Sonntagmorgen,
sieben Uhr: Dank Zeitumstellung bin ich wach und schreibe dies von unserem
Hotelbett in Springfield, IL aus. Bislang das beste Preis-Leistungs-Verhältnis,
das wir haben, es ist leise und wir konnten wie die Steine schlafen, obwohl der
Highway gleich um die Ecke ist. Der Blick aus dem Fenster geht jedoch hinaus
auf den Wald dazwischen. Herbstfarben. Gestern morgen in St. Louis haben wir
unsere Mäntel angezogen, die sich dann tagsüber bewähren konnten. Und mussten.
In drei Tagen ist der Temperaturübergang von Houston mit 25°C aufwärts nach
Rochester mit 5°C abwärts ganz gut zu bewältigen.
Über den
Umzug schreibe ich dann im Rückblick, wenn wir in Rochester in einer fertig
eingerichteten Wohnung sind. Es ist nicht bei der Panne geblieben, die ich im
letzten Posting angekündigt hatte – aber rückblickend können wir dann
vielleicht schon eher darüber lachen.
Nach Plan
war zumindest unser Aufbruch in Houston, nun ja, vielleicht etwas verspätet
dank erhöhter (An-) Teilnahme am Mittagessen. Zum Abendessen durften wir bei
Matts „Eltern“ (Stiefmutter mit neuem Ehemann, für ihn „seine Eltern“) in einem
Vorort von Dallas einkehren, sind dann aber noch weiter nach Norden gefahren,
ehe wir in Gainesville, TX kurz vor
der Grenze nach Oklahoma ein Bett suchten.
Während
Texas der Lone Star State ist, ist Oklahoma der Native State – hier wohnen (noch? wieder?) recht viele Indianer (bzw. Native Americans). Zum einen weisen
Schilder am Rand des Highways darauf hin, dass man sich gerade im Komanche-
oder Cherokee-Land befindet, zum anderen stehen in regelmäßigen Abständen
riesige Casinos auf der grünen Wiese: Eine profitable Einnahmequelle ohne Kontrolle
der USA (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Indianerkasino).
Sonst scheint hier wie auch in Missouri
(an Oklahoma City und Tulsa sind wir schnell vorbei) die Landwirtschaft zu
dominieren. Längs des Highways nur unendliche Weiten und kaum Ortschaften zu
sehen.
Oklahoma: "Felsen, macht Platz für die Straße!" |
Missouri: Strohballen |
Unser
nächstes Hotelbett haben wir für den Südwesten der Metropolregion St. Louis ausgesucht. Die Hotelpreise werden hier
ganz schön angezogen, im Hotel angekommen wissen wir auch, dass daran eine
Gaming Convention Schuld trägt. Der nächste Tag (gestern) dient allein dem
Sightseeing in St. Louis, bekannt vor allem durch den Gateway Arch.
Teil des "Jefferson Expansion Memorial Parks" |
Bei
wikipedia hatten wir uns schon zuvor informiert und wussten von einer
Halbierung der Bevölkerungszahl in der Stadt in den letzten 50 Jahren. Jetzt konnten
wir allerdings auch die Auswirkungen davon sehen, was es bedeutet, wenn immer
mehr Menschen in die Vorstädte ziehen und die Innenstadt tendeziell
verwahrlost. „Wie Halle vor 20 Jahren“, nannte es Alex. Leerstand alter Gebäude,
der Versuch, manche davon wieder mit Loft-Wohnungen wiederzubeleben und das
Festhalten an der Geschichte, z.B. bei der Union
Station.
Downtown St. Louis: City Hall |
Union Station: Frontseite |
Langjähriger
Verkehrsknotenpunkt mit Zügen nach Chicago (nordöstlich), den mittleren Westen
oder nach Süden (New Orleans), schmuck herausgeputzt für Olympiade und
Weltausstellung 1904 – und heute von Schienen „entkernt“. Die Stahlkonstruktion
blieb jedoch sichtbar, der Gebäuderest ist Einkaufszentrum und lädt zum
Flanieren ein und die „Grand Hall“ ist der Eingangsbereich eines Hotels.
Grand Hall im Obergeschoss: Leider etwas dunkel für die volle Schönheit |
Am späteren
Nachmittag stoppen wir auf unserem Weg nach Norden noch bei einem Unesco-Weltkulturerbe,
den Cahokia Mounds. Das ist die
größte Ansammlung von Erdpyramiden nördlich von Mexiko und beherbergte eine
Stadt der indianischen Mississippi-Kultur mit bis zu 10000 Einwohnern. Das ist
vergleichbar mit dem mittelalterlichen London, allerdings wurde Cahokia um 1400
plötzlich verlassen.
Infotafel Cahokia |
Der größte dieser Erdberge (manche wurden einfach
untergepflügt, man hielt diese Hügel für natürliche Erscheinungen) ist der Monk’s
Mound, nachdem sich hier etwa 300 Jahren später wieder Siedler niederließen.
158 Stufen führen nach oben - ja, ich
habe sie gezählt.
Monk's Mound von Osten aus. Höhe: bis zu 30 Meter |
Anderthalb
Stunden später kamen wir dann mit einem echten „Frischluftflash“ in Springfield, IL an: Lincoln war auch
hier. Mal schauen, ob wir seine Spuren noch suchen werden, bevor wir die
letzten sechseinhalb Stunden Highway auf uns nehmen. Das fährt sich übrigens deutlich angenehmer als die deutsche Autobahn - mangels Rasern und dank Cruise Control.
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