Allen einen schönen Frühlingsanfang aus Minnesota! Hier der aktuelle
Wetterbericht laut ccn.com:
Fachfrage: Welche Einheit ist das beim Barometer? "Quecksilber"? Ich hab keine Ahnung ... |
Wer jetzt dachte, 14 Grad seien doch gar
nicht so schlecht – die Einheit ist Fahrenheit! In Celsius sieht das
denn auf die Dauer so aus:
Augenmerk auf "windchill": gefühlte -20°C! |
Kurzum: Auch die Märzsonne schafft es nicht,
den Schnee allzu schnell wegzutauen. Aber auch wenn gefühlter Frühling mal ganz
nett wäre, macht der Sonnenschein doch einiges an „grumpyness“ wieder wett. Aber in Deutschland schaut es gerade ja nicht besser aus ...
Meinem
Knöchel geht es wieder besser, ich laufe wieder „rund“, wenn auch immer noch
bandagiert (90° Winkel und so) und gestern
habe ich daher endlich mal wieder unterrichtet! Nicht ganz eigenverantwortlich,
weil alles schon vorbereitet war – aber ganz allein. Das Konzept hier in den
USA heißt substitute teaching. Vor
allem bei längerfristig geplanter
Abwesenheit des eigentlichen Lehrers (ich
bekam den Anruf letzten Donnerstag) wegen Fortbildungen etc. wird der
Unterricht wie geplant von einem Ersatz (mir!) erteilt.
In meinem
Fall war das eine 5. Klasse einer (katholischen) Privatschule. Ich hatte – auch
wenn das eigentlich nicht typisch ist, aber hier gerne gesehen wurde – am Montag
schon einmal für eine Stunde hospitiert, um zu schauen, was mich im ersten US-Klassenzimmer außerhalb
der Samstagsschule in Houston so erwarten würde. Ein Smartboard zum Beispiel.
Und 22 SchülerInnen (halbe/halbe), die so zuckersüß waren, wie es nur
Fünftklässler sein können: Irgendwo zwischen kindisch-verspielt und vorpubertär-ich-versteh-mich-selbst-nicht-aufmüpfig.
Insgesamt aber mit gesundem Menschenverstand ausgestattet und die Regeln
kennend. Das Hospitieren war nur von Vorteil, weil so die Kids schon wussten,
wer da kommt – und ich wusste, wie der Laden läuft, welche Signale existieren
und funktionieren ...
Wetterbedingt
begann die Schule unerwartet „two hours late“ – durchaus üblich bei unsicheren
Straßenverhältnissen bei Neuschnee. Am Dienstag mangels Neuschnee aber eher unerwartet. So
unerwartet, dass ich kurz vor acht vor der Schultür stand … Glücklicherweise
wurde ich schon hineingelassen – für die Zukunft: Morgens den Fernseher
anschalten. Denn solche Meldungen laufen da im Ticker durch …
Der Tag
begann mit Schülern also erst um kurz vor elf: Anwesenheit feststellen, dann Mathe in klassenübergreifenden Kursen
(nach Fähigkeit) – ich hab im mittleren Niveau einen Test geschrieben. Aber
zuvor noch eine dringende Schülerfrage aus der Parallelklasse positiv beantwortet:
„Are you from Germany?“ – der Flurfunk …
Nach Lunch
und Mittagspause dann „Language Arts“
(Muttersprachunterricht mit Schwerpunkt
auf Lesen/Textverständnis und Grammatik) und „Social Studies“, wieder im Klassenverbund. Nachdem schon am Vortag
bei meiner Vorstellung die Frage aufgekommen war, ob ich Englisch für schwierig
zu lernen halte und wie es denn mit Deutsch aussähe, haben wir das auch noch
ein wenig diskutiert. Ich persönlich habe Chinesisch, Japanisch und Russisch in
den Topf für schwierig zu lernende Sprachen geworfen – der Aussprache halber, aber auch wegen der anderen
Schrift. Von der asiatisch-stämmigen Schülerin wurde ich bestärkt und als ich
dann zum Vergleich meinen Nachnamen ins Russische transkribiert habe (mehr als das, Begrüßungsfloskeln und „Minja
sawut …“ kann ich aber auch nicht), war die Begeisterung groß: „Why do they
write so funny!?“ Zusätzlich zu der Plauderei war ich für beide Fächer zuvor mit reichlich Arbeitsblättern eingedeckt worden,
die Kids haben sehr selbstständig daran gearbeitet.
Dann eine
kurze Pause am Nachmittag und noch „science
/study time“ – da sollten die Kids nur ein paar Fakten aufschreiben. Und
kurz nach halb vier endete der Tag dann wie er begonnen hatte: Mit
Ankündigungen und einem Gebet, zu dem alle aufstehen und das gemeinsam
gesprochen wird. Ich habe dann noch kurz bei der Elternautoparade die Co-Aufsicht geführt und das war’s! Von den
Schülern hatte ich zuvor dies hier bekommen:
"best sub ever" kam aus der Matheklasse, wo ich den Test geschrieben habe ... Von der eigentlichen Klasse haben rechts alle unterschrieben: "Thanks for substituing" |
Und weil
alles so gut lief, wurde ich vom Büro gleich gefragt, ob ich am 8. und 9. April noch
einmal in der gleichen Klasse aushelfen würde. Mache ich doch gerne! Und dass
ich Mathe unterrichte, schadet auch nicht – von denen, die das können, gibt es
nämlich im Jahrgang 7-12 zu wenige Aushilfen … Mal schauen, was ich da
entwickelt! Immerhin kennt man mich jetzt.
Außerdem hatte ich heute praktische
Führerscheinprüfung und habe trotz nicht immer ganz korrekten Anhaltens an
Stoppschildern *räusper* auf Anhieb bestanden. Es war übrigens mehr als eine Runde
über den Parkplatz, wie es immer so spöttisch heißt: etwa 20min inklusive sowohl
parallel als auch rückwarts einparken zwischen großzügig aufgestellten Fähnchen
sowie eine kleine Runde durchs Wohngebiet und zwei Spurwechseln über die
mehrspurige Hauptstraße.
Prüfungskosten für Theorie, Praxis und
Antrag (digitale Unterschrift, ebenso das Foto) insgesamt: $20.25! Man
vergleiche mit Deutschland …
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