Montag, 1. April 2013

Easter – and we went to church



Deutschland hat an Ostermontag noch frei, wie auch schon an Karfreitag. Beides sind aber reguläre Arbeitstage hier in Minnesota, wenngleich auch am „Good Friday“ schulfrei und damit der Beginn der einwöchigen Schulferien – Spring break – war.



Ostersonntag – der höchste kirchliche (bzw. christliche) Feiertag. Hier im recht konservativen Mittleren Westen Grund dazu, dass manche Supermärkte geschlossen haben – was sonst nur an Thanksgiving und Christmas Day passiert. In Houston/Texas hätten die Läden offen, meinte Steph. Dennoch sind die aber nicht so voll wie die Kirchen – in beiden Staaten. Und diesmal waren auch Alex und ich unter den Kirchgängern, ich also erstmals in einer US-Kirche.

 
Osterkreuz in der Lobby der Autumn Ridge Church
 

Gemeinsam mit Autons haben wir den traditionelleren „Service“ in der Autumn Ridge Church besucht: klassischer Kirchenchor und Mini-Orchester statt Gospelchor und Band. Der Gebäudekomplex, das Zuhause der Kirche, riesig und eindeutig rein funktional. Es gibt einen Extra-Raum für Kinder, wo diese während des Gottesdienstes betreut werden, ein Café und so weiter. Der Aufbau des Hauptsaals erinnerte eher an eine Aula: Bühne statt Altarraum. Riesige Monitore statt Gesangbüchern. Rednerpult statt Predigtkanzel. Der Pastor in Anzug statt Talar. Am Ende kein Vaterunser, sondern „nur“ ein Fürbittengebet.



Zugegebenermaßen vergleiche ich hier Äpfeln mit Birnen, denn aus Deutschland kenne ich hauptsächlich die ev.-luth. Kirche. Und einige Gemeinsamkeiten gab es auch – so wurde viel gesungen und zumindest die Melodien (wenngleich sie auch immer recht logisch sind) von zwei der drei Lieder mit Gemeindebeteiligung kannte ich auch mit deutschem Text. Das eine war von Gellert komponiert, das andere die Melodie von Tochter Zion. Dann die eher altertümliche Sprache – Englisch nach Shakespeare: „Thou Thee art“. Die Predigt (auch da erwartete der Lutheraner in uns mehr „Moralappell ans Gewissen“ – ich hoffe, ihr versteht, was ich damit meine) bezog sich in erster Linie (aber das liegt an der Ausrichtung der Kirche, wo wir waren) auf die „gute Nachricht“ – die Verkündigung des Evangeliums.



Nach dieser Erfahrung (bewertungsneutral) überlegen wir, einmal den Service einer „Lutheran Church“ hier zu besuchen – es ist ja nicht so, dass es an denen hier mangeln würde: Lutheran Missouri Synod, Lutheran Wisconsin Synod, Lutheran ELCA … Letztere sind selbstwertend „fortschrittlicher“, da sie beispielsweise Frauen zum Priesteramt zulassen und niemanden seiner sexuellen Orientierung wegen ausschließen würden – die „gay marriage and civil rights“-Bewegung sogar unterstützen. Ich könnte nicht wissentlich in eine Kirche gehen, die das nicht täte.


= I do support same sex marriage!


Manche haben sogar ihr Facebook-Foto dahingehend geändert – es unterstützt symbolisch die same-sex marriage, die gerade vor dem Supreme Court verhandelt wird (vereinfacht gesagt). Eigentlich geht es hier um Behebung von Problemen, die resultieren, weil manche Staaten same sex marriages durchführen, andere diese jedoch nicht anerkennen (hinsichtlich Erbschaft etc.) – kurzum: richtungsweisende Urteile, um den Flickenteppich zu beheben.



Hier ein Link zu weiteren Zahlen und Fakten – Vorsicht, in Englisch! http://www.cnn.com/2012/05/11/politics/btn-same-sex-marriage/index.html



Hm, manch einer wird sich vermutlich wundern, wie ich in einem Posting vom Osterfest zur aktuellen Debatte zur same sex marriage komme. Nun ja, Steph wundert sich, wie in einem Land wie Deutschland, in dem die Kirche eine weitaus weniger wichtige Rolle im Alltagsleben der Gesellschaft spielt, dennoch die meisten Feiertage kirchlichen/christlichen Ursprungs sind … Kurzum: Nicht wundern, denn "es ist eben so" ...

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