Dienstag, 30. Oktober 2012

Moving scheduled – so far …



Eigentlich sollten jetzt gerade starke Männer, die "Movers" in unserer Wohnung stehen und unsere Habseligkeiten verpacken. Eigentlich. Denn heute früh wussten die von nichts, vertrösteten uns auf morgen. Und so sitzen wir hier jetzt schon auf gepackten Koffern, aber haben die erste Nacht im Hotel dennoch gecancelt. Nichts da mit "letztem Frühstück hier", wie wir vor vierStunden noch dachten. Stattdessen morgen ein straffer Terminplan: ab 8 Uhr wird Autons Haushalt in den Truck verladen, gegen 11 Uhr will die Firma dann uns verpacken und verladen (aus Versicherungsgründen dürfen wir da selbst nicht wirklich helfen) und um 15 Uhr haben wir das "Walkthrough", also die Wohnungsabnahme, angesetzt. Bis dahin sollte die Wohnung leer sein – mal schauen, was die Firma dazu sagt. Sie wollte es ja so.

Am 1. November wollen wir uns dann von Houston verabschieden und etwa bis Dallas fahren (vier Stunden). Dort hat Matt Verwandtschaft, aber mal schauen, ob wir nicht vielleicht doch noch etwas weiter Richtung St. Louis fahren – wahrscheinlich werden wir.

2. November, ein Freitag: Die Hammerstrecke: Dallas – St. Louis, etwa zehn Stunden reine Fahrzeit. Abends werden wir vermutlich todmüde in ein M-/Hotelbett fallen, dessen Standort wir aber noch nicht kennen. Dafür haben wir den gesamten Samstag in St. Louis und hoffen, dass die Stadt den Abstecher wert ist. Ganz in der Nähe liegt mit den Cahokia Mounds auch noch ein Unesco Weltkulturerbe – eigentlich sollte beides an einem Tag zu schaffen sein. Aber was „eigentlich“ bedeutet, steht ja auch schon im ersten Absatz …

Und Sonntag steht dann die Reststrecke St. Louis, MO – Rochester, MN auf dem Programm. Das sind noch einmal ungefähr acht Stunden. Da wissen wir aber schon, wo wir abends in Rochester unser Haupt betten werden: direkt Downtown, unmittelbar neben der Mayo Clinic. Alex hat nämlich am Montag um 7.15 Uhr seinen  ersten Arbeitstag, während ich etwa anderthalb Stunden später die Schlüssel für unser Apartment abhole.

Und am Dienstag (6. November) sollten dann unsere Möbel kommen, so dass wir einziehen können. Eigentlich. Mal schauen, welchen Spaß sich die "Movers" dann ausdenken.

Ich würde die Woche lieber vorspulen … *schnipp*: Wir sind in Rochester und unsere Möbel auch ...

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Paperwork pt. 3 – once again



Und gerade als wir dachten, wir könnten es uns in unserer Wohnung gemütlich machen, schob uns jemand einen dicken Stapel Papier auf den Schoß … Bitte bis gestern ausfüllen!

Nun ja, ganz so unvorbereitet traf uns der Papierkram in der dritten Runde nicht. Er hätte sogar schon früher starten können, wenn die Verantwortlichen bei Mayo einen Schritt weiter gedacht hätten, was es alles bedeutet, den „German Postdoc“, von dem Matt seit seinem ersten Interview dort spricht, anzuheuern. Und so musste der Bewerbungsprozess, der sich bei Matt wochenlang hinzog, bei uns in einige Tage gequetscht werden – auch dank Steph,  die sich als unsere „Tiger Mom“ den Mund fusselig gequatscht und ein wenig Druck gemacht hat. Denn wir dürfen keine Lücke im Visum haben, sondern müssen zeitlich nahtlos nach Mayo transferiert werden.

Also wurde Ende letzter Woche (von Matt …) die PostDoc-Stelle offiziell ausgeschrieben, Alex hat sich drauf beworben und wurde genommen (Überraschung!) und hatte gestern dann das Willkommenspaket in der elektronischen Post. Ihm war das aber nicht wirklich willkommen, denn etwa die Hälfte davon sollte ausgefüllt und zurückgesendet werden – entweder per Fax (das ist ja sooo 20. Jahrhundert …) oder eingescannt als pdf per Mail.

Aber vor das Einscannen hat der liebe Gott das Ausfüllen gestellt – und ich hab mich dann abends mal daran gesetzt, 1. weil ich die schönere Schrift habe und 2. damit Alex entlasten konnte. Der war ohnehin schon total fertig. Und es sind ja nicht die ersten Formulare dieser Art, weshalb ich auch schon etwas Übung darin habe. Nur bei den Medical Records (Immunisierung und so) brauchte ich Alex‘ Hilfe, aber auch diesen Wisch haben wir schon einmal für Baylor ausfüllen müssen. Am Ende siegt der Mensch über das Papier und alles ist eingescannt und zu pdf konvertiert … Zurück blieb das:

So haben wir den Papierkram gestern abend einfach nur aufs Sofa fallen lassen ...
Ach ja, der ganze Papierkram dreht sich nur um Alex, von mir ist nur in Sachen Visum einmal als spouse die Rede. Aber daran bin ich ja schon gewöhnt. Steph geht es gerade auch nicht anders – bei denen dreht sich auch alles nur um Matt ... Wir Frauen sind nur die heimlich hilfreich Herrschenden im Hintergrund – ups, jetzt bitte „heimlich“ streichen …


Übrigens haben wir schon eine neue Adresse – obwohl wir uns eigentlich vorgenommen haben, nie wieder ein Apartment ungesehen zu mieten. Und obwohl wir uns eigentlich vergrößern wollten – um ein Arbeitszimmerchen (hier heißt es den = Höhle) oder gleich ein weiteres Schlafzimmer – bleiben wir den Winter über doch erst einmal in einem riesigen Apartmentkomplex mit 1 Bed/1Bath (=2-Raum-Whg.). Der Mietvertrag läuft bis Ende Juli. Und wir haben ein gutes Gefühl, weil der angekündigte Komfort deutlich höher ausfällt als bisher: Balkon, Geschirrspüler, Waschmaschine und Trockner in der Wohnung, Abstellraum, Kamin(!), größere Küche, mehr Quadratmeter … Am 5. November hole ich den Schlüssel ab (Alex hat dann schon sein zweitägiges Seminar zur Orientierung), schaue mir an, was wir da gemietet habe und was uns vielleicht noch fehlt und am 6. November sollen unsere Möbel und Sachen kommen.

Vorher wartet eine Woche Hotel und Leben aus dem Koffer auf uns – ein Roadtrip mit hoffentlich sinnvoll aufgeteilten Etappen inklusive. Wir haben uns entschieden, nicht den direkten Weg nach Norden zu nehmen, sondern über Missouri, Illinois und Wisconsin zu fahren – Zwischenstopp u.a. in St. Louis und einem Weltkulturerbe ... 


Rochester, MN - wir kooommen!

Dienstag, 23. Oktober 2012

Pictures! San Antonio and New Braunfels



Ich habe es versprochen – eine Auswahl unserer Eindrücke des Kurztrips nach San Antonio kommt natürlich auch in den Blog. Alle Ankündigungen, dass San Antonio nicht nur die älteste, sondern auch die schönste Stadt Texas‘ sei, waren wahr. Hier haben wir das gefunden, was wir in Houston vermissen: europäisches Flair und historische Gebäude. Beides kann Houston mangels Geschichte leider nicht bieten – zeigt dafür aber hervorragend Baugeschichte des 20. Jahrhunderts (unter Berücksichtigung der Tatsache, dass man meistens nach 30 Jahren abreißt und neu baut statt zu renovieren).

Wie auch immer, am San Antonio River siedelten erstmals um 1700 (wer Genaueres wissen will, frage wikipedia) spanische Missionare und hinterließen insgesamt fünf Missionen, von denen The Alamo die bekannteste, nicht aber die größte ist. Bekannt auch deshalb, weil hier der Nationalstolz der Texaner (Kampf gegen Mexiko) begraben liegt. Heute ist es ein weitgehend privatisiertes Museum, man kann aber erahnen, wie abgeschieden hier das Leben vor etwa 250 Jahren gewesen sein muss.

Links sind noch die alten Grundmauern des Fort Alamo zu erkennen

Das "Gesicht" des Alamo ist eigentlich nur eine Kapelle
Einige Jahrzehnte nach den Spaniern und Mexikanern kamen auch jede Menge Deutsche in die Gegend von San Antonio, wie ich es im letzten Posting schon erwähnt hatte. Der King William District, benannt nach Wilhelm I. von Preußen (das ist der, der 1871 in Versailles zum deutschen Kaiser gekrönt wurde), der von der Innenstadt aus immer am Fluss entlang gut zu erlaufen ist. Die Bebauung zeigt heute noch einige historische Gebäude derer, die es sich vor 100 bis 150 Jahren leisten konnten, repräsentativ zu wohnen.

Schönes Viertel - auch heute noch bzw. heute wieder

"Verwaltungs- und Infogebäude" - leider sonntags geschlossen
Der eigentliche Geniestreich San Antonios ist aber der Riverwalk oder Paseo del Rio (denn hier ist alles zweisprachig ausgeschildert, noch mehr als in Houston): Flusspromenade, Flaniermeile und voll von Touristen wie uns, vor allem abends. Am Sonntag vormittag hingegen ist man weitgehend ungestört, wenn man die Promenade entlang bummelt, die wohl längste Fußgängerzone der Welt. Im Zuni Grill haben wir an beiden Abenden gut gegessen (auch wenn mich die Mango Margarita ein wenig ausgeknockt hat) – und im Pub Durty Nelly’s einem echten „Pianoman“ zugehört.

Bei Nacht von der Market Street aus: unten links der Eingang zum Pub

Bei Tag: gegenüber des Künstlerviertel La Villita

Vom Fluss aus: Architektur des Riverwalk und Marriott-Hotels

Wahrscheinlich hätten wir in San Antonio noch viel mehr entdecken können, wir haben uns aber entschlossen, einen kleinen Abstecher nach Nordosten zu machen, ins Deutsch geprägte New Braunfels, der Beginn des Hill Country und damit des deutschen Gürtels von Texas. Im Vergleich zu San Antonio eine montags etwas ausgestorbene Kleinstadt, deren deutsches Erbe sich zum Beispiel an Häuserfassaden spiegelt

Seitenwand des Restaurants "Friesenhaus" - wir waren nur vom Frühstück so gesättigt, dass wir nicht drin waren

Fürst House - rechts daneben das gleichnamige Traditionshotel, links davon die Presbyterian Church mit deutscher Tradition
erbaut von "R.B. Richter" - links das Wahlbüro der Republikaner samt enthusiastisch winkendem Senior

Und in zwei Wochen sollten wir in unser neues Apartment in Rochester eingezogen sein ...

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Five hundred miles ...



So viel sind wir am letzten Wochenende nicht ganz gefahren, um von Houston aus immer westwärts nach San Antonio zu kommen (eine Strecke 200 Meilen). „Da solltet ihr unbedingt hin, das ist die schönste Stadt Texas‘“ sagten unsere Freunde hier – und gleiches empfahlen auch unsere Gäste, die im September dort waren. Alex bekam den Montag im Labor frei und so fuhren wir am Samstagnachmittag, nachdem ich die Erwachsenen mit Artikeln und Pluralbildung gequält hatte, los. Um genau zu sein, fuhr nur Alex, weil ich nachmittags nach dem Unterricht nicht mehr so ganz zurechnungsfähig bin. Und weil es schon halb vier war, bevor wir Houston verließen und in den Outskirts Houstons noch etwas aßen und tankten, fuhren wir direkt in den Sonnenuntergang hinein …
 
Highway Interstate 10 - zwischen Houston und San Antonio gibt es nicht viel ...

In San Antonio und Umgebung selbst haben wir dann viele deutsche Spuren entdeckt. In den 1840er Jahren sind viele deutsche Siedler nach Texas gelockt worden, so viele, dass es in San Antonio noch heute ein ganzes Stadtviertel gibt, das schon damals nur „Sauerkraut Bend“ genannt wurde, den King William District. Hier residierten schon damals die Kaufleute und Händler mit Geld. Schön ruhig ist es außerdem, so dass wir ganz neugierig durch die Alleen spazieren können und auf Spuren stoßen:

Nur noch das Fundament blieb von Guenther's Upper Mill
Relativ spontan haben wir uns dann entschieden, dass der Rückweg am späten Montagvormittag über New Braunfels führen sollte, dass vor allem für sein Wurstfest bekannt ist – der texanischen Version eines Oktoberfests, stattfindend aber erst Anfang November. Dann ist es hier auch wieder so weit abgekühlt, dass man Bier trinken kann, ohne gleich einen Alkohol+Sonnenstich zu bekommen. Viel war von der deutschen Geschichte nicht mehr zu sehen, einige Hausanschriften vielleicht noch oder eben der Name der dortigen Tageszeitung:



Auf dem Rückweg durfte ich dann auch einmal hinters Steuer (ihr erinnert euch an das Problem, dass ich mit deutschem Führerschein unversichert fahre?), da die Interstate 10, auf der wir jetzt nach Osten unterwegs waren, relativ leer ist. Vergleichbar etwa mit der B6n oder der A14 von Magdeburg nach Halle – hauptsächlich LKW, aber sonst keine Gefahr. Erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf dem Weg durchs Nirgendwo: stattliche 75mph, umgerechnet 120 km/h.

Unser Auto hat trotz seiner acht Jahre den Vorteil einer Cruise Control. Es gibt da ja eine Geschichte über den Wohnmobilfahrer, der dachte, dann würde sein Auto ganz allein fahren und deshalb nach hinten ging um sich Kaffee zu kochen, was böse endete. Die Cruise Control sorgt nur dafür, dass man seine Wunschgeschwindigkeit einstellen und dann den Fuß vom Gas nehmen kann. Das ist zunächst wirklich sehr gewöhnungsbedürftig, wenn das Auto Gas gibt ohne dass man den Fuß auf dem Pedal hat – auf Dauer möchte man es aber nicht mehr missen. Gas geben – zum Beispiel für schnelleres Überholen – kann man übrigens immer, nimmt man dann das Gas raus, übernimmt wieder die Cruise Control. Nur wenn man bremst, schaltet die sich gänzlich aus. Wäre sonst ja auch zu gefährlich, würde die wieder beschleunigen wollen.

Apropos gefährlich: Erfrischend selten (nämlich gar nicht) passiert es, dass ein Auto *ssssssssiimmmm* links mit Affenzahn überholt. Stattdessen tuckern alle mit 70 bis 80 mph gemächlich auf dem Highway nach Osten. Das ist wahrscheinlich auch der Grund für meine Verwunderung, wie hier eine Baustelle angekündigt wird. Ein oranges Schild Road Work Ahead – das war’s. Keine Hinunterregulierung der Geschwindigkeit, wie es in Deutschland der Fall wäre, auf 60km/h oder so. Nichts. Gar nichts. Auf einem mittlerweile nur noch einspurigen Highway wird die Fahrbahn neu befestigt. Das weiß ich, weil 1. unsere Fahrbahn bereits abgefräst wurde und wir ziemlich laut unterwegs sind; 2. direkt links neben uns Walzen die neue Piste befestigen und die Absperrhütchen manchmal gefährlich weit in unserer Fahrbahn stehen und 3. rechts neben uns die neue Fahrbahn schon fertig ist und deshalb ein fünf Zentimeter Absatz in der Fahrbahn ist.

Aber aus US-amerikanischer Sicht ist das alles kein Grund, die Geschwindigkeit herunter zu regeln. Ausnahmsweise scheint man hier einmal an den gesunden Menschenverstand zu appellieren – das regelt sich schon selbst. Offiziell erlaubt bleiben aber 75mph. Und während ich mich darüber noch ereifere, sind wir schon an Berlin und Schulenburg vorbei und stoppen für Tank und eine letzte Rast in Weimar. Fast sind wir versucht, Deutsch zu sprechen – doch ob uns noch jemand verstehen würde?

Remembering Weimar - statt Goethe und Schiller heute eher McD und What-A-Burger

Über San Antonio und New Braunfels verspreche ich euch noch einen gesonderten Eintrag.