Dienstag, 28. Mai 2013

Memorial Day weekend trip, part 1



Für einen Wochenendtrip „mal eben“ mit dem Auto von Kiel nach München (oder anders herum) klingt für deutsche Verhältnisse verrückt, hier in den Staaten sind die neun bis zehn Stunden Fahrzeit zwar immer noch lang, aber deutlich angenehmer zu fahren. Nervig wird es nur, wenn der Tempomat des Vorder- oder Hintermanns asynchron zum eigenen ist und man bergab leicht zurückfällt, bergauf aber beängstigend nah aufholt … Oder andersrum, völlig egal.



Pfingsten war langes Wochenende in Deutschland, hier war es ein Wochenende später – Hauptreisezeit auf der I-90. Da ich Freitag noch arbeiten war, haben wir uns erst am Abend gegen fünf auf den Weg machen können – immer nach Westen, quer durch Minnesota und fast ans westliche Ende von South Dakota. Unser Ziel: die Black Hills. Ein bisschen wie Harz oder Schwarzwald, wenn auch mit deutlich höherem Gipfel. Autons hatten für sich und uns jeweils eine kleine Hütte auf einem Campingplatz bei Hill City reserviert, unsere Basis. Wir trafen dann mit einer Zwischenübernachtung irgendwo in South Dakota gegen Samstagmittag dort ein.

 

South Dakota wirbt mit dem Slogan Great Faces, Great Places. Landschaftlich eigentlich nichts Besonderes, verglichen mit Minnesota. Prärieland, man kann sich hier in Gedanken gut in den Wilden Westen hinein versetzen. Westlich des Missouri wird es allerdings deutlich hügeliger, fast sogar schon bergig.

Missouri bei Chamberlain, SD


Die Black Hills sind ein beliebtes Ausflugsziel, gerade weil sie landschaftlich so viel zu bieten haben. Die Hügel und Berge kann man sogar erklimmen, auch wenn das Netz an Wanderwegen verglichen mit dem Harz eher mau ist. Ist wahrscheinlich eine Sache von Angebot und Nachfrage. Ihren Namen haben die „Schwarzen Hügel“ übrigens von der Menge an Kiefern, deren Blätter- bzw. Nadelwald aus der Ferne schwarz aussieht.



Neben Kiefernwäldern gibt es aber auch noch Felsen zu sehen – manche, wie die Natur sie geschaffen hat. Bekannt geworden sind allerdings die beiden von Menschen bearbeiteten. Der bekannteste ist Mount Rushmore.

Mount Rushmore

Abgebildet sind die Köpfe der Präsidenten (von links nach rechts) Washington, Jefferson, T. Roosevelt und A. Lincoln. Das ganze wurde Ende der 1920er Jahre in die Wege geleitet, nachdem die Staatsführung die Finanzierung garantierte. Der Tod des „Architekten“ sorgte allerdings dafür, dass das Monument unvollendet blieb. Ein Modell, das im „Sculptor’s Studio“ ausgestellt ist, zeigt, wie es hätte aussehen sollen.

Das hätte es werden sollen ...



Ach ja, wir sind auf dem Presidents‘ Trail unterhalb der Köpfe entlanggelaufen. Die veränderten Blickwinkel gegenüber der Aussichtsplattform waren schon sehr interessant. 

Washingtons Nase

Und außerdem lernten wir doch die ständigen Bewohner des umgebenden Nationalparks kennen.

Alex nannte diese Bergziege George W. Bush ...
 

Der Eintritt zum Mt. Rushmore ist übrigens kostenlos – die Parkgebühr beträgt allerdings 11 Dollar, dafür können wir aber bis zum Jahresende so oft zum Park, wie wir wollen. Die Vielfalt der Autokennzeichen auf dem Parkplatz zeigte übrigens die Wichtigkeit dieses Denkmals – gerade angesichts des Memorial Day.

Als Ausgleich zu den vier Präsidenten haben Alex und ich dann im Anschluss noch das Crazy Horse Memorial besucht, nur wenige Meilen südlich des Mt. Rushmore.

Der Fingerzeig unterstützt sein Zitat: "My lands are where my dead lie buried"

Crazy Horse war ein warchief der hier ansässigen Lakota-Indianer. Von deren Ältestenrat ging nach der Errichtung von Mount Rushmore der Auftrag aus, ein Monument zu schaffen, dass dem Mount Rushmore ebenbürtig ist – nun ja, die geplanten Dimensionen übersteigen die Ausmaße der vier Gesichter deutlich. Der Auftrag ging an Korczak Ziolkowski, einen vorherigen Mitarbeiter am Mt. Rushmore, der aus der Fertigstellung des Monuments sein Lebenswerk machte. Sogar mehr als das. Seine Familie, vor allem die insgesamt zehn Töchter und Söhne, führen das Projekt weiter. Erst 16 Jahre nach seinem Tod wurde mit dem Gesicht der erste Teil des Denkmals erhüllt, zurzeit arbeitet man am Pferdekopf, dessen Dimensionen mit den weißen Zeichnungen angedeutet sind.



Dass es so lange dauert, ist insofern kein Wunder, denn hier wurde eine angebotene Mitfinanzierung von Regierungsseite schon mehrfach abgelehnt. Die Weiterführung lebt als non profit Projekt von Eintritten und Spenden der Besucher. Und wie viel noch zu tun ist, zeigt die direkte Gegenüberstellung von Modell und derzeitiger Wirklichkeit.

So soll es einmal aussehen ...

So sieht es derzeit im Vergleich aus.

Am Abend sind wir dann vollkommen überwältig von den Eindrücken des Tages auf dem Campingplatz bei Gegrilltem und Wein bzw. Whiskey versackt. Die Entscheidung, welches der beiden Monumente beeindruckender ist, fällt echt schwer.





Der Tag darauf begann dann für alle etwas später – Fortsetzung folgt mit weiteren beeindruckenden Landschaften …

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