Sind wir
wirklich schon wieder eine Woche in Rochester? Einerseits kommt es mir viel
länger vor, andererseits hängt uns immer noch so ein ganz kleines bisschen
Jetlag nach. Oder wurden unsere inneren Uhren auf andere Weise ganz heimlich
auf 22-23 Uhr Bettgehzeit und 7-7.30 Uhr Aufwachzeit (zumindest meinerseits ohne
Wecker!) gestellt? Naja, zumindest die Nachtruhezeit ist ja durchaus
vernünftig.
Seit dem
letzten Wochenende ertappe ich mich beim bewussten Sensing the differences:
Unterschiede zwischen den USA und Deutschland mit den Sinnen erfassen.
Riechen: Das Leitungswasser ist mit
Chlor versetzt, hier in Rochester allerdings nicht so viel wie in Houston. Dreht
man den Wasserhahn auf, riecht man es – in Houston sofort, hier nach etwa einer
Minute.
Dazu auch Schmecken: Wenn ich meine
besonders sensiblen Momente habe, nutze ich zum Kochen von Suppe (Brühe) das
abgepackte Wasser aus dem Supermarkt. Neben meinem Bett steht – für den kleinen
Durst in der Nacht – auch eine dieser Flaschen. Kaffee und Tee machen wir hier
in Rochester aber ganz skrupellos mit Leitungswasser, da schmeckt man den
Unterschied letztendlich kaum (noch). Nicht so wie die eiswürfelbedingt chlorig
schmeckende Diet Coke in Houston.
Fühlen: Insbesondere meine Kopfhaut hat
verrückt gespielt in den ersten Tagen hier in Rochester. Holla, die Waldfee.
Normalerweise reicht alle zwei Tage waschen, aber durch das leicht
austrocknende mit Chlor versetzte Wasser hier (verglichen mit dem eigenen
Brunnen meiner Eltern) hat meine Kopfhaut ihren Drang nach Rückfettung ungehemmt
ausgelebt: fettiges Haar, trockene Spitzen. Yeah. (Gab es da nicht mal was von
Ratiopharm?) Inzwischen hat es sich wieder eingespielt.
Sehen: Gieße ich das Kochwasser von Gemüse
oder Kartoffeln ab, ist es gelbbräunlich. Beta-Carotin, meinte Alex zu wissen.
Glaub ich so einfach nicht. Seltsam – aber es verschwindet ja im Abfluss.
Hören: Auf dem Highway – nichts. Kein
Gehupe, Gefluche, mit Tempo 200 überholende Kompensationsfahrer. Entspanntes
Dahinschwimmen mit Cruise Control Richtung St. Paul bei 65 Meilen in der
Stunde. Tiefenentspannt „Classic Rock“-Radiosender hören. Und gnadenlos laut
mitsingen. Sonst schläft man ja ein, so entspannend ist das Autofahren.
Sonstige Neuigkeiten dieser Woche: Ich habe zum ersten Mal (m)einen Fuß in eine US high
school gesetzt. Zum ersten Mal Bingo gespielt, eine 10$-Gutscheinkarte der
Pub/Bar gewonnen und damit auch meinen Namen in den Lostopf für einen Trip nach
Vegas geworfen. Außerdem: Meine Allgemeinmedizinerin (PCP) kennen gelernt. Feststellen
lassen, dass die Schilddrüsenwerte im Normbereich liegen. Und für ein
biometrics appointment zur Verlängerung meiner Arbeitserlaubnis bin ich 90
Minuten einfach nach St. Paul gefahren, um 9 Minuten für Fragebogen (4
Minuten), Fingerabdrucknahme, elektronischer Unterschrift und Foto (im zweiten
Versuch gelungen) im ASC zu verbringen.
Bleibt nur
zu hoffen, dass die Karte (=die Arbeitserlaubnis) in den nächsten zwei Wochen
in der Post ist. Die katholischen Privatschulen scheinen ernsthaft an mir als „(long
term) substitute teacher“ interessiert zu sein. Das wäre ein Anfang.
Und das Foto der Woche möchte ich euch nicht
voranhalten. Rochester heißt auch „windy city“ und vor allem in der kommenden
Woche freuen wir uns über Höchsttemperaturen von -15°C. Da ist dieses Outfit
natürlich angemessen. Hauptsache, Kopf und Unterschenkel sind warm!
Nicht ganz mit dem Bild: Puck-die-Stubenfliege-Brille und gaaanz dezentes Make-Up! |
(gesehen am Donnerstagmorgen bei leichten Minusgraden im Starbucks downtown, wo
ich nach der Blutentnahme (nüchtern, bitte!) mein Frühstück nachholte)
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