nach Westen, vorbei an zahlreichen (Ferien-?) Häuschen bis Villen mit Seeblick vorbei. Für die kurzen Momente, wo die Bebauung mal unterbrochen war, gab es doch tatsächlich unbewachte, leicht zugängliche Strandabschnitte.

Der Strand ist für alle, im Hintergrund wird es exklusiver ...

Augenscheinlich haben diese sogar eine Zufahrtsmöglichkeit mit dem Auto, denn während wir oben in einer größeren Haltebucht geparkt hatten, stand direkt auf dem Strand ein Auto. Nicht allzuweit vom Ufer war ein Boot im Wasser zu sehen, vermutlich gehörte beides zusammen. Und weil man in Kanada noch Vertrauen in die Mitmenschen zu haben scheint, hat man eine rotgepolsterte Bank einfach hinterm Auto stehen lassen. So dachte ich! - - - Bis ich dann realisierte, dass sich dort jemand bäuchlings sonnte - und das vermutlich auch schon länger tat, wenn man nach der Hautfarbe urteilt ...

Nun gut, wir blieben nur kurz an dem Strandabschnitt, aber lange genug um beweisen zu können, dass ich bis zu den Knien im Wasser war!

Herumschwimmendes Grünzeug  - deshalb bin ich weiter rein.

Nur ein kurzes Stückchen weiter westlich war die Siedlung Belleview Beach unser ursprüngliches Ziel für einen Zwischenstopp. Genau genommen lockte uns die Morgan's Point Conservation Area, ein parkähnliches Gelände mit Küstenzugang. Größter Pluspunkt: Wir waren gänzlich allein! Vielleicht auch kein Wunder an einem Wochentag, mitten in der Pampa (wenn auch an der Küste).

Links Lake Erie, im Hintergrund die exklusiven Strandzugänge.

Felsplateau statt Sandstrand
Wir blieben dann erst einmal weiter im Landesinnern, am letzten ganzen Tag in Kanada allerdings, einem Montag, fuhren wir noch einmal an den Strand des Lake Erie. Unser Ziel: Port Stanley. Dort waren wir dann nicht nur bis zu den Knien im Wasser. Mein Mann hat sich allerdings gewünscht, seine Laborbräune und durchtrainierten Oberkörper nicht im Blog bewundern zu dürfen. 

Links im Bild: Alex' Fuß.

Wie man vielleicht anhand des Fotos sieht: Es war an diesem Tag sehr heiß und schwül, man kann in der Entfernung kaum einen Horizont ausmachen. Ideales Strandwetter also! Und Port Stanley scheint sich durchaus auf Tagestouristen eingestellt zu haben (und wurde gleichzeitig zu einem der besten "towns to retire in Canada" gewählt).


Verglichen mit dem Strand der Halkidiki-Halbinsel in Griechenland, wo ich einen Monat zuvor gewesen war, stinkt der Strand des Lake Erie aber ab, unter anderem, weil das Wasser nicht kristallklar war. Und die Strömung war deutlich zu spüren: Die Arme im (dank Sonneneinstrahlung) warmen Wasser, die Beine und Füße im kalten.


Mittwoch, 29. Juli 2015

Niagara Falls or "the Twenty Dollar Shower"

Ich weiß nicht, ob alle das mitbekommen haben: Gerade einmal eine Woche sind Alex und ich wieder in Rochester gewesen und schwupp - waren wir auch schon wieder weg. Die US-Billigfluglinie Spirit brachte uns nach Detroit und von dort fuhren wir mit dem Mietwagen nach Kanada, um genau zu sein, den Südwesten Ontarios.


Auch wenn Spirit den Ruf hat, chronisch verspätet zu sein, waren wir pünktlich gelandet und sogar noch vor der abendlichen Rush über die Ambassador Bridge von Detroit, Michigan nach Windsor, Ontario gefahren. Beim Abholen des Mietwagens gab es zwar ein Problem (und ich weiß bis heute nicht, was für eins), aber das war dank einer engagierten Angestellten schnell gelöst. Der erste Mietwagen hier in den USA für uns (dank Kreditkarte, die ich nun schon neun Monate lang habe) war ein VW Beetle, liebevoll auch Rennkugel genannt (140 PS, juchhu ...).



Nach einem Abendessen auf halber Strecke in London, Ont. fuhren wir gleich noch weiter bis an unser Tagesziel: Niagara Falls, Ontario. Von der kanadischen Seite aus hat man die bessere Sicht, hieß es, und so hatten wir uns gegen Niagara Falls, New York entschieden. Als wir endlich im Hotel angekommen und eingecheckt waren, war es schon dunkel. Das Donnern der Niagara-Fälle hörten wir schon von weitem. Und etwas später sahen wir sie auch, denn nachts werden sie beleuchtet. In Regenbogenfarben.

 
American Falls. Im Hintergrund Niagara Falls, New York


Horseshoe Falls. Die sehen aus, wie sie heißen.
Beeindruckt waren wir aber nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Da hatten wir uns mehr erwartet - was genau auch immer.

Verwundert waren wir über die Anzahl der Hotelzimmer mit Blick auf die Niagarafälle, in denen Licht brannte. Da scheinen sich ja einige den Luxus geleistet zu haben ... Ich hingegen habe einen Hustenanfall bekommen, als ich Preise verglichen habe und ein Hotel in der zweiten bzw. eher dritten Reihe gebucht. 

Buchungsrate von Hotelzimmern mit Blick auf die Niagarafälle: hoch. Zimmerpreis: noch höher.


Vielleicht waren wir auch einfach nur zu müde, reisegeschädigt und hätten eigentlich früher ins Bett gehört, um noch sehr begeisterungsfähig zu sein. Aber dennoch waren wir am nächsten Tag recht früh (für unsere Urlaubsverhältnisse) aufgestanden, denn das Touristenprogramm war bereits gebucht. 

Ein erster Blick ging auf die Niagara-Fälle bei Tag. Hach, das sieht doch gleich ganz anders aus.

Wir steuerten den weißen Pavillon unten an zum Tourikram.
Der online vorgebuchte Tourikram war eine Voyage to the Falls-Bootstour. Von der US-Seite aus macht dies die bekanntere Maid of the Mist, da wir aber von Kanada aus starteten, war unser Boot die Hornblower. Wir waren auch sehr froh, an den Menschenmassen, die an der Kasse anstanden, einfach vorbeilaufen zu können.

Wir bekamen rote Müllsäcke mit Kapuze = Ponchos, um gegen Spritzwasser geschützt zu sein. Stylisch, nicht wahr?
Morgens halb zehn an den Niagarafällen: Frisuren und Ponchos sitzen.

Und dann ging die Tour los. Zunächst passierten wir die kleineren American Falls und ja, die Gischt spritzte, wir merkten, dass die Ponchos durchaus ihre Berechtigung hatten, vor allem vorne links an der Reling, wo wir standen.

American Falls.
Doch noch waren wir nicht bei den (kanadischen) Horseshoe Falls (Hufeisenfälle) gewesen. Schon aus der Ferne sah man die Gischt aufspritzen ... 

Horseshoe Falls.
Uns schwante Böses, vielmehr Nasses. Und damit waren wir nicht allein, die Realität schlug zu ...

Mittendrin statt nur dabei!
Selfie im Mist. Frisur sitzt - nicht mehr so gut.

Wie man an den Fotos erkennen kann, hat die Kamera etliche Wasserspritzer abbekommen. Ist ja auch kein Wunder, ich könnte schwören, dass der Kapitän uns mindestens fünf Minuten in der Mitte der Fälle hat stehen lassen. Somit ist es eigentlich fast ein Wunder, dass meine Bluse noch trockene Zipfel hatte um die Linse abzuwischen und diesen Blick auf Niagara Falls (Ontario) mit dem Skylon Tower zu erwischen. Sehr interessante Lichtverhältnisse.

Hotels und der Skylon Tower (mit rotierender Plattform). Hätte man auch hochfahren können.

Und wozu braucht man einen Selfie-Stick, wenn man Mitfahrende fragen kann, ob diese ein Foto machen würden. Hier waren wir schon wieder fast am Ende unserer Fahrt, im Hintergrund die American Falls.

Am Ende der Voyage (in)to the Falls. Nass (besonders unterhalb der Hüfte), aber glücklich.

Der Poncho war eine wirklich gute Idee. Alles, was von ihm bedeckt war, blieb trocken. Alex' Rucksack, meine Handtasche ... Nur endete der Poncho auf Hüfthöhe. Wir liefen also mit nassen Büxen wieder zur Promenade zurück und grinsten ob der entgeisterten Blicke in der Warteschlange der bald Fahrenden.

Kurzum: Die Niagara-Fälle mögen aus sicherer Entfernung von der Promenade friedlich, ja sogar wenig beeindruckend aussehen - dieser Eindruck wandelt sich aber schnell, wenn man ihnen auf dem Boot ganz nahe kommt. Über Internet vorgebuchte Tickets kosteten CAN$ 20 pro Person - Dusche inklusive!

Aber es lohnt sich, diesen "Touriquatsch" mitgemacht zu haben.


Idyllisch - nur nicht auf dem hinteren Boot, das gleich in die Horseshoe Falls fährt.




Was gegen einen Aufenthalt in Niagara Falls, Ontario spricht: Teile der Stadt erinnern an Klein Las Vegas. Wer das nicht will/mag, meide insbesondere Clifton Hill! Wir liefen diese Straße einmal runter, danke, das reichte!