Montag, 1. Oktober 2012

Welcome to routine and legality



Kaiserwetter! Nachdem es am Samstag kaum eine Viertelstunde ohne Regen gab, hat sich Houston gestern so weit abgekühlt, dass ich heute bei nahezu herbstlichen 23°C sehr viele Houstonians mit langärmeligen Pullovern oder Jäckchen sehen konnte. Und während es gestern noch bedeckt war, strahlt heute wieder die Sonne vom Himmel. So oder so, heute nacht (wir schlafen stets bei offenem Fenster mit davor gespanntem Mückenschutz) habe ich fast ein bisschen gefroren – und mich gerne an Alex gekuschelt. Nicht nur deshalb könnte meinetwegen dieses Wetter bleiben, aber es soll wieder wärmer werden, wenn – laut Wettervorhersage – auch die 90°F-Marke nicht mehr geknackt werden soll.

Inzwischen bin ich sechs Wochen hier in Houston und beim Frühstück fragte mich Alex, ob ich mich nun eingelebt hätte. „Ich mag Jahreszeiten“  ist dabei meine Codeantwort darauf, dass mich die ständige Hitze ziemlich nervt. Und außerdem fehlen (natürlich) Freunde und Familie, wenn auch Skype ein wenig kompensiert. Ich freue mich immer wahnsinnig auf den Deutschunterricht am Samstag (auch wenn ich danach immer einen Mittagsschlaf brauche) und bin stolz auf die Fortschritte vor allem der Erwachsenen, die noch vor sechs Wochen kein Wort Deutsch sprachen. Außer „Autobahn“ und „Zwei Bier, bitte“ vielleicht. Mittlerweile verfluchen sie „that noise“ namens ch (vor allem das harte wie in „Gute Nacht!“), hatten Spaß an MFG von den Fantastischen Vier (und dabei stellten wir fest, wie viele Abkürzungen in den USA und Deutschland gleich sind) und fordern einen Field Trip, also einen Klassenausflug, in ein deutsch geführtes Lokal oder am besten gleich zum Oktoberfest (hier gibt es auch eins) um ihre Kenntnisse im Bestellen von Getränken und Smalltalk unter Beweis zu stellen. Und im nächsten Kapitel warten schon die Artikel „der/die/das“ – mal schauen, wie viel Spaß Ihnen das noch bereitet.

Seit etwa zehn Tagen halte ich außerdem meine Arbeitserlaubnis in den Händen, die ich ursprünglich bereits im Mai beantragt hatte und deren letzten Papierkram ich vor etwa fünf Wochen eingereicht hatte.  Diese Erlaubnis ist eine Plastikkarte und sieht so aus:

Schutz persönlicher Daten - ihr wisst ja, was da steht
Damit konnte ich nun auch zur Social Security Administration (in Midtown, von uns aus auf der Hälfte Richtung Downtown gelegen) gehen und dort meine SSN beantragen. Das war vor nunmehr sechs Tagen der Fall. Alex hatte mir empfohlen, zur Überbrückung von eventuell stundenlanger Wartezeit ein Buch mitzunehmen, aber letztendlich war ich in weniger als einer Stunde rein und raus. Security Check inklusive – wie am Flughafen mit Handtaschenkontrolle  und Metalldetektor. Man stelle sich dies am Eingang eines deutschen Bürgerbüros vor … Wobei es nach den neuesten Ereignissen in manchen Jobagenturen nicht unangebracht wäre … Dass ich so schnell dran gekommen bin, lag sicherlich daran, dass ich weder an einem Montag noch an einem Freitag oder zum Monatsanfang da war, da vor allen zu diesen Zeitpunkten von den Bedürftigen (und durch die Größe Houstons gibt es einige, vor allem in Midtown) Sozialleistungen beantragt werden. Von der Beantragung an in etwa zwei Wochen darf ich die SSN in der Post erwarten – vielleicht also schon Ende dieser Woche. Dann fehlt mir nur noch ein amerikanischer Führerschein um von den hiesigen Behörden als vollwertiges Mitglied der US-Gesellschaft anerkannt zu werden.

Ein texanischer wird dies jedoch nicht mehr werden, selbst wenn ich alle Prüfungen gleich auf Anhieb bestehen würde, wäre er nicht mehr pünktlich da. Denn Autons sind in dieser Woche in Minnesota, um die letzten Details unseres Umzugs zu klären. Naja, was heißt Details – Mayo (die zukünftig Arbeit gebende Klinik) hat für Matt den 1. November als Anfangsdatum gesetzt. Er selbst sieht das noch nicht so ganz, Steph möchte es unbedingt, auch für die Große, die gerade im Übergangsstadium „public school“ recht frei schwingt – und für uns muss noch geklärt werden, wie und zu wann das Visum übertragen wird. Denn das muss nahtlos passieren – offiziell dürfen wir keinen Tag arbeitslos sein, sonst müssten wir sofort ausreisen! Grob zusammengefasst: Wir sind gänzlich davon abhängig, wie schnell Mayo den fälligen Papierkram erledigen kann. Und das befördert uns in einen unangenehmen Schwebezustand. Wäre der Umzug nicht, hätte ich mehrere Angebote für „German tutoring“ hier in Houston, könnte selbiges auch für Mathe tun oder mich als „Substitute teacher“ (Feuerwehrlehrkraft) bewerben. So hoffen wir darauf, spätestens Ende der Woche bei Rückkehr der Autons mehr zu wissen.

Und bis dahin freue ich mich weiterhin auf Samstage – das ist offenbar so ersichtlich, dass Steph beschlossen hat „You need a classroom!“ und bei der zukünftigen Schule für die Große für mich mit vorsprechen will.

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