Zunächst einmal die gute Nachricht: Houston wurde frontal
von einer Kaltfront getroffen! So angenehm haben wir das Wetter hier noch nie
erlebt – strahlend blauer Himmel, Temperaturen deutlich unter 30°C und eine
Luftfeuchtigkeit von nur 60%. Es fühlt sich an wie europäischer Sommer und
meinetwegen könnte es den ganzen Rest des hiesigen "Herbstes" so bleiben. Heute Nacht
blieb die Klimaanlage aus, stattdessen schliefen wir mit offenem Fenster. Und
daran hat sich auch bis jetzt (10.30 Uhr Ortszeit) nichts geändert. Ich genieße
die lauen Brisen, die gerade durch das geöffnete Fenster in die Wohnung
dringen. (Beim Einstellen des Posts ist es zwei Stunden später und dank Sonneneinstrahlung muss die A/C wieder laufen. Das ändert aber nichts an dieser Sonntagsidylle - inklusive eines vollen Parkplatzes, braven Kirchgängern sei Dank.)
Außerdem haben wir gerade Besuch aus Deutschland (gehabt) –
die beiden sind heute und morgen aber in San Antonio und waren gestern
vormittag mit Alex in der Stadt unterwegs, während ich nun schon zum dritten
Mal an der Samstagsschule unterrichtet habe. Deutsch als Fremdsprache, falls es
jemand noch nicht wusste. Neben meinen zehn 8- bis 10-Jährigen am Vormittag
(von neun bis dreiviertel zwölf, mit 20 Minuten Pause dazwischen) auch noch völlig
überraschend eine Erwachsenengruppe mit absoluten Anfängern. Nach den ersten
Rückmeldungen schlage ich mich wohl ganz gut und habe auch schon Angebote für
privates „tutoring“ erhalten. Wenn ich doch nur wüsste, wie lange wir noch hier
vor Ort sind … Bei der Stundenplanung und dem Schreiben des Wochenplans (den
wir bis Donnerstag immer per Mail übermitteln sollen, damit wir bei spontanen
Krankheiten schneller zu vertreten sind) fühle ich mich allerdings sehr an den
Beginn des Referendariats oder noch mehr an die ersten Stunden im Praktikum
während des Studiums erinnert: Aber ich fange ja auch gerade erst an mit der
Entdeckung von Didaktik und Methodik im Fremdsprachenunterricht.
Die Kinder haben zwar überwiegend zumindest einen
deutschsprachigen Elternteil (viele sind an einer der hiesigen Unis/Colleges
tätig), lernen Deutsch dennoch als Fremdsprache. Sie verstehen vieles, was man
sie fragt, sofort – Antworten werden meistens aber auf Englisch gegeben, ihrer „natürliche“
Umgebungssprache. Ich muss zugeben, dass ich in dieser Klasse zu viel Englisch
spreche und muss mehr Deutsch von Ihnen einfordern. Aber eigentlich sind alle
ganz lieb, auch wenn zwei Jungs schon ein wenig in die vorpubertäre Null-Bock-Haltung
verfallen. Ich kann es Ihnen nicht verübeln: Sie gehen schon von Montag bis
Freitag in die Schule und dann müssen sie es auch noch Samstag vormittags …
Herausfordernd auf eine andere Art und Weise ist aber
insbesondere die Erwachsenenklasse. Die sind alle freiwillig da – nun ja, viele
von ihnen haben einen deutschen oder deutschsprachigen Partner, wie ich
inzwischen mitbekommen habe und wurden sicherlich „liebevoll überredet“ oder
haben sich selbst dazu entschlossen auch ein wenig deren Sprache zu lernen. Begonnen
haben wir mit einfachen Dialogen: „Wie ist Ihr Name?“ - „Woher kommen Sie?“ - „Wo wohnen Sie?“ einschließlich der passsenden Antworten. Die
Beugung der Verben war da das erste Problem: „Oh my god“ habe ich mehr als
einmal gehört. Inzwischen verzweifelt die Gruppe aber gemeinschaftlich an der
deutschen Aussprache. „I was
told you pronounce e-v-e-r-y s-i-n-g-l-e letter in German – but I hadn’t expected it to
be that bad!” Die größte Herausforderung von allen aber ist das “ch”. “How
do you make that noise?” wurde ich mehr als einmal verzweifelt gefragt. Mehr
als „It is like clearing your throat – but don’t spit out.“ konnte ich bislang
aber nicht als Hilfestellung geben. Da brauche ich doch die Hilfe meiner fließend
deutschsprachigen, aber US-amerikanischen Kollegin – und außerdem habe ich eine
sehr gute britische Seite gefunden, die genau solche Laute erklärt und mit
vielen Hörbeispielen arbeitet. Ich hoffe, es wird helfen …
Lost in translation bin ich vor allem dann, wenn die Erwachsenen
eine wörtliche Übersetzung der Dialoge fordern. „Ja klar“ ist „of course“,
nicht „yes clear“ … Hatte ich schon erwähnt: Wir lachen viel in diesen Kursen!
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