Montag, 24. September 2012

“Houston, we’ve had a problem“



Dank eurer Genesungswünsche bin ich mittlerweile wieder auf den Beinen. Die Antibiotika haben sehr gut angeschlagen, nur der Stabilität meiner Stimme habe ich noch nicht wieder getraut und war daher auch Samstag nicht in der Schule, sondern habe mich vertreten lassen. Außerdem wollte ich niemanden anstecken und der Obstsalat, den ich mit den Kindern auf dem Plan hatte, wäre auch nicht so lecker geworden, wie er jetzt am Samstag wird. Nach fünf Tagen Ruhe war ich Freitag ein wenig spazieren – und konnte mich mittels Diet Coke und Keks gerade noch selbst davor bewahren, in Ohnmacht zu fallen. Ein klassischer Fall von „übernommen“ – also doppelt gut, mich für Samstag sicherheitshalber noch abgemeldet zu haben. Mein Gesundheitsproblem ist also beseitigt, auch wenn ich weiterhin noch Antibiotika schlucken darf.
Laut Steph wird dieses unsagbar teure Nasenspray übrigens immer dann verschrieben, wenn auch nur der Hauch einer erkältungsverwandten Krankheit gegeben ist. Damit wäre also meine Frage, wie ich zu der Verschreibung komme, geklärt (Pharma-Lobby, ick hör dir trapsen …). Für den nächsten Krankheitsfall weiß ich aber auch, dass ich diese Verschreibung auch ablehnen kann, ich muss das Medikament trotz Verschreibung in der Pharmacy dann nicht kaufen! Es zu kaufen, so Steph, sei ein Fehler, den man nur einmal mache.

Eigentlich wollte ich schon länger von meinem Tag als Tourist berichten, der mich ins NASA Johnson Space Center Houston führte. Ja, genau dorthin, von wo aus am 21. Juli 1969 die ersten Schritte von Neil Armstrong (R.I.P.) auf dem Mond koordiniert wurden. Alex musste leider ins Labor, also bin ich allein mit dem Besuch los, der mich netterweise daheim abgeholt hatte. Eins allerdings vorab: Was hier http://www.spacecenter.org/ so umfangreich angepriesen wird, war aufgrund der Nachsaison (nach dem Labor Day) nicht alles verfügbar. Dank Onlinerabatt waren die Karten mit 18$ pro Person auch günstiger als (laut Reiseführer) zu erwarten, 3$ Parkgebühr waren da fast schon zu verschmerzen. Wir hatten dann erwartet, für die Tram Tour, die Gruppen in Golfcar ähnlichen Wägelchen über das Gelände des Space Centers schleust, noch extra zu bezahlen – aber auch die war inklusive. Nun gut. Dafür bezahlt man, möchte man in den Space Shuttle Simulator; außerdem hat die Cafeteria Mondpreise - aber gut, was will man von einem Freizeitpark, denn genau das ist es eigentlich, auch erwarten. Los geht's!




Eine halbe Stunde nach unserer Ankunft war die nächste Tram Tour und wir hatten auch gerade so noch das Glück, die Gruppe zu vervollständigen, die nach uns wurden abgewiesen und auf die Tour eine Stunde später verwiesen. Zuerst zuckelten wir also ganz gemütlich über das riesige Gelände zur alten Mission Control, wo wir im ehemaligen Presseraum Platz nehmen durften und so Einblick in die historische Kommandozentrale erhielten. Alle Apollo-Missionen wurden hier koordiniert, ebenso auch die des Challenger-Programms. Ein Bildschirm zeigt zudem eine Live-Aufnahme der aktuellen Mission Control (einige Stockwerke unter der alten). Aber ich lasse lieber Bilder sprechen (und entschuldige mich für die Touris in den vorderen Reihen, die unbedingt mit aufs Bild wollten.)


Jede Mission hat ein Wappen.
Und auch das rote Telefon darf nicht fehlen. :-)

Von dort aus dann wieder 87 Stufen abwärts (mit Fahrstuhl für Senioren und Invalide), zurück zur Tram, die uns in die Wartungs- und Versuchshalle brachte. Hier wird alles getestet, was zukünftige Astronauten an Gerätschaften im All kennen müssen. Spezielle Apparaturen simulieren Schwerelosigkeit und andere Weltraum-Spezifitäten. Manches ist noch im Teststadium, anderes erprobt.

Dieser "Canadian Arm" ist dem an der ISS nicht unähnlich.

Planetenfahrzeuge



Unser Reiseleiter, vermutlich Collegestudent, beschrieb viele Details. Leider blieben davon nicht so viele im Gedächtnis wie der auch anderorts im Nasa Center gepredigte Optimismus, spätestens 2020(?) den Mars zu betreten und diesen 2030(?) möglicherweise zu besiedeln – mit keinem Wort wurde die Einstellung der meisten Nasa-Programme („downsizing“) erwähnt, die im letzten(?) Jahr Tausenden von Menschen ihren Job kostete (vgl. http://app1.kuhf.org/articles/1267053819-NASA-Downsizing-a-Big-Hit-to-Houston.html). Stattdessen wurden internationale Zusammenarbeit und auch Privatunternehmen wie ewig selbstverständlich präsentiert.

Doch unsere Skepsis wurde im Wortsinne weggewaschen. Denn die letzte Station, der "Rocket Park", wo man die ausgemusterten und ausgestellten Space Shuttles bewundern konnte, musste wegen Gewitters leider ersatzlos gestrichen werden. Und zum Gewitter kam natürlich auch Regen. Wie aus Eimern, wie es sich für Houston gehört. Gelächter der Verzweiflung vereinte uns Menschen auf dem Wägelchen ebenso wie die Stadien der Erkenntnis: 2 min – „Ich bin nass. Aber trocknet wieder.“; 4 min – „Ich bin nass bis auf die Knochen. Trocknen wird dauern.“; 6 min – „Ich bin nass bis auf die Knochen und ich fange an zu frieren. Wann hört das endlich auf?“; 8 min – „Aua! Schlagen da etwa gerade Hagelkörner auf mir ein? Sind wir gleich da?“; 10 min – „Wir sind da. Schnell rein. Mist, hier ist es ja saukalt!“; 15 min – „Die gesponserten Nasa-Taschentücher sind nur ein Tröpfelchen auf dem heißen Stein. Ich glaube, ich kaufe ein T-Shirt im Souvenirladen, dann bin ich wenigstens obenrum trocken.“
Falls sich also irgendjemand fragte, wie ich bei ewigen 25°C und (deutlich) mehr krank werden konnte – das war der Anlass. Der Regensimulator war einfach zu überzeugend. (Ich sah ähnlich aus, nur schützte meine Tasche meinen Bauch statt des Rückens.)


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