Da
wohnen wir schon über ein Jahr weniger als 100 Meilen von St. Paul entfernt und
schaffen es erst jetzt mal dorthin. Und wahrscheinlich wären wir immer noch
nicht da gewesen, wenn mein Weihnachtsgeschenk für Alex etwas Anderes gewesen
wäre als Opernkarten. Macbeth von Verdi.
St. Paul und Minneapolis kennt
man meistens als Twin Cities, denn sie liegen sich am Ufer des Mississippi gegenüber und gehen
mittlerweile dank unzähliger Vororte grenzenlos ineinander über. Minneapolis ist die größere der Städte,
Wirtschafts- und „Popkultur“zentrum; St. Paul aber Landeshauptstadt,
Verwaltungs- und Kulturzentrum und hat die älteren Gebäude. Außer der
Hauptstadtsgeschichte ein bisschen wie Hannover und Braunschweig, könnte man
sagen, nur geographisch (noch) näher. Potsdam und Berlin vielleicht – auch wenn
dann die Proportionen nicht mehr stimmen.
In der Weihnachtszeit sind wir ja
schon kurz in Minneapolis gewesen, nun also St. Paul. Auffallend natürlich –
die alten Gebäude. Hier das Landmark Center.
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Landmark Center |
Vor dessen Toren im Rice Park
fand gerade ein Winterfest statt. Neben heißen Getränken, einigen Fressbuden und Ponyreiten für
Kinder schlängelten sich die Menschen einmal durch den Park, um verschiedene
Eisskulpturen zu betrachten.
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Landmark Center hinterm Eistor |
Im Hintergrund hier das Ordway Center, wo wir am
Sonntag (wir haben uns eine Übernachtung gegönnt) Macbeth sahen.
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Eisskulpturen |
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Buddelschiff |
Im Herzen Downtowns ...
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Ecolab Firmengebäude |
Wie man sieht, ist es hier immer
noch kalt.
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Blickrichtung Süden |
Am Sonntag waren wir dann ganz
nah dran am State Capitol Building – aber leider zu früh, um eine Führung mitzumachen.
Das ist übrigens der dritte
Versuch, das erste State Capitol Building brannte aus, das zweite wurde kurz
nach Vollendung für zu klein befunden und das dritte steht nun schon etwas über
100 Jahre. Mit goldener Quadriga.
Von den Treppenstufen hat man
einen ganz guten Blick auf Downtown St. Paul.
Und dann sind wir einer
weiteren Blickachse gefolgt, zur St. Paul Cathedral. Abgesehen von den Bauarbeiten
konnten wir hier am Sonntag wegen gefeierter Messen nicht hinein. Ich bin dann
einer virtuellen Tour gefolgt und habe dabei gelernt, dass die Marmorkuppel die
zweitgrößte der Welt gleich nach dem Petersdom in Rom ist.
Drei Stunden des Nachmittags
haben wir dann Macbeth genossen. Das Ordway Center hat von außen nicht so viel
hergemacht, aber innen war es eher Semperoper als Händelhalle. Wir saßen ganz
oben mittig in der Galerie und genossen dieses bisschen „Alte Welt“ – hallo europäisches
Musikerbe! Befremdlich waren nur die Begeistungsstürme bzw. deren Timing. In
Deutschland habe ich mal gelernt „Nicht klatschen, wenn der
Taktstock (des Dirigenten) noch oben ist!“ – das scheint in den USA aber nicht so zu sein. Hier wurde geklatscht,
wenn die Arie zu Ende war. Ob das Orchester noch spielte oder nicht, war egal.
Alex und ich waren irritiert.
Die Qualität der Minnesota
Opera war übrigens hoch, die Gage der
Protagonisten durch Spenden gesponsert. In der Reihe hinter uns hatte jemand
einen Bekannten, der aus Deutschland berichtete, dass dort jede Stadt ein
Opernhaus hätte (während die Twin Cities
einen Umkreis von mindestens etwa 300km bedienen). Ich musste schmunzeln
und hätte am liebsten ein „aber
eigentlich können sich die Städte das nicht leisten“ in die Unterhaltung
eingeworfen, es dann aber doch sein lassen.
Kurz vor fünf, nach drei Stunden Operngenuss im nahezu vollbesetzten Haus
freuten wir uns tatsächlich noch ein bisschen Tageslicht zu haben … Ende April kommen wir noch einmal wieder – dann gibt es die Zauberflöte.
Und ganz furchtbar offtopic. Das Bild im Lexikoneintrag unter "Korrosion".
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