Sonntag, 1. Mai 2016

"Baby Tish", part 3: Resistance was futile - our baby shower

Auch wenn mir versichert wurde, dass "baby showers" oder "Babyparties" in Deutschland im Kommen sind, war ich von der Idee nicht sonderlich begeistert. Das Baby zu feiern, bevor es geboren ist: Das bringt doch nach alter norddeutscher Tradition Unglück. Geburtstage feiert man nicht vor! Aber hier in den USA sieht man das nicht so streng.


Da "wir" uns am Ende der baby shower von Alex' Kollegen mit den Worten "Das müssen wir unbedingt noch einmal machen - so etwa in einem halben Jahr." als schwanger geoutet hatten, war schon irgendwie klar: Um eine baby shower nach US-amerikanischer Tradition kommen wir nicht drumrum. Ausgerichtet wurde sie dann - dieser Tradition folgend - von Alex' Arbeitskollegen, die auch die Gäste stellten.

Angesetzt war die Feier auf vergangenen Samstag (23. April, ich war da bei 38+2), von 14 bis 17 Uhr, es gab Kekse, Kuchen und Eis, dazu Kaffee, Tee, Limo ... Wir hatten - entgegen der hiesigen Tradition - das Geschlecht vorher nicht offiziell bekannt gegeben (und wir sind auch immer noch für eine Überraschung gut, falls das Outing beim Organ-Ultraschall falsch gewesen sein sollte), uns widerstrebte eine baby shower in rosa/pink bzw. babyblau.

Und was wäre eine baby shower ohne Spiele! Da hatten sich unsere Gastgeber einiges einfallen lassen.
1. "Baby Food Pong" - angelehnt an das (College-?) Spiel "Beer Pong" mussten die Gäste mit einem Tischtennisball in Becher zielen, zu jedem Becher gehörte eine Nummer, zu jeder Nummer ein unetikettiertes Gläschen Babynahrung. Dann sollte zunächst anhand der Optik und dann anhand eines Geschmackstests entschieden werden, wobei es sich handelt. Glücklicherweise mussten wir nicht daran teilnehmen!  Für mich sah das alles sehr nach tot pürierten "50 shades of orange" aus ... 

2.  "Guess her circumference" - alle Gäste mussten Paketschnur von einer Rolle abschneiden und auf diese Art und Weise meinen Bauchumfang raten. Die meisten hatten sehr großzügig überschätzt, anderen konnte ich eher dankbar sein und der mit Abstand höchste Schätzwert machte mich offiziell zu einer Kugel (die Schnur war sogar länger als ich groß bin). Oder anders gesagt: Es blieben selbst beim Bauchumfang von Alex und mir nebeneinander noch einige Centimeter übrig ... Der beste Tipp kam von 13-jährigen Zwillingen, die jeweils nur 2 cm drüber bzw. drunter lagen! (Des Rätsels Lösung: 118 cm.)

3. Die Tippliste - gesammelte Vermutungen darüber, wann (Datum und Uhrzeit) "Baby Tish" (Junge oder Mädchen) das Licht der Welt erblickt. Ich selbst war überfällig (und habe das auch mitgeteilt), so dass viele Tipps ebenfalls jenseits des 5. Mai (vET) liegen. Eine ähnliche Liste habe ich von meinen Schülern erstellen lassen, da gibt es eine eindeutige Häufung am 11. Mai. Mal schauen. Ich kann nur sagen: Euer Tipp ist so gut wie meiner! Zumindest hat sich mit heute mein Wunsch erfüllt, einen "Maikäfer" zu bekommen.


Und dann gab es ja noch Geschenke ... Jede Menge sogar, ich bin von der Großzügigkeit immer noch ganz erschlagen! Wir hatten im Voraus eine Wunschliste online gestellt und von selbiger zwar nicht alles, aber vieles bekommen. Und - obwohl wir das nicht explizit gesagt hatte - glücklicherweise kein batteriebetriebenes Spielzeug! Und die "großen" Sachen wie Babybett (--> Ikea, die US-Modelle sagten uns mir nicht zu), Kinderwagen und Kindersitz sowie unsere DIY-Wickelkommode (--> recyclelt von Ikea plus Home Depot) hatten wir uns schon selbst gegönnt.

Stattdessen gab es in weiser Voraussicht von erfahrenen Müttern Windeln, Windeln, Windeln (die ich zuvor in weiser Voraussicht noch nicht gekauft hatte), eine schöne große Spieldecke (und eine zweite noch größere, die mit Wasser gefüllt ist oder wird für "tummy time"), etliche Beißringe etc., wenn das Zahnen losgeht, Stoffbücher, eine Neugeborenentrage (Baby K'tan), eine Babybadewanne und noch etliche Kleidungsstücke, von denen die meisten aber zum Reinwachsen sind. Wir haben selbst ganz wenige Sachen in Größe 50/56 (US: newborn size) gekauft, denn seien wir mal realistisch: Unser Genpool, ET wahrscheinlich nach vET - da haben wir den Schwerpunkt lieber auf Größe 56/62 bzw. 62 (0-3 months) gelegt. Nachkaufen kann man bei Bedarf immer noch ... Und je nach Marke fällt ohnehin alles soooo unterschiedlich aus!

In den USA ist es üblich, dass alles gleich vor Ort nahezu zeremoniell ausgepackt wird. Uns (und den Gastgebern) hätte es nichts ausgemacht, wenn dafür nicht die Zeit geblieben wäre, aber das war (nun einmal) der Fall. Außerdem war die vierjährige Tochter von Alex' Chef zu heiß darauf beim Auspacken zu helfen. Hoffentlich ist es uns gelungen, die ganze Zeit über hinreichend erfreut auszusehen! Denn das waren wir wirklich und sind es immer noch.


Aber von nun an ist die Hauptbeschäftigung "produktives Warten auf den großen Moment". Ich bin gerade fast ein bisschen froh darüber, noch meine zwei Stunden pro Tag zu unterrichten. Das lenkt die Gedanken ab. 

Meine Kollegin, die auch eine baby shower schmeißen wollte, konnte ich "German Style" auf irgendwann nach der Geburt vertrösten. Vielleicht machen wir es uns dann irgendwann im Sommer aber einfach und laden schlicht zum Grillen ein.

 

Freitag, 8. April 2016

"Babymoon": Duluth/North Shore, winter edition

"Honeymoon" ist die US-Entsprechung für die Flitterwochen, passend dazu gibt es auch den Begriff des "Babymoon", den letzten Urlaub vor Kind(ern). Eine Bekannte aus der Centering-Gruppe flog dazu mit ihrem Mann für ein paar Tage in den Südwesten nach Arizona (Sonne tanken), Alex und ich hingegen nach Norden. Unser Ziel war wieder einmal der Lake Superior.


Arizona hätte mit Sicherheit das angenehmere Wetter gehabt. In Duluth waren wir hingegen froh über einen Platz in der beheizten Tiefgarage unseres Hotel-Resorts. Unser Zimmer hatte einen Balkon direkt am und mit Blick über den Lake Superior. Hammer! Freitag abend kamen wir allerdings zu spät an, um diese Aussicht noch genießen zu können.

Dafür dann aber Samstag früh. Alex zog es natürlich gleich auf den Balkon ...


 ... wo er dann allerdings in den 6-8 cm Neuschnee stand, die über Nacht gefallen waren. Dennoch, die Kraft der Sonne war auch schon morgens zu spüren und die Aussicht phänomenal.

(im Hintergrund die Aerial Lift Bridge im Zentrum Duluths)

Kurzum: Da es laut Wetterbericht überwiegend sonnig bleiben sollte, haben wir uns ins Auto gesetzt, sind noch ein bisschen weiter nach Norden gefahren und haben einige - uns bereits bekannte - State Parks an der North Shore auch im Winter bewundern können.

Wir merkten allerdings recht bald: Je weiter nach Nord(ost)en wir fuhren, desto weniger Schnee war gefallen. Dieser Panoramaparkplatz 20-30 km nördlich von unserem Hotel zum Beispiel ... Da lag nicht mehr viel.


 
Unser erster Stopp: Gooseberry Falls State Park. Irgendwie hat diese kahle, kühle Winterlandschaft was für sich ... Schwer zu glauben, dass in wenigen Wochen alles grün(er) sein wird!


Dann natürlich, der obligatorische Blick auf die Gooseberry Falls - oder zumindest einen Abschnitt davon.



Und die Erkenntnis, dass Winterlandschaften (noch) dort existieren, wo es eher schattig bleibt.

Naturkunstwerk aus Eis und Schnee mitten in der Strömung


Im Fluss unterhalb der Wasserfälle standen übrigens auch zwei Angler in Wathosen (und hoffentlich drei Lagen Thermounterwäsche drunter). Ob sie allerdings erfolgreich waren, kann ich nicht sagen ...

Nach unserem Mittagessen in Beaver Bay (ehemals deutsche Siedlung am Lake Superior, heute noch so 170 Einwohner ...), wo Alex den ersten frischen Fisch des Jahres aus dem See hatte (und ich lieber bei Atlantik-Lachs blieb), dachten wir, die paar Kilometer zum Tettegouche State Park könnten wir auch noch dranhängen ... Und das machten wir dann auch.

Auch wenn dieser State Park einer der größten ist und wunderbar zum Wandern geeignet, blieben wir dann doch recht nah am Parkplatz. Erstens waren die Wege nicht überall geräumt und wenn nicht schneeig vereist, dann zumindest matschig; und zweitens: ganz ehrlich, schon 10 Treppenstufen hoch und ich klinge wie eine Dampflok ...

Und zum Shovel Point (die braune Landzunge am Horizont) wären es etliche Stufen mehr gewesen ...


An der Mündung des Knife River wartete ein dicker fetter Schneepanzer noch aufs Abtauen ...


... während keine 50 Meter weiter kein Schnee weit und breit zu sehen war.



Der letzte Stopp des Tages war dann (wieder auf dem Rückweg) der Split Rock Lighthouse State Park mit Blick auf den gleichnamigen Leuchtturm, das meist fotografierte Objekt der north shore. Auch wenn die Gegend gottverlassen aussieht, wir waren wieder keine 5 Minuten Fußweg vom Auto weg. (Weiter hätte mich Alex auch gar nicht gehen lassen.)



Zurück im Hotel stellten wir zunächst fest, dass der Schnee vom Balkon komplett geschmolzen war und - oh, guck mal, da fährt was vorbei ..


Am liebsten hätten wir ja das Meeres- Seerauschen eingetütet und zurück mit nach Rochester genommen, aber hier haben wir ja immerhin den Fluss (Zumbro River) unterm Schlafzimmerfenster. Trotzdem ... Selbiges hatte über Nacht deutlich aufgefrischt (wir hatten die Balkontür einen Spalt weit aufgelassen).

Wir wussten dann auch, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, am Samstag das gute Wetter zu nutzen. Wobei es gegen die stürmische See auch nichts auszusetzen gibt ...
 
Aber die fehlende Sonne und Temperaturen um den Gefrierpunkt am ersten Aprilwochenende sind halt auch für north shore-Erfahrene ungewohnt. (In Rochester war es an dem Tag übrigens 20° wärmer und selbst frostköddelige Freunde trugen T-Shirt ...) 

Daher hatten wir auch nichts dagegen, der Küste fernzubleiben und liefen etwas windgeschützter am Baywalk entlang.

Baywalk. Zeigt auch, wie sehr Duluth am Berg gebaut ist.

 Schlussendlich landeten wir aber doch wieder am Lake Superior mit einer echt norddeutsch "steifen Brise".

Duluth Lakewalk: Hafeneinfahrt zu den Twin Ports

Treibgut an der Ostsee, nein, immer noch am Lakewalk von Duluth. (Ich meine das Holz, nicht den Kerl.)

Sonntag abend waren wir dann auch nicht mehr groß unterwegs, sondern sind in Downtown Duluth geblieben (nach einmal Ohren wärmen und einem für unsere Verhältnisse eher frühem Abendessen in der Canal Park Brewery) und haben Batman vs. Superman im Kino gesehen. Seit langem mal wieder in 3D (wäre allerdings nicht nötig gewesen).

Noch einmal schlafen - in Sicht- und Hörweite zum See und dann hieß es am Montag morgen Abschied nehmen vom Lake Superior und unserem Babymoon.



Dafür können wir ja bald "Baby Tish" in den Armen halten ...


 

Samstag, 19. März 2016

"Baby Tish", part 2: parental leave vs. Elternzeit

Mittlerweile sind es (nur noch) weniger als 50 Tage bis zum voraussichtlichen Geburtstermin von Baby Tish. In Panik sind wir trotzdem noch nicht verfallen, im Gegenteil sind wir seit unserem Intensiv-Geburtsvorbereitungskurs noch entspannter als zuvor. Gute Voraussetzungen, oder?


In Deutschland hätte jetzt mit den (niedersächsischen) Osterferien mein Mutterschutz begonnen. Sechs Wochen vorher, acht Wochen nachher, voll bezahlt; anschließend Elternzeit, 1-2 Jahre, je nach Dauer zu einem Bruchteil des vorher erhaltenen Gehalts, aber mindestens 300€ (plus Kindergeld). Eltern in Deutschland kennen das, da erzähle ich nichts Neues.

Erzähle ich von den deutschen Regelungen aber meinen Kolleginnen hier, ernte ich große Augen, staunende Blicke oder auch schon mal eine Aussage wie: "Da würde ich ja sofort nach Deutschland zurückziehen."

Denn neben Papua-Neuguinea (ich dachte, es sei Ost-Timor, aber gut ...) sind die USA das einzige von 180 Ländern global ohne gesetzliche Regelung zu einem bezahlten Mutterschutz/Elternzeit bzw. "parental leave" oder "paid family leave". Und natürlich hat sich auch schon zu diesem Thema der von mir überaus geschätzte John Oliver geäußert - zeitlich passend zum Muttertag 2015: 



Unter unseren europäischen Freunden sorgt dies für regelmäßiges Kopfschütteln und die Nachfrage "Warum ist das so?". Nun, wie auch John Oliver präsentiert, wird als Argument oft der "Schutz des Arbeitgebers" zitiert - obwohl diesem nachweislich durch bezahlte Elternzeit kein Nachteil entsteht. Aber Wirtschaftslobbyismus ist dafür offensichtlich zu fest verankert ...

Auch die jetzige Regelung von bis zu zwölf unbezahlten Wochen parental leave wurde erst 1993 im Rahmen des FMLA (Family Medical Leave Act) als erster Amtsakt von Bill Clinton verabschiedet. (Mehr hier.) Das Revolutionäre daran ist tatsächlich "nur" die gebotene Jobgarantie, wenn man bis zu zwölf Wochen unbezahlte Auszeit vom Job nimmt, um sich entweder um Neugeborene oder auch pflegebedürftige Angehörige zu kümmern. Wenn man es sich leisten kann ...


Nun, was das Ganze für uns persönlich bedeutet ... Zunächst einmal haben wir festgestellt, dass der Mai ein praktischer Geburtsmonat ist. Denn Anfang Juni endet die Unterrichtszeit und ich musste nur bis zu diesem Datum (der "end of instruction period") parental leave beantragen. Das wären so etwa sechs Wochen, vorausgesetzt, ich arbeite tatsächlich bis zur Entbindung. Und das habe ich bislang vor, wenn weiterhin alles so komplikationsfrei verläuft.


Andernfalls bliebe mir nur eine offizielle Krankschreibung. Und diese "sick days" (bezahlte Abwesenheitstage wegen Krankheit), von denen ich in den letzten drei Jahren einige angesammelt habe, werden derzeit auf die Dauer meines parental leave angerechnet. Kurzum: Käme "Baby Tish"tatsächlich am errechneten Entbindungstermin, müsste ich nur sechs Tage auf Lohn verzichten, die mir vom Maigehalt abgezogen werden. Lässt "Baby Tish" sich Zeit, könnte es ggf. dazu kommen, dass ich tatsächlich keine Gehaltseinbußen habe.

Aber ja (mit Grüßen v.a. an meine Mama ...), natürlich stelle ich die Gesundheit von Baby und mir vor den ein oder anderen oder doch mehrere unbezahlte Tage ... Wenn es gar nicht mehr geht, lasse ich mich krank schreiben. Zurzeit bin ich aber noch ganz fidel und ich hoffe, das bleibt mir auch noch ein Weilchen erhalten. Meine Stunden zum 1. März reduziert zu haben, hat da sicherlich auch schon geholfen. Und meine Schüler werden (im Rahmen ihrer pubertären Möglichkeiten) auch zunehmend rücksichtsvoller, je größer Bauchi wird. Und Babysitterangebote habe ich von zwei der Mädels auch schon bekommen.

Und ich werde auch tatsächlich in den Genuss von einem (Schul-) Jahr Elternzeit kommen. Weil wir es uns leisten können? Nicht ganz bzw. nicht nur.
Weil uns nichts anderes übrig bleibt, aus aufenthaltsrechtlicher Sicht.

Wir dürfen bald nicht mehr unter unserem J-Austauschwissenschaftler-Visum in den USA sein, weil dessen Maximaldauer auf fünf Jahre begrenzt ist. Die wären im Februar 2017 erreicht. Soll heißen, Alex wird befördert, wir wechseln auf ein H1B-Visum (H wie hochqualifiziert) und ich bleibe zu Hause, weil Ehepartner unter diesem Visum so einfach keine Arbeitserlaubnis beantragen dürfen (um das Visum weniger attraktiv zu machen). Es sei denn, es wurde permanent residency (=Green Card) beantragt. Und ja, das werden wir machen, auch wenn es uns länger in den Staaten hält als wir es jemals erahnt hätten ...

Alex hatte diese Beförderung schon zweimal ausgeschlagen, weil er mich nicht zum Hausfrauendasein verdonnern wollte. Aber mit Hausfrau-und-Mutter-Dasein kann ich mich für ein Jahr abfinden. :) Denn wir sind in der glücklichen Situation, dass uns unsere beiden Arbeitgeber halten wollen. Das hat in meinem Fall noch für eine verwaltungstechnische Diskussion gesorgt, denn: Jobgarantie gibt es halt nur für maximal zwölf Wochen. Aber auch hier fand sich ein vertragliches Schlupfloch, so dass ich zum Schuljahr 2017/18 meine Stelle wieder sicher habe. Yeah!

Alles in allem haben wir damit (abgesehen vom fehlenden Eltern- und Kindergeld, auf das wir keinen Anspruch haben) eine recht deutsche Elternzeitlösung gefunden. Alex ist mit seiner "paid time off" auch recht flexibel und wird vielleicht mehr von daheim arbeiten (oder doch auf Arbeit flüchten wollen?).

Bleiben nur noch meine beiden Sorgen (an denen ich aber nichts ändern kann): Wer wird mich vertreten? Idealerweise ja nicht nur bis zum Schuljahresende, sondern gleich auch für das nächste Schuljahr hinsichtlich einer gewissen Konstanz. Meiner Siebten stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, dass ich für ihre achte Klasse leider nicht zurückkehren werde/kann/darf. Aber die Stelle ist ausgeschrieben und nach eigener Aussage hat meine Direktorin ein Ass im Ärmel. Ich darf wohl bei den Vorstellungsgesprächen dabei sein und mitreden (falls es mehrere Bewerber geben sollte) ...


Und dann ist da als zweite Mini-Sorge noch mein kleines Horrorszenario, dass ich im Unterricht einen Blasensprung habe. Vor meiner Siebten (in der Achten traue ich den Mädels eher zu einen kühlen Kopf zu bewahren). Auf den Klassenzimmerteppich. Aber auch die Sorge ist mir seit dem letzten Wochenende und durch die Hebamme schon nahezu komplett genommen.

Sonntag, 7. Februar 2016

„Baby Tish“, part 1: prenatal appointments



Wer den Schluss des letzten Blogeintrags nur überflogen hat, wird es vielleicht noch nicht wissen. Dann aber spätestens jetzt. „Baby Tish“ ist der Projektname, den meine 8. Klasse unserem Nachwuchs verpasst hat. „Wenn Sie uns schon nicht sagen wollen, was es wird, dürfen wir dann ‚Baby Tish‘ sagen?“ Aber klar doch, dennoch danke fürs Nachfragen.


Unser Nachwuchs hat sich überraschend, aber nicht ungeplant eingestellt, wie das halt oft so ist. Eine Freundin, die Ende Dezember 2014 herausfand, dass sie schwanger ist, hatte uns schon prophezeit: „You are next!“ Und das traf dann auch zu. Schwanger in einem fremden Land bedeutet in diesem Fall einerseits die doppelte Staatsbürgerschaft für unseren Nachwuchs (US by birth, German by blood); andererseits musste ich auch alles, was ich an Vorsorgeuntersuchungen und Arbeitsschutzgesetzen in Deutschland am Rande über Verwandte, Kolleginnen und Freundinnen mitbekommen hatte, über Bord werfen.

Zunächst einmal: Die gesamte Vorsorge (wie dann auch die Geburt) wird von der Mayo Clinic betreut. Dank unserer Krankenversicherung müssen wir für sämtliche Vorsorgeuntersuchungen keinen Pfennig Cent dazu bezahlen.

Alles begann mit dem ersten Ultraschall Mitte September: Ja, ich bin wirklich schwanger. Eine kleine Bohne hatte sich eingenistet. Zwei Wochen später dann (Alex war dabei) die Anamnese, in erster Linie nur eine Bestandsaufnahme unserer medizinischen Vorgeschichte(n) incl. Familiengeschichte. Kurz darauf die erste (und bisher einzige) eingehende (gynäkologische) Untersuchung durch eine Hebamme (RNM – registered nurse/midwife), die hier deutlich mehr Kompetenzen zu haben scheinen als in Deutschland.

Für die weitere Schwangerschaftsvorsorge (ein Termin monatlich, im 3. Trimester dann zweiwöchentlich) wurden wir dann vor die Wahl gestellt: 1. Chefarztbehandlung, 2. Behandlung durch einen resident fellow (Assistenzarzt in Ausbildung, hat den Vorteil, dass die dann auch versuchen werden, bei der Geburt dabei zu sein, weil sie immer nur maximal fünf(?) eigene Patienten haben) oder 3. Centering, von Hebammen geführte Gruppentreffen. Wir entschieden uns für Letzteres.
Warum? Nun … Erstens heißt Chefarztbehandlung noch lange nicht, dass man selbigen auch immer sieht, denn diese sind manchmal zu beschäftigt, gleiches gilt für den eigentlich zugeteilten fellow. Zweitens haben Hebammen/Krankenschwestern meistens ohnehin mehr (praktische) Ahnung. Drittens wissen wir schon alle Vorsorgetermine bis zum ET, sie sind immer an einem Montagabend. Und viertens findet man durch die Gruppentreffen gleich Anschluss zu anderen zukünftigen Eltern.
Wir haben zwar keine Garantie, dass unsere Hebamme, die jetzt das Centering betreut, auch bei der Geburt dabei sein wird, aber um ehrlich zu sein, ist mir das nicht so wichtig, solange Alex da sein wird (zum Anschreien, Sorgen, Bepuddeln …). Bislang waren alle Hebammen, mit denen ich Kontakt hatte, ähnlich nett und kompetent, von daher habe ich keinerlei Bedenken. Schichtwechsel könnten ja auch immer dazwischen kommen …

Mitte Dezember fand dann außerhalb der Centering-Treffen der erste und vermutlich einzige diagnostische Organ-Ultraschall statt. Ja, genau, kein weiteres Baby-TV. Es sei denn, es wird vorm ET noch einmal geguckt werden müssen bzgl. Baby Tish’s Größe o.Ä. Gemacht wurde der von einer spezialisierten ultrasound technician, das Auswertungsgespräch fand dann wieder mit einer nurse statt, die wir schon kannten. Alles dran, alles gut, vielleicht ein bisschen der Zeit voraus – aber wir haben auch keine Illusionen, dass Baby Tish bei unseren Genen auf der kleinen Seite bleibt … Das wäre eher besorgniserregend.

 
It's a ghost! Kopf rechts: Augen, Nase, Mund (und Herz links als Punkt) als schwarze Schatten


Wer suchet, der findet evtl. ein Profil ... ;) (Tipp: Stirn liegt links)


Mitte Januar hatte ich in der 26. Woche (also eher früh dank meiner diversen Risikofaktoren) dann den kleinen Zuckertest (glucose tolerance test). Ich musste vorher nicht fasten, hatte kurz vor 1 normal Mittag gegessen und bin dann um drei zum Termin erschienen, wo ich etwa 150 ml supersüße Sprite trinken musste. Nach einer Stunde (in der mein Kreislauf ordentlich auf Touren gekommen war, ich war rot im Gesicht wie sonst nach 30 min Zumba) wurde dann Blut entnommen – und ich war erleichtert, denn der Wert war deutlich außerhalb des auffälligen Bereichs. Glück gehabt!

Morgen ist wieder eins unseren Centering-Treffen. Wenn wir dort ankommen, werde ich wieder auf die Waage steigen dürfen (und da bin ich beim letzten Mal sehr gelobt worden, weil sich meine Zunahme bislang in einem für mich gesunden Rahmen hält) und mein Blutdruck wird gemessen werden. Daran anschließend hat jedes Paar etwa 10 Minuten individuelle „Babyzeit“, wobei der Fundusstand gemessen und nach Herztönen geschallt wird. Und dann beginnt Quasselzeit, Hebammen gesteuert oder auch als freies Gespräch über was auch immer anliegt und/oder uns bewegt.

Ein weiterer Termin außerhalb dieser Reihe (das werde ich vermutlich im März machen) ist eine Auffrischungsimpfung von Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten (tdap shot), damit auch der Nachwuchs schon ein bisschen immunisiert ist. Aus dem gleichen Grund habe ich mich in diesem Winter  auch erstmals gegen Grippe impfen lassen.

Und dann gibt es noch weitere Dinge, die auch über Mayo, aber außerhalb dieser Reihe angeboten werden. Seit Mitte Januar nehme ich an einem Healthy Pregnancy Program teil, das über zehn Wochen geht und vom Mayo Fitnessstudio (DAHLC) angeboten wird. Dazu gehört auch einmal die Woche (donnerstags) Schwangeren-Aqua-Fit und ein weiteres Mal (dienstags) Schwangerengymnastik (strength training). Schwangeren-Yoga wäre eine weitere Option, da schnuppere ich am 15.2. im Rahmen des Programms mal rein …

Natürlich darf auch ein Geburtsvorbereitungskurs nicht fehlen. Den machen wir (Alex muss/darf mit!) als Intensivkurs an einem Wochenende Mitte März, Freitagabend und Samstag, Besichtigung des birth centers im Mayo Methodist Hospital inklusive. Angeboten wird der über Mayo Clinic Perinatal Education, ebenso wie eine infant car seat safety class Ende März. Vielleicht kommt noch ein weiterer Kurs übers Stillen dazu, mal schauen. Der Geburtsvorbereitungskurs kostet als einziger extra ($50 für zwei, incl. Mittagessen am Samstag), das Healthy Pregnancy Program samt Aquafit und/oder Strength ist kostenlos für mich (für DAHLC-Mitglieder allgemein?), Schwangeren-Yoga kostet pro Stunde $10, glaube ich, die oben erwähnte Schnupperstunde hingegen ist kostenlos.

Zuzahlen müssen wir hingegen für die Geburt (laut Alex‘ Kollegen, der im November Papa geworden ist, sind das im (hoffentlich!) unkomplizierten Fall $2500-3000). Aber die Geburt ist gerade noch ganz weit weg


Sorry, falls das für den regulären Leser jetzt total uninteressant war … Vergleiche mit Deutschland sind selbst zu ziehen, auch da ist es ja für jeden verschieden, was z.B. die Anzahl der Ultraschalle betrifft, Hebamme vs. Frauenarzt, Klinik vs. Geburtshaus etc. …

Es folgt (irgendwann demnächst) Teil 2: Mutterschutz und Elternzeit.

Mittwoch, 3. Februar 2016

Snow Day(s): "It's all so quiet ..."



Es ist kurz vor zwölf an einem Mittwochvormittag und ich bin nicht bei/auf der Arbeit. Denn wir haben (endlich!) mal schneefrei, um genau zu sein, den zweiten Tag in Folge. Im Gegensatz zu der kürzlichen "Snowkalypse" an der Ostküste findet das aber keine Erwähnung in den deutschen Nachrichten. Es ist halt Winter hier im Mittleren Westen, da passiert das schon einmal ...Um Rochester gab es kaum Unfälle und wenn, gingen sie glimpflich aus.


Am Dienstagmorgen war noch alles ruhig und viele Eltern werden sich vermutlich gefragt haben, warum die lieben Kleinen denn nicht zur Schule können/dürfen/sollen. Dabei fand ich schon den Nebel, der seit Montagabend Rochester einzuschließen schien, Vorbote genug. 

Nebelschwaden über dem Zumbro River - Schneevorbote Dienstag in der Früh

Kurz nach neun brachte ich dann noch Alex auf Arbeit, war dann nur noch kurz einkaufen (von allen Dingen war uns das (Koch-)Salz ausgegangen!) und dann schneite es auch schon dicke fette Flocken.

Mayo Parkplatz in Downtown Rochester, Dienstag Mittag

Da ich großes Vertrauen in den hiesigen Wetterbericht habe, hatte ich Alex gleich morgens gesagt, dass ich ihn auf Arbeit fahren, aber nicht von dort abholen würde: „Travel not advised“. Und das war auch gut so … Rochester hatte zu dem Zeitpunkt auch schon längst einen „snow emergency“ ausgerufen – das hatte für uns keine Konsequenzen, sondern bedeutet nur,  dass das Parken am Straßenrand in Wohngebieten nur eingeschränkt möglich ist. Wer im Weg steht, wird abgeschleppt. Am späten Dienstagnachmittag kam dann auch die Durchsage, dass der Unterricht auch am Mittwoch ausfallen würde. Ausschlafen!

Nun also Mittwoch. Über Nacht hatte der Wind aufgefrischt. Und so ganz hatte sich das mit dem Schnee am Mittwochmorgen auch noch nicht erledigt.

Die Hauptstraße hingegen war recht gut geräumt. Die Nebenstraßen – naja ... Unser Auto (denn wir haben ja keine Garage o.Ä.) musste erst einmal von Schnee und Eis befreit werden, bevor Alex auf Arbeit konnte. Verglichen mit den Nachwirkungen vom Blizzard von vor zwei Jahren war das aber ein Klacks.

vorher
nachher

Die Fahrt in die Stadtmitte ging dann eigentlich, da war die Autobahn nach Hannover am 5. Januar in einem schlechteren Zustand. Aber es war auch immer noch nicht viel los auf den Straßen. Und man konnte erahnen, dass der Wind über Nacht deutlich aufgefrischt hatte ...


Mittwoch Vormittag, 3rd St/2nd Ave SW



So langsam gewinnen die Räumfahrzeugcrews wieder die Oberhand, beim Broadway (der Hauptstraße, auf die wir aus dem Wohnzimmerfenster blicken) erkennt man wieder die Fahrbahn, während die Nebenstraßen immer noch eher plattgetrampelt aussehen. Morgen wird alles wieder beim Alten sein.

More (and more professional) photos here.