Ich darf zu Beginn diese Geschichte vom Passierschein A38 als bekannt voraussetzen?
Nachdem wir am Samstag ausgeschlafen hatten (so gegen 8 Uhr
Ortszeit), machten wir als erstes einmal eine Liste, was für mich noch zu
erledigen wäre.
- Zugriff auf Alex‘ Konto, d.h. Ausstellung einer zweiten Karte, damit er mir nicht wöchentlich mein Taschengeld auszahlen muss.
- Mein eigenes Paar Schlüssel für die Wohnung.
- Krankenversicherung auf mich erweitern
- Vervollständigung meines Antrags auf Arbeitserlaubnis
- Führerschein und Autoversicherung
Vorgeplänkel: Für einen höchstens dreimonatigen Besuch in
den Staaten muss man ESTA beantragen (gehört zur US-Paranoia nach dem 11.9.01),
da wir aber länger hier sind, reisen wir mit jeweils mit einem „heiligen“ Visum
im Reisepass. J1 für Alex, denn er bekommt das Geld, J2 für mich – Beruf:
Ehefrau. (Das musste ich bei der Grenzkontrolle angeben …) Zu jedem Visum
gehört ein ebenso „heiliges“ Formular, DS-2019, das man bei jeder Reise wieder
vorzeigen muss. Die Grenzbeamten lesen dies dann sorgfältig durch und
entscheiden dann über die Einreise. Sind sie so gelangweilt wie der am Freitag,
starren sie es aber auch nur eine gewisse Zeit lang angestrengt an und setzen
dann Stempel.
Wie auch immer, gleich am Samstag sind wir zur Bank gefahren
(die hat tatsächlich auch samstags bis 15 Uhr geöffnet). Doch unsere Reisepässe und das DS-2019 reichten
nicht. „I need a bill or an official letter to prove your identity.“ Überprüft werden
sollte damit wohl eher die Anschrift. Als wir mit dem einzigen
offiziellen Brief an mich wieder bei der Bank waren, hieß es dann von einem anderen
Berater: „Sie müssen mit auf dem Mietvertrag stehen.“ Wir haben nachgeschaut –
ich stehe nur auf dem Antrag, nicht aber auf dem Vertrag. Also kein Zugriff
aufs Konto. Immerhin bekomme ich von Alex ein großzügiges Taschengeld, über das
ich auch keine Rechenschaft ablegen muss. Passt zum Beruf: Ehefrau.
Aber für Punkt 2 mussten wir uns ja ohnehin beim Vermieter
bzw. der Verwaltung melden. Alex hatte zwar im Vorfeld schon einmal per Mail
angefragt, aber keine Antwort erhalten. Dieses Mal kam die Antwort recht
schnell: Alles sei in Arbeit. Wir bekommen noch einen Satz Schlüssel, ich komme
mit auf den Mietvertrag und nun ja, wenn wir den Mietvertrag wirklich vorzeitig
beenden wollen, dann müssten wir die Ablöse zahlen, wie sie im Vertrag stünde.
(Ich habe nachgeschaut, schlimmstenfalls 100% aller Monatsmieten, im günstigen
Fall 50% einer Monatsmiete …).
Die Krankenversicherung (dank direkter Anbindung an ein
medizinisches Institut auch recht günstig) war dann recht einfach. Formular 1 („new
hire“) und Kopie der internationalen Heiratsurkunde im Anhang einer Mail
hingeschickt, Antwort bekommen, doch bitte noch Formular 2 („change of medical
plan“) auszufüllen und zurückzusenden und nach umfangreichem Studium des
Anhangs dazu den Vordruck des Formulars in geschätzter Schriftgröße 4 ebenso
fein säuberlich ausgefüllt und zurückgeschickt.
Mit der Beantragung meiner Arbeitserlaubnis (Punkt 4) habe
ich ja schon im Mai begonnen und die geforderten Unterlagen als e-file gesandt.
Umgerechnet 300€ kostet der Spaß übrigens, nur um sicher zu gehen, dass eine J2-Ehefrau
nicht arbeiten geht, um den Lebensunterhalt zu sichern, sondern aus Spaß, Selbstverwirklichung
und um auf Reisen gehen zu können. So oder so ähnlich musste ich es in einem
Brief formulieren.
Ich hatte sogar schon einen Termin zum „biometrics
appointment“, wo zum gefühlt dreißigsten Mal Fingerabdrücke genommen und Fotos
gemacht worden wären – nur lag der mitten im Juni und konnte daher von mir
nicht wahrgenommen werden. (Wer rechnet denn auch damit, davon wird online nichts
erwähnt, erst im Kontrollausdruck.) Wie auch immer, hier kam nach meiner Bitte um einen neuen Termin nach
dem 20. August deren Bitte, nun doch bitte den ganzen Papierkram einzusenden, um
den ich beim e-filing zunächst herumgekommen bin. Drei Seiten des DS-2019
(meins hat nur zwei, also habe ich einfach eine Kopie von Alex‘ Formular mit
eingesendet) und diverse Kopien von Pass und Visum sowie zwei identische
Passfotos passten gerade in einen dicken Umschlag, der nun im Norden von Texas
(Mesquite bei Dallas) hoffentlich bald bearbeitet wird.
Das Märchen von Führerschein und Sozialversicherungsnummer
erzähle ich euch ein andermal. Wem das hier schon zu viel war: Damit beginnt
die Geschichte vom Passierschein A38 erst!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen