Durch
postcrossing kommen auch einige internationale Leser auf meinen Blog (bzw. die
englische Ausgabe davon). So kam es zu der Anregung, mich bei den
Alltagsvergleichen auch mal dem Supermarkt zu widmen. Warum bin ich nur nicht
früher darauf gekommen ...
Walmart
hat sich aus dem
deutschen Supermarkt-Markt meines Wissens zurückgezogen, aber hier in den USA
ist dieser natürlich präsent, in Rochester mit seinen etwas mehr als 100000
Einwohnern sogar mit zwei Filialen. Daneben gibt es den Konkurrenten Target (Hauptsitz in den Twin Cities) mit auch zwei Filialen. Für beide
Märkte gilt aber (für mich): Für den
täglichen Einkauf eher nicht geeignet – das würde ich in Deutschland auch nicht
bei Kaufland oder Real tun. Ab und zu, für bestimmte Angebote oder das
Aufstocken an Konserven oder anderen nicht verderblichen Lebensmitteln
vielleicht – aber nicht fürs Alltägliche.
Da denke ich dann doch eher in der
Größenordnung von Edeka oder Rewe – und das heißt hier HyVee. Deren Hauptsitz ist in Iowa, die Organisation
genossenschaftlich und das Sortiment bietet alles, was man im Alltag so braucht
zu immer noch recht humanen Preisen. Drei Filialen gibt es in der Stadt, zwei
davon kenne ich, nach unserem Umzug hingegen habe ich mich auf die eine
festgelegt, die uns am nächsten liegt.
Mit einer Abteilung namens „Health Market“ gibt es hier auch Bioprodukte
oder Glutenfreies. Und vor allem die Milch kaufe ich lieber aus dem Bioregal,
denn nur das schließt hormonbehandelte Spenderkühe aus (in der EU ist das verboten, soweit ich weiß). Ansonsten ist das
Sortiment recht ähnlich – abgesehen vom unterschiedlichen „Traditionen“: Zwei
laufende Meter unterschiedlicher Fertig-Jello-Sorten (so etwas wie Wackelpudding, noch nie probiert), zig Arten von xx chips, die man in Kekse hineinbacken
kann/soll (aber gemahlene Haselnüsse gibt
es nicht!). Einen ganzen Gang verschiedener Limonaden (sodas), die erahnen lassen, dass Farbstoff „ABC“ ganz weit vorne
auf der Zutatenliste steht. Und das nahezu alle Verpackungsgrößen hier in den
USA größer ausfallen, entspricht dem Vorurteil. :) Natürlich gibt es hier auch
verschiedene kitchen helpers für das
schnelle Abendessen, aber die Fix-Produkte von Tante Maggi und Onkel Knorr habe
ich in den USA nur in Houston in deutlich schmalerer Auswahl gesehen. Die
Instant-Brühe von Knorr, die ich manchmal zum Kochen nehme und Alex gerne mal
statt Tee trinkt, wenn es kalt ist, habe ich hier in der Abteilung für
mexikanische Importe gefunden – daher heißt sie auch Caldo de Pollo. Tomatensoßen habe ich schon in Deutschland from scratch gemacht, daher stapeln sich
auch jetzt Tomaten(mark)konserven in unserem Vorratsschrank.
In Sachen Frühstück gibt es zusätzlich zum Toastbrot auch noch die Auswahl
zwischen Bagels, Donuts oder Cinnamon Swirls, Waffeln oder Pancakes (entweder
toasterfertig in der TK oder „nur noch Milch hinzugeben“ in der Fastfertigbackabteilung)
– alles tendenziell etwas süßer. Und da sind die Regale mit den cereals noch nicht erwähnt. Von dieser
Auswahl haben wir einzig TK-Waffeln und Toast ständig im Haus, gelegentlich
auch Flakes oder so. Fertigmüsli auf Haferflockenbasis ist mir bislang noch nicht
ins Auge gesprungen, dafür gibt es hier Oatmeal
(Haferflockenbrei), auch gerne als instant-Produkt.
Wir bleiben beim Frühstück alltäglich
meist bei Toast, sonntags gibt es Oatmeal; wenn es schnell gehen muss, wird
eine Waffel getoastet und wenn ich Zeit habe und überreife Bananen im Haus
sind, gibt es banana pancakes. Made from scratch, denn dann weiß ich,
was drin ist. Denn darauf muss man hier in den USA tierisch achten – das habe
ich mit Steph gemeinsam. Zum Beispiel: Hier wie auch in Deutschland gilt, dass
nicht immer (nur) Vollkorn drin ist, wenn Vollkorn drauf steht. Ich habe mir
hier angewöhnt, die Zutatenliste genau zu studieren und sowohl enriched flour als auch high fructose corn syrup zu meiden.
Letzterer ist in der EU als Zuckerersatzstoff stark reglementiert.
Dass mir die deutschen Brötchen aus der
Bäckerei an der Ecke fehlen, muss ich wohl nicht noch einmal erwähnen, oder?
Zumindest in Sachen Kruste als weiße Sauerteigbrötchen gibt es diese aber bei (ersterem
der) Außenposten des deutschen Supermarktes: Trader Joe’s und Aldi.
Beides sind Töchter des deutschen Großunternehmens "Feinkost Albrecht".
Und der Aldi hier ist dem in Deutschland echt ähnlich: Einkaufswagenpfand
(jawohl!), die Waren stehen meist auf Paletten statt im Regal, Einkäufe müssen
selbst verpackt werden (sonst macht das
der Kassierer oder ein Helfer) und statt einer riesigen Auswahl an
Produkten gibt es die Einheitsgröße. Also 5 lb Mehl oder Zucker (statt 1 kg),
O-Saft in halben Gallonen (etwa 1,9 Liter). Und einige Produktnamen entsprechen
der deutschen Marke: Wir waschen mit Tandil, haben Schoki von Moser-Roth im Schrank und
decken uns gelegentlich auch mal mit den meist limitierten Angeboten aus der
Reihe „Deutsche Küche“ mit Neuschwanstein im Logo (...) ein. So neulich zum Beispiel mit Erdnussflips, Dosenfisch,
Doppelkeks (kennt man in den USA nicht,
hier gibt’s nur Oreo), Spätzle und Nürnberger Bratwürstchen.
Trader
Joe’s ist ein
"Aldi-Biomarkt" und verglichen mit anderen organic
Produkten z.B. aus dem HyVee teilweise deutlich günstiger. Hier gibt es auch gemahlenen Mandeln (almond meal), die andernorts unbezahlbar
oder erst gar nicht zu bekommen sind – meine Weihnachtsbäckerei ist gerettet, ich werde dieses Jahr wohl
erstmals Zimtsterne backen können. Auch kaufe ich hier ganz gerne Käse und
(echte) italienische Salami ein.
Für den schnellen Einkauf haben wir seit
unserem Umzug das Glück, in Sichtweite zu einem kleinen Supermarkt (Silver Lake Foods) zu wohnen – eine Art
Nahkauf. Das Preisniveau liegt hier etwas höher, aber es gibt auch viele Sonderangebote
und regionale Produkte. Und nach wie vor gibt es auch den wöchentlichen Farmer’s
Market, aber da waren wir länger nicht mehr.
In Sachen Obst und Gemüse unterscheidet sich das Angebot verglichen mit
Deutschland nicht sehr. In Texas war es noch auffälliger – klimatisch bedingt
gab es zum Beispiel das ganze Jahr Orangen und andere Zitrusfrüchte. Minnesota
ist da deutlich mittel- bis nordeuropäischer. Aber auch hier natürlich mit
lokalen Präferenzen. Im September gab es Maiskolben, jetzt ist seit kurzem die
Kürbissaison eröffnet – nicht nur wegen Halloween. Grüne Bohnen und auch
Paprika sind hier wie auch schon in Texas als Gemüse deutlich beliebter als in
Deutschland – aber sonst kann ich keine Unterschiede feststellen. Abgesehen von
den Kartoffeln vielleicht. Es sind unterschiedliche Sorten und da bin ich doch
der Heidekartoffel zu sehr verbunden … Bislang hab ich nur festkochende
Exemplare erwischt – blöd, wenn man auch mal Suppe kochen möchte.
Genug der Worte – lasst abschließend
Bilder sprechen! Exklusive Eindrücke aus unserem Kühl- und Küchenschrank, in dem nur
begrenzt Vorratshaltung betrieben wird.
Vorratsschrank (mit Schwerpunkt auf Tomaten) |
Wir waschen deutsch! ;) (Purer Zufall, ich mag den Geruch - und der Preis ist auch vertretbar.) |
Kühlschrankchaos ... Der gelbe Pott ist übrigens "I can't believe it is not butter" |
Back-Koch-Süß-Vorräte |
Ach ja, der "gute deutsche Sonntagsbraten" würde hier auch auf der Kippe stehen, wenn ich den denn mal machen würde ... Ich hatte mir für diesen Herbst vorgenommen, Rouladen zu machen, wenn ich einen Schlachter/Fleischereiabteilung finde, die weiß, wie das Fleisch dafür geschnitten werden muss ... Aber da bin ich recht zuversichtlich, dass es das im europäisch geprägten Rochester, MN gibt!
Costco,
Shopko and Cubs habe ich jetzt gar nicht berücksichtigt, die lohnen sich durch ihr
„Kauf viel, spar was“-Programm aber auch erst bei mehr als zwei Essern im Haushalt …
Ansonsten:
Alltag, zurzeit und noch bis zum späten Dienstagabend als Strohwitwe. Alex ist
auf Konferenz in Südillinois.
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