Deutschland hat an Ostermontag noch frei,
wie auch schon an Karfreitag. Beides sind aber reguläre Arbeitstage hier in
Minnesota, wenngleich auch am „Good Friday“ schulfrei und damit der Beginn der
einwöchigen Schulferien – Spring break – war.
Ostersonntag – der höchste kirchliche (bzw.
christliche) Feiertag. Hier im recht konservativen Mittleren Westen Grund
dazu, dass manche Supermärkte geschlossen haben – was sonst nur an Thanksgiving
und Christmas Day passiert. In Houston/Texas hätten die Läden offen, meinte
Steph. Dennoch sind die aber nicht so voll wie die Kirchen – in beiden Staaten.
Und diesmal waren auch Alex und ich unter den Kirchgängern, ich also erstmals
in einer US-Kirche.
Gemeinsam
mit Autons haben wir den traditionelleren „Service“ in der Autumn Ridge Church besucht: klassischer Kirchenchor und
Mini-Orchester statt Gospelchor und Band. Der Gebäudekomplex, das Zuhause der
Kirche, riesig und eindeutig rein funktional.
Es gibt einen Extra-Raum für Kinder, wo diese während des Gottesdienstes betreut
werden, ein Café und so weiter. Der Aufbau des Hauptsaals erinnerte eher an
eine Aula: Bühne statt Altarraum.
Riesige Monitore statt Gesangbüchern. Rednerpult statt Predigtkanzel. Der
Pastor in Anzug statt Talar. Am Ende kein Vaterunser, sondern „nur“ ein
Fürbittengebet.
Zugegebenermaßen
vergleiche ich hier Äpfeln mit Birnen, denn aus Deutschland kenne ich
hauptsächlich die ev.-luth. Kirche. Und einige
Gemeinsamkeiten gab es auch – so wurde viel gesungen und zumindest die
Melodien (wenngleich sie auch immer recht
logisch sind) von zwei der drei Lieder mit Gemeindebeteiligung kannte ich
auch mit deutschem Text. Das eine war von Gellert komponiert, das andere die
Melodie von Tochter Zion. Dann die eher altertümliche Sprache – Englisch nach
Shakespeare: „Thou Thee art“. Die Predigt (auch
da erwartete der Lutheraner in uns mehr „Moralappell ans Gewissen“ – ich hoffe,
ihr versteht, was ich damit meine) bezog sich in erster Linie (aber das liegt an der Ausrichtung der
Kirche, wo wir waren) auf die „gute
Nachricht“ – die Verkündigung des Evangeliums.
Nach dieser
Erfahrung (bewertungsneutral) überlegen wir, einmal den Service einer „Lutheran
Church“ hier zu besuchen – es ist ja nicht so, dass es an denen hier mangeln würde:
Lutheran Missouri Synod, Lutheran Wisconsin Synod, Lutheran ELCA … Letztere sind selbstwertend „fortschrittlicher“, da
sie beispielsweise Frauen zum Priesteramt zulassen und niemanden seiner
sexuellen Orientierung wegen ausschließen würden – die „gay marriage and civil
rights“-Bewegung sogar unterstützen. Ich könnte nicht wissentlich in eine
Kirche gehen, die das nicht täte.
= I do support same sex marriage! |
Manche haben
sogar ihr Facebook-Foto dahingehend geändert – es unterstützt symbolisch die same-sex marriage, die gerade vor dem
Supreme Court verhandelt wird (vereinfacht gesagt). Eigentlich geht es hier um
Behebung von Problemen, die resultieren, weil manche Staaten same sex marriages durchführen, andere
diese jedoch nicht anerkennen (hinsichtlich Erbschaft etc.) – kurzum:
richtungsweisende Urteile, um den Flickenteppich zu beheben.
Hier ein
Link zu weiteren Zahlen und Fakten – Vorsicht, in Englisch! http://www.cnn.com/2012/05/11/politics/btn-same-sex-marriage/index.html
Hm, manch einer wird sich vermutlich
wundern, wie ich in einem Posting vom Osterfest zur aktuellen Debatte zur same
sex marriage komme. Nun ja, Steph wundert sich, wie in einem Land wie
Deutschland, in dem die Kirche eine weitaus weniger wichtige Rolle im
Alltagsleben der Gesellschaft spielt, dennoch die meisten Feiertage
kirchlichen/christlichen Ursprungs sind … Kurzum: Nicht wundern, denn "es ist eben so" ...
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