Für einen Wochenendtrip „mal eben“ mit dem
Auto von Kiel nach München (oder anders herum) klingt für deutsche Verhältnisse
verrückt, hier in den Staaten sind die neun bis zehn Stunden Fahrzeit zwar
immer noch lang, aber deutlich angenehmer zu fahren. Nervig wird es nur, wenn
der Tempomat des Vorder- oder Hintermanns asynchron zum eigenen ist und man
bergab leicht zurückfällt, bergauf aber beängstigend nah aufholt … Oder
andersrum, völlig egal.
Pfingsten war
langes Wochenende in Deutschland, hier war es ein Wochenende später –
Hauptreisezeit auf der I-90. Da ich Freitag noch arbeiten war, haben wir uns
erst am Abend gegen fünf auf den Weg machen können – immer nach Westen, quer
durch Minnesota und fast ans westliche Ende von South Dakota. Unser Ziel: die Black Hills. Ein bisschen wie Harz oder
Schwarzwald, wenn auch mit deutlich höherem Gipfel. Autons hatten für sich und
uns jeweils eine kleine Hütte auf einem Campingplatz bei Hill City reserviert,
unsere Basis. Wir trafen dann mit einer Zwischenübernachtung irgendwo in South
Dakota gegen Samstagmittag dort ein.
South Dakota
wirbt mit dem Slogan Great Faces, Great Places.
Landschaftlich eigentlich nichts Besonderes, verglichen mit Minnesota. Prärieland,
man kann sich hier in Gedanken gut in den Wilden Westen hinein versetzen. Westlich
des Missouri wird es allerdings deutlich hügeliger, fast sogar schon bergig.
Missouri bei Chamberlain, SD |
Die Black Hills sind ein beliebtes
Ausflugsziel, gerade weil sie landschaftlich so viel zu bieten haben. Die Hügel
und Berge kann man sogar erklimmen, auch wenn das Netz an Wanderwegen
verglichen mit dem Harz eher mau ist. Ist
wahrscheinlich eine Sache von Angebot und Nachfrage. Ihren Namen haben die „Schwarzen
Hügel“ übrigens von der Menge an Kiefern, deren Blätter- bzw. Nadelwald aus der
Ferne schwarz aussieht.
Neben
Kiefernwäldern gibt es aber auch noch Felsen zu sehen – manche, wie die Natur
sie geschaffen hat. Bekannt geworden sind allerdings die beiden von Menschen
bearbeiteten. Der bekannteste ist Mount
Rushmore.
Mount Rushmore |
Abgebildet
sind die Köpfe der Präsidenten (von links
nach rechts) Washington, Jefferson, T. Roosevelt und A. Lincoln. Das ganze
wurde Ende der 1920er Jahre in die Wege geleitet, nachdem die Staatsführung die
Finanzierung garantierte. Der Tod des „Architekten“ sorgte allerdings dafür,
dass das Monument unvollendet blieb. Ein Modell, das im „Sculptor’s Studio“
ausgestellt ist, zeigt, wie es hätte aussehen sollen.
Das hätte es werden sollen ... |
Ach ja, wir
sind auf dem Presidents‘ Trail
unterhalb der Köpfe entlanggelaufen. Die veränderten Blickwinkel gegenüber der
Aussichtsplattform waren schon sehr interessant.
Washingtons Nase |
Und außerdem
lernten wir doch die ständigen Bewohner des umgebenden Nationalparks kennen.
Alex nannte diese Bergziege George W. Bush ... |
Der Eintritt
zum Mt. Rushmore ist übrigens kostenlos – die Parkgebühr beträgt allerdings 11
Dollar, dafür können wir aber bis zum Jahresende so oft zum Park, wie wir
wollen. Die Vielfalt der Autokennzeichen auf dem Parkplatz zeigte übrigens die
Wichtigkeit dieses Denkmals – gerade angesichts des Memorial Day.
Als
Ausgleich zu den vier Präsidenten haben Alex und ich dann im Anschluss noch das
Crazy Horse Memorial besucht, nur
wenige Meilen südlich des Mt. Rushmore.
Der Fingerzeig unterstützt sein Zitat: "My lands are where my dead lie buried" |
Crazy Horse war
ein warchief der hier ansässigen
Lakota-Indianer. Von deren Ältestenrat ging nach der Errichtung von Mount
Rushmore der Auftrag aus, ein Monument zu schaffen, dass dem Mount Rushmore
ebenbürtig ist – nun ja, die geplanten Dimensionen übersteigen die Ausmaße der
vier Gesichter deutlich. Der Auftrag ging an Korczak Ziolkowski, einen vorherigen Mitarbeiter am Mt. Rushmore,
der aus der Fertigstellung des Monuments sein Lebenswerk machte. Sogar mehr als
das. Seine Familie, vor allem die insgesamt zehn Töchter und Söhne, führen das
Projekt weiter. Erst 16 Jahre nach seinem Tod wurde mit dem Gesicht der erste
Teil des Denkmals erhüllt, zurzeit arbeitet man am Pferdekopf, dessen
Dimensionen mit den weißen Zeichnungen angedeutet sind.
Dass es so
lange dauert, ist insofern kein Wunder, denn hier wurde eine angebotene
Mitfinanzierung von Regierungsseite schon mehrfach abgelehnt. Die Weiterführung
lebt als non profit Projekt von Eintritten und Spenden der Besucher. Und
wie viel noch zu tun ist, zeigt die direkte Gegenüberstellung von Modell und
derzeitiger Wirklichkeit.
So soll es einmal aussehen ... |
So sieht es derzeit im Vergleich aus. |
Am Abend
sind wir dann vollkommen überwältig von den Eindrücken des Tages auf dem
Campingplatz bei Gegrilltem und Wein bzw. Whiskey versackt. Die Entscheidung,
welches der beiden Monumente beeindruckender ist, fällt echt schwer.
Der Tag darauf begann dann für alle etwas
später – Fortsetzung folgt mit weiteren beeindruckenden Landschaften …
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