Montag, 19. August 2013

How to fight a jetlag



Mittlerweile sind wir wieder voll in der Mitteleuropäischen Zeitzone angekommen. Und wenn ich mir die imaginäre shopping list aus dem letzten Posting so anschaue, habe ich schon einiges davon erledigt … Aber kommen wir doch in diesem Eintrag mal zu der (Un?-) Möglichkeit, sieben Stunden Zeitunterschied zu bekämpfen: Ein Protokoll.


Dienstag, 13.8.2013, 20 Uhr US central time: Der Flieger bewegt sich voll im Zeitplan zum Rollfeld. Den Nachtflug haben wir mit voller Absicht gebucht, denn vielleicht können wir so unsere innere Uhr zumindest ein bisschen austricksen. Gleichermaßen erfreut wie erstaunt stellen wir fest, dass der Flieger nur etwa zu zwei Dritteln belegt ist. Viele Pärchen suchen sich eine Viererreihe für sich, um sich auszubreiten. Alex und ich bleiben an unserem Platz, denn nun ist die Reihe vor uns leer.

Dienstag, 13.8.2013, gegen 22 Uhr central time: Das Abendessen wurde serviert, abgeräumt und das Licht ausgemacht. Der Zwang zur guten Nacht. Ich starte den zweiten Film im individuellen Entertainmentcenter, denn jeder Fluggast hat vor sich einen kleinen 8-Zoll-Bildschirm, den er individuell bespielen kann. Mit Filmen, Serien, Musik oder Reiseinformationen. Alex sagt gute Nacht.

Dienstag/Mittwoch, gegen Mitternacht central time: Nach Ende des zweiten Filmes penne auch ich so langsam ein. Hugh Laurie’s Jazz-CD auf den Ohren hilft außerordentlich dabei, das laute Schnarchen des Mannes schräg hinter uns zu übertönen. Wir freuen uns, denn eigentlich sollte der direkt vor uns in der Reihe sitzen.

Mittwoch, 14.8.2013, 9 Uhr MEZ: Mein Hirn ist verwirrt. Ich habe wohl zwei Stunden geschlafen, aber die Nacht ist vorbei, das Licht wieder an und bald wird Frühstück serviert. Ich schaffe es weder auf Französisch noch auf Englisch die flight attendants  zu verstehen: „Coffee, s’il vous plaît! Lots of!“ Zwei Stunden später landen wir auch schon in Paris.

Mittwoch, 14.8.2013, 12 Uhr MEZ: Paris, Flughafen Charles de Gaulle. Ich freue mich! Umbauarbeiten haben offenbar dazu geführt, dass die Sicherheitscheckpolitik verändert wurde: Keine eine ewig lange Schlange für alle mehr, sondern eine beim (oder vorm?) Wechsel des Terminals. Yeah! Wir warten auf den Anschlussflug nach Hannover und haben Lunch oder ein zweites Frühstück vorm Gate.

Mittwoch, 14.8.2013, 16 Uhr MEZ: Meine Eltern holen uns vom Flughafen ab. Ein bisschen Quatschen, Bilderschau und Freude, dass wir da sind. Kurz, zumindest. Am nächsten Morgen haben wir den Termin in der Botschaft in Berlin, denn mit abgelaufenen Visa dürfen wir zwar in den USA bleiben, aber nicht wieder einreisen.

Mittwoch, 14.8.2013, 21 Uhr MEZ: Wir gehen schlafen. Gleich zwei Wecker sind auf halb vier gestellt, denn verschlafen wäre blöd. Beim nächsten Mal fliegen wir gleich nach Berlin, das ist klar. Im November beim Buchen des Fluges hatte ich das nicht auf dem Plan.

Mittwoch, 14.8.2013, kurz vor Mitternacht MEZ: Alex und ich sind auf einmal beide hellwach. Im stockdunklen Schlafzimmer schauen wir uns erschrocken an und sind der festen Überzeugung, verschlafen zu haben. Doch Wecker 1, mein deutsches Handy, sagt, es sei 23.45 Uhr. Das kann doch nicht stimmen! Verstört greife ich zu Wecker 2, einem Funkwecker. Doch, es ist noch nicht einmal Mitternacht. Halb erleichtert, halb ningelig „Mist, jetzt sind wir wach“ sinken wir zurück in die Kissen und schlafen irgendwie auch wieder ein … bis

Donnerstag, 15.8.2013, 2.30 Uhr in der Früh: Wieder sind Alex und ich beide hellwach. Und diesmal beschließen wir gleich aufzustehen, denn die eine Stunde macht auch nichts mehr. Eine kalte bis lauwarme Dusche, nen Cappuccino und knapp eine Stunde später sitzen wir im Auto und fahren dem Sonnenaufgang entgegen nach Berlin.

Donnerstag, 15.8.2013, Sonnenaufgang: Irgendwo in Brandenburg kratzen wir angesichts eines defekten Geldautomaten unsere restlichen Euros zusammen um an einer Raststätte je einen Kaffee und ein gemeinsames Croissant zu genießen. Der Sonnenaufgang ist wirklich schön.

Donnerstag, 15.8.2013, kurz vor 8 Uhr: Gut, dass gleich gegenüber der US-Botschaft in der Clayallee ein McD ist. Koffein brauchen wir erst einmal nicht mehr, aber Orangensaft wäre gut. Mir fällt die Pin für die deutsche EC-Karte nicht mehr ein, so dass ich mit der deutschen Visa zahlen muss. Ich fühle mich selten dämlich. Einmal Vitamine, bitte! Und auch wenn wir den Termin in der Botschaft erst um neun Uhr haben, stellen wir uns schon kurz nach 8 Uhr in der Schlange an.

Donnerstag, 15.8.2013, 10 Uhr: Wir verlassen die Botschaft wieder: Visa approved! Das Gespräch mit dem Konsularsbeamten hat keine fünf Minuten gedauert. Und dabei hatten wir Muffensausen, weil die zwei Anträge vor uns abgelehnt worden waren. Die Schallisolierung funktioniert wohl nicht so, wie sie sollte. Dem letzteren Jungchen, der seine deutsche Freundin, die in den USA bei BASF arbeitet, mit einem B2-Visum für länger als die einem Deutschen normalerweise erlaubten 90 Tage besuchen wollte, hätte ich am liebsten am Kragen gepackt und gesagt: „Du brauchst Tausende Euro an Ersparnissen; Kontoauszüge und Einkommensnachweise hier in Deutschland reichen nicht! Du musst zeigen, dass du ein halbes Jahr lang ohne Arbeit auskommen und dich selbst finanzieren kannst!“ Aber: Nicht mein Problem.

Donnerstag, 15.8.2013, 12 Uhr: Wir sind bei Alex‘ Schwester in Berlin und essen Mittag. Hui, ein Mittagsschläfchen scheint dringend notwendig, so schaffen wir es nie im Leben nach Halle zurück – wir beide hängen voll in den Seilen. Und tatsächlich, nach einer und für mich noch einer weiteren Stunde geht es mir gut und ich fahre zurück nach Halle. Auf der Fahrt bemerke ich, die Grundentspannung des Autofahrers aus Minnesota mitgebracht zu haben. Mit 75 km/h auf der Landstraße einem LKW hinterher zu tuckeln, fällt plötzlich gar nicht mehr so schwer …

Donnerstag gehen wir abends dann zu einer normalen Zeit schlafen und stehen Freitag auch normal auf. Der Jetlag ist überwunden.


Zurück in die USA ist die Zeitdifferenz meistens leichter zu bewältigen. Mal schauen … Ganz allgemein hilft es wirklich, sich möglichst schnell an den Tagesablauf in der anderen Zeitzone anzupassen – auch wenn das in Sachen gefühlter Matschigkeit für ein bis drei Tage unerträglich zu sein scheint.

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