Mittwoch, 5. Februar 2014

St. Paul – the (cultural) capital of Minnesota



Da wohnen wir schon über ein Jahr weniger als 100 Meilen von St. Paul entfernt und schaffen es erst jetzt mal dorthin. Und wahrscheinlich wären wir immer noch nicht da gewesen, wenn mein Weihnachtsgeschenk für Alex etwas Anderes gewesen wäre als Opernkarten. Macbeth von Verdi.

St. Paul und Minneapolis kennt man meistens als Twin Cities, denn sie liegen sich am Ufer des Mississippi gegenüber und gehen mittlerweile dank unzähliger Vororte grenzenlos ineinander über. Minneapolis ist die größere der Städte, Wirtschafts- und „Popkultur“zentrum; St. Paul aber Landeshauptstadt, Verwaltungs- und Kulturzentrum und hat die älteren Gebäude. Außer der Hauptstadtsgeschichte ein bisschen wie Hannover und Braunschweig, könnte man sagen, nur geographisch (noch) näher. Potsdam und Berlin vielleicht – auch wenn dann die Proportionen nicht mehr stimmen.

 

In der Weihnachtszeit sind wir ja schon kurz in Minneapolis gewesen, nun also St. Paul. Auffallend natürlich – die alten Gebäude. Hier das Landmark Center.

 

Landmark Center

 

Vor dessen Toren im Rice Park fand gerade ein Winterfest statt. Neben heißen Getränken, einigen Fressbuden und Ponyreiten für Kinder schlängelten sich die Menschen einmal durch den Park, um verschiedene Eisskulpturen zu betrachten.

 
Landmark Center hinterm Eistor


Im Hintergrund hier das Ordway Center, wo wir am Sonntag (wir haben uns eine Übernachtung gegönnt) Macbeth sahen.


Eisskulpturen

 
Buddelschiff


Im Herzen Downtowns ...

 

Ecolab Firmengebäude

 

Wie man sieht, ist es hier immer noch kalt.

 

Blickrichtung Süden


Am Sonntag waren wir dann ganz nah dran am State Capitol Building – aber leider zu früh, um eine Führung mitzumachen. 

 


Das ist übrigens der dritte Versuch, das erste State Capitol Building brannte aus, das zweite wurde kurz nach Vollendung für zu klein befunden und das dritte steht nun schon etwas über 100 Jahre. Mit goldener Quadriga.


 

Von den Treppenstufen hat man einen ganz guten Blick auf Downtown St. Paul.

 

 

Und dann sind wir einer weiteren Blickachse gefolgt, zur St. Paul Cathedral. Abgesehen von den Bauarbeiten konnten wir hier am Sonntag wegen gefeierter Messen nicht hinein. Ich bin dann einer virtuellen Tour gefolgt und habe dabei gelernt, dass die Marmorkuppel die zweitgrößte der Welt gleich nach dem Petersdom in Rom ist.

 

 

Drei Stunden des Nachmittags haben wir dann Macbeth genossen. Das Ordway Center hat von außen nicht so viel hergemacht, aber innen war es eher Semperoper als Händelhalle. Wir saßen ganz oben mittig in der Galerie und genossen dieses bisschen „Alte Welt“ – hallo europäisches Musikerbe! Befremdlich waren nur die Begeistungsstürme bzw. deren Timing. In Deutschland habe ich mal gelernt „Nicht klatschen, wenn der Taktstock (des Dirigenten) noch oben ist!“ – das scheint in den USA aber nicht so zu sein. Hier wurde geklatscht, wenn die Arie zu Ende war. Ob das Orchester noch spielte oder nicht, war egal. Alex und ich waren irritiert.

 

Die Qualität der Minnesota Opera war übrigens hoch, die Gage der Protagonisten durch Spenden gesponsert. In der Reihe hinter uns hatte jemand einen Bekannten, der aus Deutschland berichtete, dass dort jede Stadt ein Opernhaus hätte (während die Twin Cities einen Umkreis von mindestens etwa 300km bedienen). Ich musste schmunzeln und hätte am liebsten ein „aber eigentlich können sich die Städte das nicht leisten“ in die Unterhaltung eingeworfen, es dann aber doch sein lassen.

 

Kurz vor fünf, nach drei Stunden Operngenuss im nahezu vollbesetzten Haus freuten wir uns tatsächlich noch ein bisschen Tageslicht zu haben … Ende April kommen wir noch einmal wieder – dann gibt es die Zauberflöte.

 

 

 

Und ganz furchtbar offtopic. Das Bild im Lexikoneintrag unter "Korrosion".

 

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