Sonntag, 4. November 2012

Driving north ...



Sonntagmorgen, sieben Uhr: Dank Zeitumstellung bin ich wach und schreibe dies von unserem Hotelbett in Springfield, IL aus. Bislang das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, das wir haben, es ist leise und wir konnten wie die Steine schlafen, obwohl der Highway gleich um die Ecke ist. Der Blick aus dem Fenster geht jedoch hinaus auf den Wald dazwischen. Herbstfarben. Gestern morgen in St. Louis haben wir unsere Mäntel angezogen, die sich dann tagsüber bewähren konnten. Und mussten. In drei Tagen ist der Temperaturübergang von Houston mit 25°C aufwärts nach Rochester mit 5°C abwärts ganz gut zu bewältigen.

Über den Umzug schreibe ich dann im Rückblick, wenn wir in Rochester in einer fertig eingerichteten Wohnung sind. Es ist nicht bei der Panne geblieben, die ich im letzten Posting angekündigt hatte – aber rückblickend können wir dann vielleicht schon eher darüber lachen.

Nach Plan war zumindest unser Aufbruch in Houston, nun ja, vielleicht etwas verspätet dank erhöhter (An-) Teilnahme am Mittagessen. Zum Abendessen durften wir bei Matts „Eltern“  (Stiefmutter mit neuem Ehemann, für ihn „seine Eltern“) in einem Vorort von Dallas einkehren, sind dann aber noch weiter nach Norden gefahren, ehe wir in Gainesville, TX kurz vor der Grenze nach Oklahoma ein Bett suchten.

Während Texas der Lone Star State ist, ist Oklahoma der Native State – hier wohnen (noch? wieder?) recht viele Indianer (bzw. Native Americans). Zum einen weisen Schilder am Rand des Highways darauf hin, dass man sich gerade im Komanche- oder Cherokee-Land befindet, zum anderen stehen in regelmäßigen Abständen riesige Casinos auf der grünen Wiese: Eine profitable Einnahmequelle ohne Kontrolle der USA (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Indianerkasino). Sonst scheint hier wie auch in Missouri (an Oklahoma City und Tulsa sind wir schnell vorbei) die Landwirtschaft zu dominieren. Längs des Highways nur unendliche Weiten und kaum Ortschaften zu sehen.

Oklahoma: "Felsen, macht Platz für die Straße!"
Missouri: Strohballen
Unser nächstes Hotelbett haben wir für den Südwesten der Metropolregion St. Louis ausgesucht. Die Hotelpreise werden hier ganz schön angezogen, im Hotel angekommen wissen wir auch, dass daran eine Gaming Convention Schuld trägt. Der nächste Tag (gestern) dient allein dem Sightseeing in St. Louis, bekannt vor allem durch den Gateway Arch.

Teil des "Jefferson Expansion Memorial Parks"
Bei wikipedia hatten wir uns schon zuvor informiert und wussten von einer Halbierung der Bevölkerungszahl in der Stadt in den letzten 50 Jahren. Jetzt konnten wir allerdings auch die Auswirkungen davon sehen, was es bedeutet, wenn immer mehr Menschen in die Vorstädte ziehen und die Innenstadt tendeziell verwahrlost. „Wie Halle vor 20 Jahren“, nannte es Alex. Leerstand alter Gebäude, der Versuch, manche davon wieder mit Loft-Wohnungen wiederzubeleben und das Festhalten an der Geschichte, z.B. bei der Union Station

Downtown St. Louis: City Hall



Union Station: Frontseite
Langjähriger Verkehrsknotenpunkt mit Zügen nach Chicago (nordöstlich), den mittleren Westen oder nach Süden (New Orleans), schmuck herausgeputzt für Olympiade und Weltausstellung 1904 – und heute von Schienen „entkernt“. Die Stahlkonstruktion blieb jedoch sichtbar, der Gebäuderest ist Einkaufszentrum und lädt zum Flanieren ein und die „Grand Hall“ ist der Eingangsbereich eines Hotels.

Grand Hall im Obergeschoss: Leider etwas dunkel für die volle Schönheit
 Am späteren Nachmittag stoppen wir auf unserem Weg nach Norden noch bei einem Unesco-Weltkulturerbe, den Cahokia Mounds. Das ist die größte Ansammlung von Erdpyramiden nördlich von Mexiko und beherbergte eine Stadt der indianischen Mississippi-Kultur mit bis zu 10000 Einwohnern. Das ist vergleichbar mit dem mittelalterlichen London, allerdings wurde Cahokia um 1400 plötzlich verlassen.

Infotafel Cahokia
Der größte dieser Erdberge (manche wurden einfach untergepflügt, man hielt diese Hügel für natürliche Erscheinungen) ist der Monk’s Mound, nachdem sich hier etwa 300 Jahren später wieder Siedler niederließen. 158 Stufen führen nach oben  - ja, ich habe sie gezählt.

Monk's Mound von Osten aus. Höhe: bis zu 30 Meter
Anderthalb Stunden später kamen wir dann mit einem echten „Frischluftflash“ in Springfield, IL an: Lincoln war auch hier. Mal schauen, ob wir seine Spuren noch suchen werden, bevor wir die letzten sechseinhalb Stunden Highway auf uns nehmen. Das fährt sich übrigens deutlich angenehmer als die deutsche Autobahn - mangels Rasern und dank Cruise Control.

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