Sonntag, 20. Januar 2013

Sensing the differences



Sind wir wirklich schon wieder eine Woche in Rochester? Einerseits kommt es mir viel länger vor, andererseits hängt uns immer noch so ein ganz kleines bisschen Jetlag nach. Oder wurden unsere inneren Uhren auf andere Weise ganz heimlich auf 22-23 Uhr Bettgehzeit und 7-7.30 Uhr Aufwachzeit (zumindest meinerseits ohne Wecker!) gestellt? Naja, zumindest die Nachtruhezeit ist ja durchaus vernünftig.



Seit dem letzten Wochenende ertappe ich mich beim bewussten Sensing the differences: Unterschiede zwischen den USA und Deutschland mit den Sinnen erfassen.



Riechen: Das Leitungswasser ist mit Chlor versetzt, hier in Rochester allerdings nicht so viel wie in Houston. Dreht man den Wasserhahn auf, riecht man es – in Houston sofort, hier nach etwa einer Minute.

Dazu auch Schmecken: Wenn ich meine besonders sensiblen Momente habe, nutze ich zum Kochen von Suppe (Brühe) das abgepackte Wasser aus dem Supermarkt. Neben meinem Bett steht – für den kleinen Durst in der Nacht – auch eine dieser Flaschen. Kaffee und Tee machen wir hier in Rochester aber ganz skrupellos mit Leitungswasser, da schmeckt man den Unterschied letztendlich kaum (noch). Nicht so wie die eiswürfelbedingt chlorig schmeckende Diet Coke in Houston.



Fühlen: Insbesondere meine Kopfhaut hat verrückt gespielt in den ersten Tagen hier in Rochester. Holla, die Waldfee. Normalerweise reicht alle zwei Tage waschen, aber durch das leicht austrocknende mit Chlor versetzte Wasser hier (verglichen mit dem eigenen Brunnen meiner Eltern) hat meine Kopfhaut ihren Drang nach Rückfettung ungehemmt ausgelebt: fettiges Haar, trockene Spitzen. Yeah. (Gab es da nicht mal was von Ratiopharm?) Inzwischen hat es sich wieder eingespielt.



Sehen: Gieße ich das Kochwasser von Gemüse oder Kartoffeln ab, ist es gelbbräunlich. Beta-Carotin, meinte Alex zu wissen. Glaub ich so einfach nicht. Seltsam – aber es verschwindet ja im Abfluss.



Hören: Auf dem Highway – nichts. Kein Gehupe, Gefluche, mit Tempo 200 überholende Kompensationsfahrer. Entspanntes Dahinschwimmen mit Cruise Control Richtung St. Paul bei 65 Meilen in der Stunde. Tiefenentspannt „Classic Rock“-Radiosender hören. Und gnadenlos laut mitsingen. Sonst schläft man ja ein, so entspannend ist das Autofahren.



Sonstige Neuigkeiten dieser Woche: Ich habe zum ersten Mal (m)einen Fuß in eine US high school gesetzt. Zum ersten Mal Bingo gespielt, eine 10$-Gutscheinkarte der Pub/Bar gewonnen und damit auch meinen Namen in den Lostopf für einen Trip nach Vegas geworfen. Außerdem: Meine Allgemeinmedizinerin (PCP) kennen gelernt. Feststellen lassen, dass die Schilddrüsenwerte im Normbereich liegen. Und für ein biometrics appointment zur Verlängerung meiner Arbeitserlaubnis bin ich 90 Minuten einfach nach St. Paul gefahren, um 9 Minuten für Fragebogen (4 Minuten), Fingerabdrucknahme, elektronischer Unterschrift und Foto (im zweiten Versuch gelungen) im ASC zu verbringen.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Karte (=die Arbeitserlaubnis) in den nächsten zwei Wochen in der Post ist. Die katholischen Privatschulen scheinen ernsthaft an mir als „(long term) substitute teacher“ interessiert zu sein. Das wäre ein Anfang.



Und das Foto der Woche möchte ich euch nicht voranhalten. Rochester heißt auch „windy city“ und vor allem in der kommenden Woche freuen wir uns über Höchsttemperaturen von -15°C. Da ist dieses Outfit natürlich angemessen. Hauptsache, Kopf und Unterschenkel sind warm!

Nicht ganz mit dem Bild: Puck-die-Stubenfliege-Brille und gaaanz dezentes Make-Up!
(gesehen am Donnerstagmorgen bei leichten Minusgraden im Starbucks downtown, wo ich nach der Blutentnahme (nüchtern, bitte!) mein Frühstück nachholte)

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